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Der Zorn der Autofahrer: gelbe Westen im Westen

In Frankreich und Belgien breitet sich die Bewegung der Gilets Jaunes aus – als Massenprotest gegen hohe Spritpreise, vor allem eine Dieselsteuer. Kommt die Wutwelle nach dem Diesel-Fahrverbot im Ruhrgebiet auch in Deutschland an? Von Archi W. Bechlenberg, Belgien

Jacline Mouraud gehört seit einigen Tagen zu den bekanntesten Frauen Frankreichs. Ihre Wutrede – vier Minuten und 38 Sekunden, aufgenommen mit ihrem Mobiltelefon – klickten innerhalb kürzester Zeit sechs Millionen Franzosen an. “Vor zehn Jahren habt Ihr uns dazu gebracht, Diesel zu kaufen, weil sie als umweltfreundlicher galten”, schleudert die Bretonin dort Präsident Emmanuel Macron entgegen. Und jetzt wolle der Präsident die Dieselfahrer mit einer saftigen Steuererhöhung abkassieren.


Die Wut hunderttausender Franzosen richtet sich nicht nur gegen die hohen Spritpreise – fast 1,90 Euro kostete der Liter Diesel diese Woche an Zapfsäulen in Frankreich, der Liter Super sogar 1,98 Euro. Vor allem Macrons Ankündigung, die Dieselsteuer zum 1. Januar 2019 zu erhöhen, fachte eine landesweite Protestwelle von Fahrern an, die sich mit den Gilets jaunes kleiden – den gelben Warnwesten, wie sie jeder Autobesitzer im Kofferraum mit sich führt.
Offiziell begründet Frankreichs Regierung die Angleichung an die Benzinsteuer mit ökologischen Gründen – und der Abgasaffäre um Volkswagen und andere Hersteller. Mittlerweile springt die Bewegung auch auf Belgien über. Und demnächst auch auf Deutschland? Dort schaffte es die Deutsche Umwelthilfe (DHU) gerade, ein Diesel-Fahrverbot auf der A40 zu erklagen, einer Hauptverkehrsader des Ruhrgebiets. Das trifft Pendler naturgemäß noch viel härter als die Preiserhöhungen jenseits des Rheins. Gut möglich, dass die Dieselfahrer in NRW jetzt auch die Warnwesten aus dem Auto nehmen und vor die Rathäuser und die Staatskanzlei marschieren.
Wenn den Menschen in Frankreich die sozialen Bedingungen unerträglich werden, können daraus schnell Massenproteste werden, wie man sie in Deutschland nicht kennt. Östlich des Rheins wird zwar auch schon mal protestiert, aber in geordneten Bahnen, zudem meist nur mit dem Mund. Dass die Franzosen da anders ticken, hatten sie besonders eindrucksvoll an einem 14. Juli bewiesen. Der Tag ist zwar inzwischen 229 Jahre her, ist aber ganz und gar nicht vergessen.
Es geht den Gilets Jaunes um mehr als den Protest gegen die steigenden Preise von Kraftstoffen; auch Gas, Heizöl und Strom haben sich massiv verteuert, ebenso die Dinge des täglichen Bedarfs, und das nicht nur in Frankreich, sondern auch in Belgien. Es verwundert daher nicht, dass die Bewegung innerhalb kurzer Zeit auch beim nördlichen Nachbarn angekommen ist. Auch dort plagen sich die Menschen mit den gleichen Problemen wie die französischen Bürger. Und sie sind nicht mehr bereit, sich weiter den Zuständen zu beugen.

Erstaunlich für deutsche Beobachter wirkt die objektive Berichterstattung in den Medien. Den Protestierenden wird in Zeitungen und TV Sendungen viel Platz eingeräumt; Platz, in dem sie Gelegenheit bekommen, sich und ihre Anliegen zu erklären.

