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Abwärts mit Antifa

Bei der Hamburger Morgenpost handelt es sich um ein ganz besonderes Blatt. Kaum ein Tabloid-Blatt gibt sich so straff links und korrekt wie das Erzeugnis aus dem Haus DuMont Schauberg. Vor zwei Jahren etwa färbte die Zeitung auf ihrer  Frontseite eine Sachsenkarte komplett braun ein und titelte: „Der Schandfleck.

Anlass für die Kollektivverdammung von gut vier Millionen Sachsen war damals ein Brandanschlag auf das leerstehende Hotel „Husarenhof“ in Bautzen, das zu einem Asylbewerberheim umgebaut werden sollte. Während das Hotel niederbrannte, so hieß es damals landauf, landab in den Medien, habe ein „Mob“ gefeiert. Später stellte sich heraus, dass der Mob aus drei betrunkenen Jugendlichen bestand. Und gelöst ist der Brandstiftungsfall bis heute nicht. Ob es überhaupt einen politischen Hintergrund gab – unklar.

In der Chefredaktion der Hamburger  Morgenpost gilt allerdings die Maxime, dass zu viel Differenzierung nur die Schlagzeile kaputtmacht.

Die wirklich große Zeit der Redaktion begann, als sie nicht mehr aus der Ferne über das braune Sachsen berichtete, sondern über hochgefährliche Bürger, die in der Hansestadt  unter der Parole „Merkel muss weg“ zu demonstrieren begannen.

„Knallt es heute in Hamburg? 300 Linke demonstrieren friedlich – Rechte starten bald“, kommentierte das Blatt eine der ersten größeren Merkel-weg-Kundgebungen.

Außerdem nannte die „Morgenpost“ die Demonstranten, um das erwartete Knallen auf der Straße ein wenig zu unterfüttern, in ihrem Facebook-Auftritt „Neonazis“. Das löschte sie später, leugnete dann, es jemals geschrieben zu haben, und gab es am Ende zu, weil Screenshots davon existierten.

Als der Hamburger Autor und Journalist Matthias Matussek die Bürgerbeschimpfung und deren anschließende Vertuschung kritisierte, gab sich die Zeitung nicht etwa kleinlaut, sondern führte Matussek einer Extrabehandlung zu. „Eine wirre Hassattacke“ sei das gewesen, recherchierte die Morgenpost daraufhin, von dem „feinen Herrn“, dem „irrlichternden Intellektuellen“.

Seit kurzem gibt es nun eine Antwort auf die Frage: was bringt die konsequente Antifaisierung eines Blattes umsatzmäßig? Kaum einem etablierten Printmedium geht es wirklich gut, die jährlichen Auflagenverluste liegen meist zwischen vier und acht Prozent. Es gibt allerdings eine Zeitung, die in der letzten IVW-Analyse unter den Regionalzeitungen besonders hervorsticht: Die Hamburger Morgenpost. Sie verlor laut IVW-Zahlen vom 1. Quartal 2017 bis zum 1. Quartal 2018 14,2 Prozent ihrer Leser, so viel wie bundesweit kein anderes Medium.

Mittlerweile geht ihr Sink- in einen Sturzflug über. Über die Zahlen der Hamburger Morgenpost von 2017 schrieb das Branchenblatt „meedia“:

„Im 4. Quartal 2017 setzte der Verlag gegenüber dem Vorquartal 63.526 Exemplare ab. Das ist ein Minus von 7,74 Prozent. Der Einzelverkauf brach sogar in diesem Zeitraum um 8,4 Prozent auf 43.825 Exemplare ein. Vergleicht man das 4. Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahresquartal, ist das Bild deutlich schlechter. Hier sank der Verkauf sogar um knapp 13 Prozent. Die Hamburger Morgenpost, die die Hamburger liebevoll kurz „Mopo“ nennen, kämpft seit Jahren gegen den Leserschwund. Noch vor einem Jahrzehnt verkaufte die zur DuMont Mediengruppe gehörende Tageszeitung mehr als 114.000 Exemplare.“

Nun sollen mehr Kommentare, mehr Kolumnen, mehr Standpunkte dem Blatt aus der Krise helfen. Doch der neue publizistische Kurs hat auch personelle Konsequenzen. Die Geschäftsführung will im Verlagsbereich und der Redaktion Stellen abbauen. Von dem Personalabbau erhofft sich die Geschäftsführung Kosteneinsparungen. Dennoch macht sich die weiter rückläufige Auflage der gedruckten Zeitung, die noch immer wesentlicher Erlösträger des Unternehmens ist, unvermindert in der Ertragslage bemerkbar. Operativ rutschte die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2016 in die roten Zahlen. 2017 ist keine Besserung in Sicht. „,Es liegen noch keine Bilanzzahlen für 2017 vor. Ich gehe aber davon aus, dass wir im vergangenen Jahr operativ einen Verlust geschrieben haben’, betont Mopo-Geschäftsführerin Susan Molzow.“

Von einer der letzten Merkel-muss-weg-Demos in Hamburg – oder vielmehr die „Gegendemonstration“ berichtete die MoPo:

„Diesmal waren es rund 1200 Menschen, die sich den ‘besorgten Bürgern’ gegenüberstellten. Beim Gegenprotest herrschte eine gute und friedliche Stimmung. Mit Chören wie ,Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda’ versammelten sich Gegendemonstranten aus allen  Altersgruppen auf dem Dammtordamm – eine Gruppe hielt beispielsweise Schilder mit der Aufschrift ,Omas gegen Rechts’ in die Höhe.“

In Kürze dürfte die Abteilung „ehemalige MoPo-Redakteure gegen Nazis“ dazustoßen.

