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Wie der Stern in Sachsen wieder einmal fast Nazis fand

Der Stern und Sachsen – das ist eine lange Geschichte, die immer nach den gleichen Mustern und in vielen Fortsetzungen abläuft. Ungefähr wie „Der Rosarote Panther“, nur entschieden weniger lustig. Im Fall des Magazins aus Hamburg bemühen sich journalistische Detektive in jeder Folge, sächsische Nazis ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren.

Um nicht falsch verstanden zu werden: natürlich gibt es in Sachsen auch Leute, für die der Begriff Nazi angemessen ist. Zwar nicht immer so viele auf einmal und an einem Ort wie kürzlich vor dem Brandenburger Tor in Berlin, aber doch einige. Nur ertappen die Clouseaus aus dem Norden regelmäßig die Falschen. Und weil ein wachsendes Publikum dieser Serie ihre Bemühungen von Mal zu Mal komischer findet, geht es das nächste Mal gleich noch ein bisschen verbissener zur Sache. Stern-Autor Walter Wüllenweber hatte vor einiger Zeit eine Stern-Titelgeschichte über Sachsen, „das dunkelste Bundesland Deutschlands“ verfasst, die vor Verdrehungen, Manipulationen und hysterischer Schaumschlägerei nur so strotzte. Jetzt gibt es auf stern.de einen neuen Wüllenweber-Report über das Dunkelland: Nazis bei der sächsischen Polizei. Jedenfalls Fast-Nazis. Beziehungsweise etwas, was jedenfalls Walter Wüllenweber daran erinnert.

Der Autor nimmt ordentlich Anlauf: Ein „Fiasko“ sei der Pressetermin zur Vorstellung des neuen Anti-Terror-Panzers geworden:

„In den sozialen Netzwerken fliegt den Verantwortlichen jetzt ein kleines, pikantes Detail um die Ohren. Nutzer entdeckten, dass die Sitze des Fahrzeugs bestickt sind. Mit einem Logo und dem Schriftzug “Spezialeinsatzkommando Sachsen”, in einer Ästhetik (Frakturschrift, Lorbeerkranz, stilisierte Adlerschwingen), die manch einen an die Symbolik des Dritten Reiches erinnert.“

Nun handelt es sich bei dem SEK-Logo auf dem Sitz des Fahrzeugs um eine Art allegorischen Auffahrunfall, kombiniert mit der Typografie des Terrors: Das sächsische Staatswappen im Lorbeerkranz mit gestreckten Bundesadlerflügeln, dazu in einer häßlichen Frakturschrift die amtliche Bezeichnung der Polizeieinheit. Aber „Symbolik des Dritten Reiches“? Kommt nicht vor, außer im Vorspann zu Wüllenwebers Text. Zumindest kann der Stern-Mann einige Twitter-Zeugen („manch einen“) auftreiben, die sich an das Dritte Reich erinnert fühlen, wenigstens ein bisschen, wie ein gewisser Andreas Raabe:

„Hübsches Logo! Fast wie früher … fehlen nur Adler und Kreuz. Frage mich, wer sich sowas ausdenkt heutzutage im Freistaat #Sachsen ?“

Ja, fehlen nur noch Reichsadler mit Hakenkreuz. Mit anderen Worten: Käme jetzt ein Nazisymbol dazu, wäre der Naziskandal perfekt. Wenn überhaupt, dann erinnert das ganze entfernt an das Logo der Deutschen Reichsbahn, die in der DDR bis 1990 verkehrte.

„Dutzendfach prasselt nun Kritik auf das Sächsische Staatsministerium des Innern ein“, textet der Hamburger Fahnder, und schreibt zum Beweis sechs Tweets ab, die allerdings auch keinen Aufschluss auf ein verstecktes Stück des Dritten Reiches bringen. Dann fragt er noch beim Sprecher des sächsischen Innenministeriums nach, der allerdings halsstarrig in Frakturschrift und Lorbeerkranz und vermutlich sogar im sächsischen Staatswappen „keine rechte Attitüde“ erkennen will. Woraus der Autor eine schöne Headline fertigt: „Rechte Attitüde? Stickerei in sächsischem Polizeifahrzeug sorgt für Empörung“. Nämlich beim Stern-Schreiber und einem Halbdutzend Leuten mit Twitteraccount.

Immerhin, die sächsische Grünen-Fraktion will eine kleine Anfrage stellen.

Apropos: Der Gründer des Hamburger Blattes Henri Nannen soll vor 1945 das eine oder andere mit dem Dritten Reich zu tun gehabt haben.

Wenn Sie jetzt noch eine Verbindung zwischen Nannen und Sachsen herstellen, Walter Wüllenweber, dann ist Ihnen die nächste Titelgeschichte im Stern sicher.

 


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13 Kommentare
  • Hungerdunger, Hungerdunger, Hungerdunger, and McCormick
    18. Dezember, 2017

    Jeder langt mal daneben, jeder erholt sich davon und kommt wieder auf die Füße.

    Ausnahme: “Der Stern”. Die haben sich von den “Hitlertagebüchern” nie wieder erholt.

    Ein Magazin für die linken Lehrer, die nicht gerne viel lesen und lieber Fotos anschauen.