Auch die Belgier, vor allem die französisch sprechenden Wallonen, besitzen das, was man in Deutschland und den ostbelgischen Kantonen gerne „den welschen Schlag“ nennt. Eine gewisse Laissez-faire Mentalität liegt darin, aber auch ein rasch aufflammendes Rebellentum, ganz ähnlich wie beim großen Nachbarn.

Die Bewegung „Gilets Jaunes“ zu nennen erweist sich als brillante Idee. Zum einen geht der Protest vom Widerstand gegen die massiv steigenden Kraftstoffpreise aus, man verwendet also mit der Weste ein Accessoire des Autofahrers als symbolisches Zeichen. Dank seiner Farbe besitzt es zudem starke Signalwirkung. Und vielleicht spielt sogar die Sicherheit der Protestierenden eine Rolle; in früheren Jahren hat es bei anderen Streik- und Boykottaktionen Opfer gegeben, sie wurden im Getümmel überfahren.

Die Gelben Westen bezeichnen sich als friedlich und überparteilich. Im belgischen Fernsehsender RTBF kann man hören: „Die Bewegung geht vom Volk aus, für das Volk“. Ein Sprecher der belgischen Gilets Jaunes erklärt: „Wir sind hier, um unsere Grundbedürfnisse zu verteidigen, unser tägliches Leben, unser Portemonnaie. Wenn die Politik uns nicht hören will, müssen wir eben lauter werden. Die Gelben Westen: das ist der unzufriedene Arbeiter, der unzufriedene Städter, der unzufriedene Rentner. Wir sind inzwischen alle unzufrieden! Es gibt Menschen, die einen guten Arbeitsplatz haben, und trotzdem nicht zurecht kommen! Die Gelbe Weste hat kein Gesicht, kein Abbild, sie ist einfach die Gelbe Weste. Sie steht für uns alle.“
Anders ausgedrückt: es gibt keine offizielle Organisation, keine benennbaren Führungspersonen und keine politischen Bindungen an Parteien und Interessensgruppen. Die gesamte Organisation und Koordination findet in den sozialen Medien wie Facebook und Twitter statt. Dies macht es, so der britische Guardian, der französischen Regierung und den Sicherheitskräften nahezu unmöglich, die Orte der Aktionen vorher zu kennen und einen Überblick darüber zu bekommen, wie viele Menschen hier und dort mobil werden.

Die Protestierer sind entschlossen, sich durchzusetzen, in Frankreich wie in Belgien. „Ich bin bereit, hier, so lange es sein muss, zu bleiben, ohne zeitliches Limit. Wenn die Regierung nicht bereit ist, sich zu bewegen und den Bürgern zuzuhören, nun, dann bleiben wir eben, bis sie es tun,“ wird einer der Protestierenden in der belgischen Tageszeitung Le Soir zitiert. Wer die Belgier und Franzosen kennt, sollte diese Aussagen ernst nehmen. Die Tageszeitung Le Parisien zählte am 16.11. inzwischen 713 Aktionspunkte im ganzen Land. Wer die Franzosen kennt weiß, dass es sich dabei nicht um Stuhlkreise handelt. Laut einer Umfrage für den Sender „France“ unterstützen drei Viertel der Franzosen die „Gilets Jaunes“. Für den 17. November sind landesweite Aktionen angekündigt. Dann werden laut Voraussagen in den sozialen Medien auf der Pariser Ringstraße Boulevard Périphérique mehr als 250.000 Menschen unterwegs sein und an zahlreichen Autobahn-Mautstationen zwischen 12.000 und 16.000 Protestierende.