 

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Kommentare anzeigen (16)

  • Sollte das Blatt im Nirvana verschwinden, mich stört es nicht im Geringsten.
    Wer Andersdenkende verunglimpft und dabei denkt, es wäre nur ein Spiel und
    ich Schreiberling als Redakteur/Autor per se im Recht, hat verloren, nicht nur das "Spiel",
    auch seine Reputation als Rechtschaffener/Demokrat.

  • Der Umsatzverlust hat aber noch nicht dazu geführt den Wahrheitsgehalt zu erhöhen und die politische Richtung der Zeitung zu ändern. Es tut noch nicht richtig weh. Die entlassene linke Journaille müsste vor Schmerzen schreien. Die Hamburger MoPo ist aber nur eine die Auflagenverlust hinnehmen muss. Focus und Spiegel, FAZ und Süddeutsche geht es nicht besser. Manche lernen nur durch Schmerz. Mal sehen wie lange es noch dauert, der Inhaber muss von den Erlösen seinen Schampus, seine Ehefrau und Geliebte, seinen Porsche und seine Villa finanzieren. Da ist mit Links und Antifa schnell Schluss.

    • Ich glaube nicht, dass die dazu lernen. Ideologien sind meistens stärker und von denen abzurücken, kommt für einige dem Verlieren eines Lebenssinnes gleich - besonders wenn sie keinen anderen Sinngeber im Leben haben. Deshalb stürzten viele nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und des DDR-Sozialismus in ein tiefes Loch, weil sie bis zum Schluss glaubten, sie ständen für eine Sache, die der Menschheit zum Guten dient.

  • Manchmal gibt es eben doch noch Gerechtigkeit. Ich wünsche den zukünftig ehemaligen MoPo Mitarbeitern viel Spass beim Hartzen unter ihresgleichen.

  • Ach ja, die „besorgten Bürger“. Mittlerweile kann man fast wöchentlich in den Zeitungen nachlesen, wie sich die angeblich eingebildeten Sorgen nach und nach bewahrheiten. Daß die MoPo sich da noch traut, diesen Begriff zu benutzen, finde ich schon mutig.

  • Diese Mopo! Manchmal lasse ich
    mir Pizza ins HH- Haus bringen, die Mopo wird unaufgefordert mitgeliefert. Geht mit den Pizzaresten nach kurzem Überflug sofort in die Tonne, was für eine Verschwendung an Papier!

  • Ich las die mopo schon seit meiner Lehre (1984), da sie für mich eine gute Alternative zur unsäglichen BILD darstellte, aber in den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie das Blatt, das sonst immer regierungskritisch und objektiv berichtete, immer mehr zu einem Betreutesdenkenjournalismus mutierte.
    Pro Merkel, pro Flüchtinge, gegen Putin/Russland, über die AFD wurde in einer Art und Weise geschrieben, dass sich mir die Fussnägel hochrollten. Zudem wurden, wie hier in dem Artikel beschrieben, Kritiker des Regierungskurses als Rechte und Wirrköpfe verunglimpft, die Kommentarfunktion bei Verbrechen von Flüchtlingen automatisch deaktiviert usw.
    Seit circa 2 Jahren kaufe ich mir dieses einseitig gehaltene Schundblatt nicht mehr, da ist sogar die Bildzeitung besser!!!!

  • Die Auflagenschwindsucht der Print-Mainstream-Medien ist nicht mehr zu übersehen und vermutlich auch nicht zu heilen, wenn sie sich immer mehr der Prawda der Honeckerenkel, dem "Neuen Deutschland" anbiedern.

  • Werter Herr Wendt,

    Ihre Artikel sind mir grundsätzlich ein Hochgenuss; auch, wenn es sich in steter Regelmäßigkeit um glasklare Beschreibungen doch eher betrüblicher Tatsachen handelt. Ihre leidenschaftlich und mit spitzer Feder zu Papier gebrachten Analysen sind wahrlich in der Lage mir den Tag zu versüßen.

    Dafür, aufrichtigen Dank!

    Und, nur allzu gerne gebe ich zu. Dieser Beitrag scheint sich noch einmal beglückend vom ohnehin schon Guten abzuheben - hegt er doch in mir die Hoffnung, dass der "Sturzflug" anhält, Ihre Prophezeiung eintritt und dieses - mit Verlaub - armselige 'Blättchen' baldigst im Orkus der Geschichte verschwindet.

  • "Eine wirre Hassattacke" "der feine Herr" " irrlichternder Intellektueller" - das ist feinster Nazisprech, kann man so oder ähnlich in jeder Mopo-Vorläuferin des 1000jährigen Reichs finden.