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Hörtipp: Diskussion über die Erklärung 2018 im Deutschlandfunk

Gibt es eigentlich einen öffentlichen Streit über die „Erklärung 2018“, mittlerweile umgewandelt in eine Massenpetition, die im Mai in den zuständigen Bundestag eingebracht werden soll? Bisher eigentlich kaum.

Was es gab, waren eine Flut von Beiträgen in diversen Medien, in denen die Erklärung, in der es um eine pragmatische Ordnung der Migration geht, mit den üblichen Begriffsstanzen „demokratiegefährdend“ (Titel, Thesen, Temperamente), „rechts“ und „Getümmel schäumender Wutbürger“ (Ernst Elitz) belegt wurde, ohne sich großartig mit ihrem Inhalt auseinanderzusetzen.

Die Tagesspiegel-Journalistin Caroline Fetscher brachte es sogar fertig, die „Erklärung 2018“ in NS-Nähe zu rücken. Begründung: In dem Erklärungstext werde die „Wiederherstellung der rechtsstaatlichen Ordnung“ gefordert; das Wort „Wiederherstellung“ tauche auch in einem Naziparagraphen von 1933 auf. (Übrigens laut Google auch 41 900 mal in verschiedenen Tagesspiegel-Ausgaben, das nur als Fußnote.)

Zwischen eben dieser Caroline Fetscher und meiner Wenigkeit hatte der Deutschlandfunk dankenswerterweise ein Streitgespräch organisiert, das am Samstagnachmittag ausgestrahlt wird. Der Versuch des Senders, eine tatsächliche Debatte in Gang zu bringen, ist großartig. Allerdings: aus dem, was dann am Donnerstag in den Studios tatsächlich stattfand, ergab sich kein Austausch von Argumenten. Ein Beispiel zur Illustration: Ich sagte, der Kontrollverlust von 2015 sei immer noch nicht überwunden, es gebe immer noch Fälle von Asylbewerbern mit zig Identitäten, es gebe 230 000 abgelehnte, aber bis heute nicht abgeschobene Migranten – unter diesen Bedingungen sei es absurd, pro Jahr weiter wahllos eine Viertelmillion Menschen ins Land zu winken, also ungefähr die halbe Einwohnerschaft der Stadt Nürnberg (das heißt, die “halbe” hatte ich vergessen, ich bitte alle Nürnberger um Pardon. Aber diese zu und zu schöne Stelle hat der DLF leider sowieso herausgeschnitten).

Worauf Frau Fetscher sagte: „Nürnberg wächst überhaupt nicht um eine Viertelmillion pro Jahr. Das ist eine ungeheuerliche Behauptung.“

Unter diesen Bedingungen gestaltet sich eine Diskussion etwas schwierig.

Was dann noch von ihrer Seite folgte: Die Unterstützer der „Erklärung 2018“ kämen von den „Rändern der Gesellschaft“, es seien vor allem Ostler, „bei denen ganz viel schiefgelaufen ist“. Ansonsten bestand ihr Beitrag darin, immer dann zu reden, wenn ich etwas sagte (ein Verfahren, was ich schon von einem Greenpeace-Vertreter in einer Radiodiskussion kannte). Wenn es schon nicht so viele Argumente in der Sache gibt, kann man nämlich immer noch dafür sorgen, dass die Hörer die Worte des Kontrahenten bestenfalls in Bruchstücken mitbekommen.

Insofern: Es wird kein Vergnügen sein, der Sendung zu folgen.

Sie wird heute in der Reihe „Streitkultur“ vom Deutschlandfunk von 17.05 bis 17.30 Uhr ausgestrahlt.


Nachtrag: hier noch ein sehr sachlicher Text zur „Erklärung 2018“ im Bonner Generalanzeiger.
Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (23)

  • Nur zur Ergänzung: Nürnberg hat eine halbe Million Einwohner. Und danke für die Vorwarnung: um meine Gesundheit zu schonen, werde ich mir das "Streitgespräch" nicht anhören. Die Kostproben aus Fr. Fetschers Gesprächsbeiträgen reichen völlig aus, um mir das als Unterzeichnerin der Erklärung, weder aus dem Osten stammend noch "abgehängt "(was auch immer das sein soll), nicht anzutun. So gerne ich Sie, Herr Wendt, auch mal gehört hätte.

  • Nachdem ich den Redebeitrag von Frau Fetscher zur Kenntnis genommen habe, gibt es für mich nur eine Anmerkung dazu. Entweder ist Frau Fetscher bösartig, sie wollte den Vergleich mit Nürnberg falsch verstehen, oder sie ist einfach nur dumm. Soviel ideologisches Brett vorm Kopf muss heftig weh tun.

  • Mit geistig untergroßen Personen eine Diskussion führen zu wollen: Respekt Herr Wendt. Schon diese Reaktion auf die Nürnberg-Bemerkung. Die Stadt sollte umbenannt werden. Schließlich fanden dort die Reichsparteitage statt. So was geht gar nicht.

  • Leider konnte ich die Diskussion nicht live verfolgen, aber nach ihren Schilderungen
    fiel mir der Sketch von Loriot 'mein Hund kann sprechen' ein. Unbedingt mal wieder anschauen! Ähnlich wie das Herrchen von seinem Hund 'Bello' glaubt, daß er sprechen könnte, glaubt der Tagesspiegel Frau Fetscher hätte eine Ahnung worüber sie spricht. Vielleicht sieht sie ja so putzig aus wie Bello? Das wäre ein kleiner Trost.

  • Kleiner Klugschiss am Rande: 41.900 mal "Wiederherstellung" in Tagesspiegel-Ausgaben scheint mir zuviel der Ehre. Die direkte Suche im Eingabefeld des Pamphlets ergibt "nur" 1726 Treffer, was aber für jede gerechte Schmähung ausreicht.

  • bei denen ganz viel schiefgelaufen ist , Na Ja , bei mir auch .

    Gruß !!

  • Lieber Herr Wendt,
    lassen Sie sich doch einfach nicht auf solche Institutionen ein. Lassen Sie all die Schwätzer unter sich, irgendwann hört denen wirklich kein Mensch mehr zu, irgendwann verschwinden diese Dummköpfe.
    Ihnen aber Dank und beste Grüße!

  • Die Teilnahme an einer solchen Diskussion ist sicher sehr ehrenvoll und gewiß auch notwendig. Leider zeigt es sich immer wieder, dass mit unseren Linksdrehenden keine Diskussion möglich ist, die ja offensichtlich nach dem Motto leben: Lieber ein gesunes Vorurteil, als sich von den Tatsachen verwirren lassen. Was von der links(-liberalen) Seite an Stuss speziell zu den Flüchltingen verzapft worden ist, wird hoffentlich in späteren Geschichtsbüchern unter "betrüblicher geistiger Verwirrung" laufen.

  • Was ich von Frau Fetscher halte, kann ich spätestens nach dieser Sendung nicht mehr öffentlich sagen. Wie kann man nur so penetrant am Thema vorbeidiskutieren und dem Gespärchspartner derart ungezogen und aggressiv ins Wort fallen. Für Sie, Herr Wendt, ein klarer Sieg nach Punkten - nicht nur in Fragen des Umgangs sondern erst recht inhaltlich.

  • Ich wage zu behaupten, dass bei der armen Frau Fetscher etwas so ziemlich falsch gelaufen ist.