  • Hajo Blaschke
    18. Dezember, 2017

    Im Jahre 1941, also mitten in der schlimmen AH-Zeit, wurde eben von diesem AH diese Frakturschrift abgeschafft und durch Antiqua ersetzt. Aber mittlerweile weiß ja jeder, keiner ist blöder als die Journaille des Schmierblattes mit den AH-Tagebüchern. Blöd, blöder, stern.

    • Lichtenberg
      19. Dezember, 2017

      Nannen- und Kujau-Komplex haben bleibende Traumata und unübersehbare Symptome von Demenz hinterlassen. Die Folge: Kompensations-Furor.

  • oldman
    18. Dezember, 2017

    Logo sorgt für Empörung : offensichtlich bei 6 zwangsempörten Berufsantirechten, siehe Twitter.
    Für Empörung bei mir sorgt eher der hirnverbrannte Schreiberling namens Wüllenweber, dem offenbar keine Verdrehung und Mache bei seinen Qualitätselaboraten zu viel sein kann.

  • Matthias Matussek
    19. Dezember, 2017

    Ich war beim Stern gerade angeheuert, als die Chefredakteure mit glänzenden Augen von ihrem Hitler-Knüller berichteten. In der Heß-Nummer, dem mit über 2 Mio Mal verkauften Folgeheft, war ich mit 4 (vier) Geschichten vertreten. Ich für meinen Fall bin dem Führer dankbar, dass er sich in einem schlitzohrigen Fälscher manifestiert hatte – soviel Leser hatte ich nie wieder 😂

  • Altmetall
    19. Dezember, 2017

    Was der Stern uns verheimlicht: Die Polizei des Freistaats arbeitet für eine ausländische NGO!
    Der Beweis:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/a/a1/Wheelssaxon.jpg/220px-Wheelssaxon.jpg

  • Gerhard Lenz
    19. Dezember, 2017

    Das Üble daran ist ja, daß solche Stern- und Spiegelgeschichten nach der Buschtrommel-Methode binnen kürzester Zeit weiterverbreitet und je nach Bedarf medial verhackstückt werden. “Wirbel um Frakturschrift in sächsischem Polizeiauto” lese ich eben in meiner fränkischen Regionalzeitung. Tenor: In Sachsen schon wieder Probleme mit Nazis.
    Wer den “Wirbel” verursachte und was es mit dieser Frakturschrift auf sich hat erfährt der Leser der 20-Zeilen-Meldung natürlich nicht. Dank an Publico und Alexander Wendt für diesen faktenreichen Meinungsbeitrag.
    Gerhard Lenz

  • Clemens Bernhard Bartholdy
    19. Dezember, 2017

    Ich finde ja, dass man da ein wenig Verständnis aufbringen muss für die Wüllenmäuse dieser Welt. Seit es in diesem Internet (bekanntlich setzt sich das ja nicht durch, aber jetzt isses nunmal eben da) massenhaft hübsche Hupen für jeden Geschmack umsonst und gratis gibt, ist es verdammt schwer geworden, sechzig bis 90 Seiten Hochglanzpapier zu füllen, ohne das – ohnehin schwindende – Stammpublikum zu vergrellen.

    Da muss man eben auf die anderen beiden Sachen zurückgreifen, die immer gehen:
    Katzenbilder und irgendwas mit Nazis.

  • kdm
    19. Dezember, 2017

    Den Stern gibt’s noch? Sieh an.

  • Seppelfricke
    19. Dezember, 2017

    Erst wenn der letzte Braune gerodet, der letzte Faschist vergiftet, der letzte Nazi gefangen ist, werden die Linken merken, dass man den Stern nur zum Kaminanzünden verwenden kann.

  • Wofl
    21. Dezember, 2017

    Die Gestaltung des Logos halte ich in der Tat für einen ästhetischen Mißgriff, jedenfalls was die gewählte Schriftart angeht. Es handelt sich um eine moderne Gestaltung der Texturschrift, die auf der gotischen Schrift beruht und inzwischen geradezu inflationär in allen möglichen historisierenden und pseudohistorischen Kontexten verwendet wird. In Deutschland wurde diese Schrift schon vor Jahrhunderten durch die Fraktur abgelöst, die Textur wurde dagegen vor allem in England noch lange weiter verwendet. Der Grund für den vielfachen aktuellen Einsatz dieser Schrift liegt darin, daß entsprechende Schriftfonts in Textverarbeitungssoftware schon lange leicht verfügbar sind, die Gestaltung dieser “altertümlichen Druckschrift” orientierte sich eben an der in angelsächsischen Ländern geläufigeren Vorlage. Das Logo dokumentiert damit also vor allem den ubiquitären Einsatz von Software aus dem Hause Microsoft und wirkt eher wie das Werk eines halbwüchsigen Homepage-Bastlers als das eines professionellen Designers.

    • Horst Tannenberg
      3. Januar, 2018

      So ist es. Nur aus Protest gegen Heiko M. werde ich nicht mehr zum Hasseröder-Trinker werden, normalerweise bevorzuge ich wohlschmeckende Weine und Biere. Aber um die sterns zu ärgern, wird es heute ausnahmsweise sogar ein Hacker-Pschorr geben, die verdächtig isonzograu tümelnde Kappe werde ich mir dazudenken, weil überteuert bei billiger Verstellplaste.

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