Woher auf einmal diese Wut? In einem Gespräch mit Le Monde erklärt Alexis Spire, Forschungsdirektor am CNRS (Centre national de la recherche scientifique), wieso sich die Gilets Jaunes ausgerechnet in den ländlichen Gebieten zusammen gefunden haben: „Einer der Gründe ist, dass Steuerzahler am unteren Rand der sozialen Leiter nicht mehr das Gegenstück von dem sehen, was sie zahlen. Es ist nicht überraschend, dass die Bewegung in ländlichen Gebieten oder in mittelgroßen Städten entstanden ist: Diese Territorien leiden seit mehr als zehn Jahren unter dem Niedergang und der Verschlechterung öffentlicher Dienstleistungen. […] Das Gegenstück der Steuer ist nicht mehr greifbar. Die Menschen haben das Gefühl, dass sie ausgenommen werden, um den luxuriösen Lebensstil der politischen Eliten aufrechtzuerhalten.“

Gravierend macht sich in ländlichen Gebieten, also dort, wo man ohne Kraftfahrzeug verloren ist, die Steigerung der Kraftstoffpreise bemerkbar. Alexis Spire dazu: „Kraftstoff ist ein Auslöser für ein allgemeines Gefühl der steuerlichen Unfairness. Die Vorstellung, dass es zu viele Steuern und Abgaben gibt, ist nicht neu, sie existiert seit Jahren und wurde durch die Abfolge von Steuerskandalen gespeist.“

Und nun sind die Gilets Jaunes auch in Belgien da. Vor allem die großen Raffinerien im Land werden blockiert, nur Heizöltransporter dürfen passieren. Am Total-Depot in Wandre bei Lüttich hatten Hunderte Personen in der Nacht auf Freitag eine Barriere aus Holzpaletten errichtet.Die französischen Gilets Jaunes versprechen ein „Blockiertes Frankreich“, ein durchaus realistisches Ziel, das auch ihre belgischen Kollegen für ihr Land verfolgen. Jeden Tag kommen neue Aktionen hinzu. So werden inzwischen nicht nur Raffinerien blockiert, sondern auch wichtige Straßen.
Es ist noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die Aktionen in den kommenden Tagen zeigen werden. Und nicht nur die aktiv auf der Straße Protestierenden zeigen ihren Unmut: unzählige Autofahrer beweisen Solidarität, indem sie ihre Warnwesten gut sichtbar auf dem Armaturenbrett ihres Fahrzeugs platzieren.

„Ich bin gegen die Maßnahmen der Regierung“ kommt ein Streikender aus dem belgischen Charleroi zu Wort. Und er nennt explizit die Erhöhung des Alters für den Vorruhestand, die ständig steigenden Kosten für die Dinge des täglichen Bedarfs, das Problem, selbst als Vollzeit-Doppeltverdiener finanziell kaum über den Monat zu kommen. Etwas unternehmen, ins Kino gehen, ins Restaurant? Das können sich immer weniger Menschen leisten. „In Belgien wird man nur noch vom Staat ausgequetscht.“ Die Steuerlast ist die höchste in der EU. Gleich danach rangiert übrigens Deutschland.

Die Bewegung zeigt bereits nach wenigen Tagen Wirkung. „Die Wut der Gilets Jaunes beunruhigt den Elysée“ titelt Le Soir vorgestern, und inzwischen dürfte die Unruhe deutlich zugenommen haben. Man ahnt, dass da noch einiges kommen kann. So weit man sich auch in Frankreich und Belgien von seinen Untertanen entfernt hat: man kennt sein Volk. Frankreichs Premierminister Edouard Philippe, vermutlich ebenso unbeliebt wie sein Präsident, hat in Richtung der Gilets Jaunes am Freitag erklärt: „Es ist nicht akzeptabel, ein ganzes Land zu blockieren.“

Die Bewegung läuft auf eine Kraftprobe hinaus: Es wird sich zeigen, ob das Kabinett die höhere Dieselsteuer tatsächlich durchsetzt.

 

 

 

 

Archi W. Bechlenberg: Archi W. Bechlenberg, 64, ist Buchautor und regelmäßiger Kolumnist auf der Achse des Guten. Er ist studierter Kunsthistoriker und Grafiker und arbeitete unter zahlreichen Namen für zahlreiche nationale und internationale Magazine als Journalist.

