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Ich bitte herzlich um bessere Feinde

In eigner Sache: Fake News über den Autor

Über das Bild, das in der Öffentlichkeit von mir geprägt wird, habe ich bisher kaum ein Wort verloren. Mein Bild zeichne ich schließlich durch meine Texte und Bücher überwiegend selbst, darüber hinaus gibt es wenig Wissenswertes. Der Wikipedia-Artikel über mich zeichnet sich durch angenehme Kürze und seine Konzentration auf mein letztes Buch aus. An dem Wikipedia-Eintrag zu mir hatte ich nie mitgeschrieben, ich kenne seine Verfasser nicht.

Offenbar gibt es mehrere. Seit relativ kurzer Zeit – dem 17. März 2018 – steht dort ein neuer Satz:

„2017 trat er als Gastredner bei einer von den beiden Klimaleugnerorganisationen EIKE und CFACT veranstalteten ‚Klimakonferenz’ in Düsseldorf auf.“

Nun lese ich ab und an Beiträge auf der Webseite von EIKE, die auch schon Texte von über die Energiewende übernommen hatte, ich interessiere mich für die wissenschaftliche Kontroverse in der Klimafrage, wie sie beispielsweise in dem anti-alarmistischen Buch „Die Klimafalle“ von Hans von Storch und Werner Krauß geschildert wird. Von Storch gehört zu den fachlich renommiertesten und vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen konsequent ignorierten deutschen Klimawissenschaftlern. Nur: ich war nicht bei der Konferenz in Düsseldorf anwesend, weder als Gastredner noch als Gast. Ich war 2017 überhaupt nicht in Düsseldorf, zu welchem Zweck auch immer, obwohl ich die Stadt durchaus mag. Der Satz in dem Wikipedia-Artikel fällt also unter die Rubrik der harten Fake News. Ganz abgesehen von der Frage, was eigentlich ein „Klimaleugner“ ist. Bei EIKE jedenfalls leugnet weder irgendjemand die Existenz des Klimas noch die Tatsache des Klimawandels. Dass die Ergänzung des Eintrags etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass ich zu den Erstunterzeichnern der „Erklärung 2018“ gehöre und auch ein wenig an deren Text mitgewirkt hatte, ist, sagen wir, eine Arbeitshypothese.

Es handelt sich schon um den zweiten Versuch, mich zu etikettieren. Der erste fand statt, als ich 2017 in Saalfeld aus meinem Buch „Der grüne Blackout. Warum die Energiewende nicht funktionieren kann“ las. In der anschließenden Diskussionsrunde fragte mich eine Frau, ob es denn den Klimawandel tatsächlich gebe, oder ob das ein Fake sei. Ich antwortete mit meinem Standardsatz, das Klima wandle sich, seit es ein Klima gebe, daran werde sich auch bis zum Ende der Welt nichts ändern. Am nächsten Tag erschien in der Ostthüringer Zeitung ein Artikel über meine Lesung unter der Überschrift: „Von einem, der auszog, den Klimawandel zu leugnen“. In dem Text hieß es noch einmal explizit: „Er leugnet den Klimawandel.“ Ohne belegendes Zitat. Das gab es ja nicht. Außerdem hieß es: „Von weit Rechtsaußen schlägt er auf alle ein, die sich an erneuerbaren Energien erwärmen.“ Was es mit meinem Einschlagen von Rechtsaußen eigentlich auf sich hatte, erfuhren die OTZ-Leser nicht, wie sie in dem Text überhaupt nichts über den Inhalt meines Buches erfuhren. Deshalb trage ich das an dieser Stelle nach: Ich las aus einer Passage vor, die im wesentlichen aus Politikerzitaten bestand, unter anderem aus Angela Merkels Versicherung von 2011, die Erneuerbare-Energien-Umlage werde bis 2020 stabil bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde bleiben (seit 1. Januar 2018 beträgt sie 6, 79 Cent), dem berühmten Versprechen Jürgen Trittins, die Energiewende werde eine Familie pro Monat „den Gegenwert einer Kugel Eis“ kosten, und Norbert Röttgens Prognose von 2013, der Preisanstieg für elektrische Energie werde „sehr moderat“ ausfallen. Dass man sich den Stempel „weit rechtsaußen“ schon durch das Zitieren etablierter Politiker verdient, gehört seitdem zu meinem Erfahrungsschatz. Das einschlägige Delikt lautet wahrscheinlich: hetzen mit Fakten. Was den Klimaleugner-Vorwurf angeht, der OTZ-Journalist war bei der Lesung anwesend, es konnte sich also nicht um ein Missverständnis durch stille Post handeln. Er wusste, dass er die Unwahrheit schrieb. Mit Hilfe des Hamburger Rechtsanwalts Joachim Steinhöfel mahnte ich die Zeitung ab, die sich dann ohne Gerichtsverhandlung verpflichtete, den Unsinn nicht zu wiederholen.

Bei Oscar Wilde heißt es: „Ich wähle meine Freunde nach ihrem guten Aussehen und meine Feinde nach ihrem Verstand.“

Hiermit bitte ich auf den Knien meines Herzens um bessere Gegenspieler.

