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Mit dem Zweiten täuscht man besser

In den Jamaika-Sondierungsverhandlungen stellt vor allem der Familiennachzug für die so genannten subsidiär Schutzbedürftigen einen zentralen Streitpunkt dar. Die Bundesregierung hatte den Nachzug für diese Gruppe für ein Jahr ausgesetzt, die Grünen möchten diese Aussetzung aufheben. Die CSU ist strikt dagegen. Die ZDF heute-Redaktion veröffentlichte nach dem vorläufigen Abbruch der Sondierungen eine Grafik mit Umfragedaten, die belegen sollen, wie sehr die CSU damit gegen eine Bevölkerungsmehrheit steht, selbst im Unionslager.


„Einer der größten Streitpunkte bei den Jamaika-Sondierungen: das Recht auf Familiennachzug. Im ZDF-Politbarometer spricht sich eine Mehrheit dafür aus“, textet der Sender. Die Balken der Umfrage-Grafik zeigen: 67 Prozent dafür, nur 20 dagegen. Selbst unter den Unionsanhängern sind 67 Prozent dafür.
Viele Zuschauer lesen wahrscheinlich nicht, wonach das ZDF tatsächlich gefragt hatte: „Recht auf Familiennachzug für anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge finde ich…“ (gut oder schlecht).
Nur: darum geht es in den Sondierungsverhandlungen gar nicht. Gegen das Recht auf Familiennachzug für anerkannte Asylbewerber hat keine der vier Parteien etwas einzuwenden.  Im Jahr 2016 bekamen allerdings nur  2 120 Menschen tatsächlich Asyl nach dem Wortlaut des Grundgesetzes. Subsidiären Schutz nach Paragraf 4 des Asylgesetzes erhalten Migranten,  die gerade nicht unter den Schutz des Asylrechts fallen, aber auch nicht unter die Flüchtlingskonvention. Für die gilt nur, dass sie in ihrem Heimatland  unzumutbaren Härten ausgesetzt wären. Ihr Schutzstatus wird auf ein Jahr gewährt, bei Verlängerung zwei Jahre.
Das ZDF verkauft seinen Zuschauern also bewusst Umfragezahlen unter einer falschen Flagge.


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5 Kommentare
  • Werner Marquardt
    18. November, 2017

    Im Pressecodex steht zudem, dass die Anzahl der Befragten veröffentlicht werden muss und ob es sich um eine repräsentative Umfrage handelt.
    Angesichts der in immer kürzeren Abständen veröffentlichten Befragungen drängt sich mir die Frage auf, ob die Umfrage-“Insitiute” (klingt irgendwie viel zu wissenschaftlich /seriös) nicht einen Pool von Stamm-Auskunftgebern angelegt haben, von denen sie wissen, wie sie vermutlich antworten werden und von denen sie auch ihre Parteipräferenz schon vorher kennen. Wenn ich bei daher gelaufenen Interviewen überhaupt antworten würde, ob sie die Parteipräferenz ifPartei (ideologiefreie Partei) zu was anderem umswitchen würden, wer kann das schon nachvollziehen?
    Ein anderer Aspekt dürfte das “Vorgespräch” sein, der Einstieg vor dem Vortragen der eigentlichen Fragen. Damit kann man manche Menschen prima manipulieren und sogar welche dann doch NICHT fragen, wenn sie nicht manipulierbar sein sollten.

  • Ulrich Wemme
    18. November, 2017

    Bin gegen unbegrenzte Aufnahme, man soll
    Aufhören Krieg zu spielen/ zu fördern durch Geld und Waffenlieferungen. Man sollte in jedem Land, wo man geboren wurde, leben können. Also die Ursachen nicht nur beim Namen nennen, sondern auch die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen.
    Und in jedem Land Menschenwürde Lebensbedingungen schaffen.
    Das schützt Menschen und viel Material , welches für friedliche Nutzung/ Dinge verwendet werden kann.

  • Werner Marquardt
    19. November, 2017

    Fakten, Fakten, Fakten und an die Leser denken. Zitat Helmut Markwort, ehemaliger Chefredakteur des Focus Magazins.
    Eine Grafik der gewährten Schutzstatus – Varianten über die Jahre sowie eine Definition des Begriffs “subsidiär schutzbedürftig” wäre im Artikel überaus hilfreich.

  • Martin Landvoigt
    22. November, 2017

    Stellen wir uns einmal vor, man führt gar keine Umfrage durch, behauptet aber, man habe das getan. Die Zahlen könnten frei erfunden sein. Dann bräuchte man nicht mal manipulierende Fragestellungen und Interviewer. Wie könnte man nachweisen, dass es sich gar nicht um eine echte Umfrage gehandelt hat? Wie ist die Beleglage der Auswertung? Oder: Es gab eine echte Umfrage, aber die Erfassung der Antworten wurde manipuliert. Wäre das nachweisbar? Was hier offensichtlich bei der Veröffentlichung geschieht ist das unhinterfragte Vertrauen in den Herausgeber vermeintlicher Umfrageergebnisse.

    Ich habe mir mal die veröffentlichte Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen / Christian Pfeiffer über ‘Gewalt und Religiosität und warum Freikirchler bzw. Evangeikale am ehesten ihre Kinder züchtigen’ genauer angesehen. In dieser Studie wird nicht ausgewiesen, welche Freikirchen überhaupt in die Untersuchung eingegangen sind, also war nicht klar, ob hier die Evangelische Allianz, Zeugen Jehovas oder Neuapostolische Kirche oder andere untersucht wurden, bzw. ob hier eine generalisierende Behauptung überhaupt möglich wäre. Zudem waren die Fallzahlen gerade aus dieser untersuchten Gruppe so gering, dass eine statistische Signifikanz nicht ermittelbar war. Das alles verschwieg dieses Institut und konnte erst bei Prüfung der Studie erkannt werden. Kein journalistischer Artikel beschäftigte sich seinerzeit mit den statistischen Fehlern, und dabei konnte hier auf die veröffentlichte Studie zur Prüfung zugegriffen werden. Wie viel schlimmer dürfte die Beleglage sein, wenn man die Studie nicht überprüfen kann?

  • Meier
    23. November, 2017

    Wer, wen und wieviele hat das ZDF hier eigentlich befragt?
    Ich kann auch jede Meinung als Befragung ausgeben wenn ich die Information ohne Kerninformation liefere.
    Dann bilden 10 Menschen in der Redaktion die Meinung, und das würde sich auch hervorragend mit den getroffenen Aussagen decken.

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