Kommentare anzeigen (29)

  • Ich denke, ich tue den Deutschen kein Unrecht an, wenn ich voraussage, dass sich eine solche Bewegung hierzulande nicht etablieren wird. Da kann passieren was will; selbst die Ernennung einer der wichtigsten Verkehrsadern im Ruhrgebiet zur No-drive-Area für Dieselfahrzeuge wird die Leute nicht aufrütteln. Der Deutsche duldet sich zu Tode. In anderen Ländern, zu denen ich auch Italien und Spanien zähle, haben die Menschen, Männer wie Frauen, mehr cojones. Den Franzosen und Belgiern meinen vollen Respekt!

    Eine Frage stellt sich mir noch im Zusammenhang mit dem Thema Diesel. In Deutschland, so liest man, hat vor allen die so genannte Deutsche Umwelthilfe ihre Finger im Spiel, und das aus sehr fragwürdigen Motiven heraus. Woher stammt aber dann die Absicht anderer Länder, dem Diesel ebenfalls den Garaus zu machen? Haben die eigene "Umwelthilfen"? Reicht der Einfluss der DUH auch bis in andere Länder? Vielleicht lässt sich das einmal erklären.

    • Vielleicht, vielleicht nicht!
      Ich werde jedenfalls ab sofort meine gelbe Warnweste auf dem Armaturenbrett plazieren! Wer weiß, "je suis Charlie" wurde auch in Deutschland aufgenommen!
      (Und die damaligen "68er" Proteste schwappten auch von Frankreich nach Deutschland! Da kann man - ist schon fast ironisch - den Werbeslogan eines bekannten Automobilherstellers (der ausgerechnet die Deutsche Umwelthilfe sponsort) zitieren: "Nichts ist unmöglich!"

    • GUTEN MORGEN, IHR WIDERSTANDSKÄMPFER!!!
      Nachdem ich mir nochmal das ganze Für und Wider zu Gemüte geführt habe und mir auch einige Bedenken durchgelesen habe bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es definitiv nicht bei dem blossen Auslegen der Westen und "Flagge zeigen" bleiben darf.
      Wir, sprich ALLE die die sprichwörtliche Schnauze voll haben von diesem FAHRVERBOTSIRRSINN, PREISTREIBEREI durch STEUERAUFSCHLÄGE AUF STEUERAUFSCHLÄGE und die BEVORMUNDUNG durch die DUH, EU und Ihre Vasallen in Berlin, MÜSSEN den Franzosen folgen und AKTIVST!!!! Zeichen setzen!
      Dies kann u.a.wie folgt passieren: (Beispiel für die ausschlaggebende A40, hier im Ruhrpott):
      - Sammeln am "Ruhrpark" Einkaufszentrum
      - Verlegen im KONVOI auf die Autobahn in 2-3 Gruppen mit 5 Minuten Versatz
      - Verteilt auf alle Spuren mit Marschgeschwindigkeit max. 30km/h
      Fahrzeugen die VOR dem jeweiligen Konvoi sind ist das Abfahren zu ermöglichen (sofern keine "Pannenfahrzeuge die Ausfahrt versperren!)
      Dadurch sollte sich eine BLOCKADE der A40 in Fahrtrichtung ESSEN innerhalb von 10-15 Minuten erzielen lassen
      In der Gegenrichtung suche ich derzeit noch einen geeigneten Aufstellungsraum; dort muss die Aktion zeitgleich und nach gleicher Art und Weise ablaufen.
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      Das Konzept dazu ist derzeit noch in Erstellung aber es ist denke ich schon mal ein konstruktiver Ansatz.

  • Ich würde die Fahrverbote nicht mit den legitimen Protesten gegen willkürliche Steuererhöhungen auf Kraftstoffe verquicken. Hätten die Automobilkonzerne nicht beschissen hätten wir jetzt die Fahrverbote nicht.
    Nach dem Verursacherprinzip (welches wie es aussieht nur für Normalbürger gilt) müßten die Konzerne als Verantwortliche für alle Kosten (auch die der Fahrverbote) aufkommen.
    Grundsätzlich würde ich vergleichbare Proteste in Deutschland begrüßen.