 

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (43)

  • Es dürfte wahrlich nicht sehr schwer sein, bessere Feinde als gerade die "Ostthüringer Zeitung" zu finden. Seine Erwähnung in diesem Blog tut diesem Blättchen aus der Funke-Mediengruppe eigentlich schon viel mehr Ehre an als ihm eigentlich zusteht. Und dies spricht im Umkehrschluss wiederum für die Qualität von PUBLICO, die ich nicht mehr missen möchte. Herzlichen Dank, Herr Wendt, weiter so und viele Grüße aus dem Verbreitungsgebiet der OTZ!

  • Sie werden keine besseren Gegenspieler bekommen, denn die Gegenseite hängt Ideologien oder religiösen Wahngebilden an, die so verrückt sind, dass niemand bei Verstand diese Leute intellektuell verteidigen würde. Und falls doch, so müsste er sein Niveau bewusst herunterschrauben, weil anders eine Verteidigung, die nur eine Scheinverteidigung sein kann, gar nicht möglich ist.

  • Kleiner Kommentar am Rande: Der Klimaleugner-Zusatz in dem Profil wurde vom Wikipedia-Editor Andol ergänzt, einem selbsternannten Gralshüter der wahren Klimafakten (https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Andol) , der es sich nicht nehmen lässt, jeden Wiki-Artikel vermeintlicher Klimaleugner (insbesondere Eike) mit seiner Meinung zu beehren und zu denunzieren. Es ist eine Schande, wie ein ursprünglich als Faktenlexikon geplantes Wikipedia immer mehr in den Boulevard der Meinungen selbsternannter Aktivisten abgleitet. Hier versteigt sich ein Historiker in klimatechnischen Diskussionen auf naturwissenschaftliches Gebiet, um Ideologien zu verbreiten.

  • Nur am Rande: Hans von Storch hat 1976 die D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation der Nichtkommerziellen Anhänger des Lauteren Donaldismus) ins Leben gerufen. Ein durch und durch kompetenter Mann.

  • Es ist schon bezeichnend, welche erbärmlichen Wichte sich hier als Meinungsbildner gerieren (dürfen). Unbeweisbare Behauptungen aufstellen, Tatsachen verdrehen ist ein vorherrschender Charakterzug dieser Journaille. Da tun klare Worte, wie von Ihnen, Herr Wendt, gut und sind notwendiger denn je.

  • Was für das mittelalterliche Papsttum die Ketzer,
    sind für den linksgrünen Mainstream die Hetzer.

  • Früher hiess es mal: viel Feind, viel Ehr`, aber die Feinde heute sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Danke Herr Wendt, bitte weiter so !

  • Sehr geehrter Herr Wendt, Menschen mit besserer Bildung, mehr Sinn und mehr Empathie, kurz gesagt logische Denker ,die mit prägnanten inhaltsvollen Reden und Artikeln die Menschen fesseln und von einer Sache überzeugen können, haben Denunzieren und mobben nicht nötig. Manchmal habe ich das Gefühl Diskussionskultur und Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden wird bei den meisten Menschen nicht mehr mitgeliefert. Darum kippen sie über ihre "Widersacher" Kübel von Müll aus und hoffen sie so mundtot zu machen. Oder schlimmer noch, sie beschädigen ihr Eigentum, bedrohen sie und ihre Lieben. Schlimmstenfalls wird man verprügelt, wie letzten Montag in Hamburg geschehen. Mir macht das manchmal schon Angst. Habe ich immerhin noch in meinem Elternhaus etwas Anderes beigebracht bekommen.

  • Auch kaltesonne.de hält den Interessierten auf dem Stand der Klimadiskussion. Und Vahrenholt hat auch mit Wühlmäusen in der WikiManufaktur zu kämpfen: http://www.kaltesonne.de/die-wikimanufaktur/

    Nicht dass jemand auf den Gedanken kommt und die Geschichten über solche Manipulationen den Verschwörungstheorien zuordnet. Aber so ganz offen wie in der OTZ nenne ich schon Chuzpe. Das kann man nur damit erklären, dass sich solche Schreiberlinge in ihrer Echokammer sicher fühlen.

  • Sehr geehrter Herr Wendt,
    bitte befragen Sie Ra. Steinhöfel, ob folgender Tatbestand greift:
    § 241a
    Politische Verdächtigung
    (1) Wer einen anderen durch eine Anzeige oder eine Verdächtigung der Gefahr aussetzt, aus politischen Gründen verfolgt zu werden und hierbei im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen durch Gewalt- oder Willkürmaßnahmen Schaden an Leib oder Leben zu erleiden, der Freiheit beraubt oder in seiner beruflichen oder wirtschaftlichen Stellung empfindlich beeinträchtigt zu werden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Mitteilung über einen anderen macht oder übermittelt und ihn dadurch der in Absatz 1 bezeichneten Gefahr einer politischen Verfolgung aussetzt.
    (3) Der Versuch ist strafbar.
    (4) Wird in der Anzeige, Verdächtigung oder Mitteilung gegen den anderen eine unwahre Behauptung aufgestellt oder ist die Tat in der Absicht begangen, eine der in Absatz 1 bezeichneten Folgen herbeizuführen, oder liegt sonst ein besonders schwerer Fall vor, so kann auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren erkannt werden.

    Mit freundlichem Gruß!