    • Die Fahrverbote haben mit dem Verhalten der Automobilhersteller nichts zu tun. Die in der Kritik Stehenden Euro 6 Diesel (AdBlue) tragen zu den aktuellen Stickoxidwerten wenig bei. Im Gegenteil haben die Hersteller die Normen Euro 5/6 sogar früher angeboten als von der EU geplant. Dass die Testverfahren nicht dem Realbetrieb entsprachen war der EU auch bekannt, sie hat sie vorgegeben. Die Behörden wussten schon vor zehn Jahren, dass die Grenzwerte mit den Vorgaben nicht eingehalten werden können. Die Fahrverbote sind das Ergebnis einer EU-Fehlplanung.

      • Komisch nur, dass die Hersteller angegeben haben, dass ihre Produkte das hinbekommen.
        Dann sind sie des Betruges überführt worden. Übrigens, nicht von der EU.
        Mir ist schon klar, dass sich die Amis aus wirtschaftlichen Gründen diese Sache rausgepickt haben.
        Es bleibt aber der Fakt, dass eine Produkteigenschaft behauptet wurde, die nicht da war.
        Ansonsten wäre man auch nicht so angreifbar gewesen und hätte jetzt die ganzen Probleme nicht.
        Dass Bosch in Rekordzeit einen Dieselmotor vorstellen konnte, der alle Anforderungen in der Realität einhält, zeigt, dass die technische Machbarkeit nicht der Grund für dieses Fehlverhalten gewesen sein kann.
        Oder man setzt voraus, dass alle Entwicklungsbteilungen von deutschen Automobilbauern aus Nichtskönnern bestehen.
        Immerhin haben die diese Eingriffe in die Motorsteuerung projektiert, welche genau auf diesen realitätsfernen Zulassungstest abgestimmt waren, welcher massgeblich so auf Wunsch der Industrie festgestellt wurde. Ein Schelm, wer da Böses denkt.

  • Erinnert mich an einen alten Song von Franz-Josef Degenhardt. Der heißt glaube ich "Wenn Frankreich östlich vom Rhein läg".

    • Ihre Erinnerung ruft in mir eher die Erinnerung an die vor Jahren gemachte Aussage einer Grünen Brechwurz wach, daß es ihr am liebsten wäre, Frankreich und Polen grenzten an die Elbe.
      Das liefe der Sehnsucht eines Rotlings Hannes Wader wohl auch nicht zuwider.

  • Auch wir Deutschen wurden vor Jahren aus der rot-grünen Ecke zum Dieselfahrzeug paternalisiert. Der normales Benzin tankende Autofahrer wurde zur ' Umweltsau' stigmatisiert. Er wurde von einem Tag auf den anderen zum umweltzerstörenden Ignoranten, zum untragbaren Egoisten und zur gesellschaftlichen Zumutung. Mittlerweile fand im grün-linken Lager ein Gesinnungswandel statt. Weswegen? Keine Ahnung. Logik und naturwissenschaftliches Wissen sind Fremdkörper in der Welt der verwirrten Ideologen. Der genudgte Deutsche fügt sich wie immer willig , wenn der grün-linke Staatspädagoge mit Phantasiewerten und Schreckensszenarien seine propagandistischen Spielchen treibt. Der Deutsche akzeptiert das Fahrverbot in der Innenstadt, und fährt mit der gleichen Karre einen weiteren Umweg. Er ist politisch korrekt, tut nichts für die Umwelt, und ist ein Idiot. Hauptsache er fühlt sich wohl, im Mainstream.

  • ""Mittlerweile springt die Bewegung auch auf Belgien über. Und demnächst auch auf Deutschland?""
    Diese Frage erübrigt sich doch wohl. Schon allein deshalb, daß die Warnwesten in den PKW hierzulande nicht gelb, sondern knallig orangefarben sind. Der Landfrieden ist für die Berliner Machthaberei also weiterhin als gesichert zu betrachten.

    • Na es gibt aber auch gelbe Westen hierzulande. Hatte mir auch am Samstag spontan selbige unter die Sonnenblende geklemmt. War leider einzige, soweit ich das unterwegs beurteilen konnte. Ansonsten muss ich Ihnen leider zustimmen, dass solche Aktionen in Deutschland schlichtweg unvorstellbar sind. Wie sagte schon der gute Lenin, "Wenn die Deutschen einen bahnhof stürmen wollen, kaufen sie sich erst eine Bahnsteigkarte."
      Allerdings muss ich auch eine kleine Kritik am Artikel anbringen. Die angegebenen Preise für Diesel in Frankreich entsprechen nicht der Realität. Wurde zwar auch schon in der ZEIT so angegeben aber sind falsch. Die liegen zur Zeit so bei 1.45-1,60 Euro.

  • “wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte“
    Man kann nicht erwarten, dass eine Bevölkerung, die aus Angst vor einem Tsunami in Deutschland Atomkraftwerke schließen, sich so etwas traut.

  • Soeben habe ich zum Vergleich einen thematisch gleichen Beitrag beim Manager Magazin gelesen. Ihrer ist um Längen besser. Meinen Respekt und Dank für Ihre Arbeit.

  • Die Franzosen machen es uns vor; auch hierzulande gibt es Themen, bei denen man eine gelbe Warnweste anziehen müsste. Ich erinnere mich an einen Tag zu DDR-Zeiten, muss so 1980 gewesen sein; ich war in der Mensa der TU Dresden in unserem Institutsgebäude (Lehrgebäude, Schumannbau, wer's kennen sollte), als ich hörte, dass irgendwer in der Menge der nach Kaffee Anstehenden, wahrscheinlich ein Student, gesprächsweise sagte:"Die Polen machen es uns vor!" (Da war gerade Solidarnosc irgendwie besonders aktiv). Diese Äußerung wurde kolportiert und so erreichte sie auch die "Führung" (der SED). Die müssen eine Heidenangst bekommen haben, denn das Bohei im Zusammenhang mit der geradezu kriminalistischen Untersuchung, wer das war und wer sich dazu zustimmend geäußert hatte, war dann bezeichnend und, vor allem, entlarvend. Wenn man hierzulande "Angst" der Führung wahrnimmt, dann ist das nur ersichtlich, wenn die Dinge halbherzig bis gar nicht in den Medien angesprochen, diskriminiert oder letztlich öffentlich völlig beschwiegen werden.
    So ist es mit dem Großmaul und Versprecher falscher Verheißungen, Macron, auch: Von seinen Problemen kaum, wohl aber von seiner Rede vor dem Bundestag muss berichtet werden. Die Franzosen haben sich von diesem Menschen blenden lassen; ich vermute mal, dass der "Front National" dadurch für die nächsten Wahlen jede Menge Aufwind bekommt. Und hier: Wenn weiter an den wirklich interessierenden Problemen Deutschlands grün-rot (auch von schwarz) vorbeigeredet wird, wird es die AfD sein. Nur zu, Freunde: Ich lege meine "Gelbe Weste" auch ins Auto.

  • Mich würde interessieren, wo diese Information mit dem 2-Euro-Benzin in Frankreich herkommt. Hier im Grand Est war der Preis für Super 98 am letzten Dienstag bei der Tankstelle am nächsten Leclerc-Supermarkt zirka 5 Cent höher als an der Tankstelle in Kehl am Rhein. Hat da jemand den Nachtpreis an der Autobahn genommen, der in Frankreich immer sehr hoch ist? Außerdem ist die ganze Diskussion aus Deutschland heraus ohnehin verlogen, anders als in Deutschland gibt es in Frankreich nämlich keine KFZ-Steuer. Das wird alles mit dem höheren Spritpreis ausgeglichen. Erst seit die Irre aus der Uckermark an der Macht ist, wurde in Deutschland der Preis so angehoben, daß es für Grenzgänger zeitweise günstiger war, in Deutschland zu tanken.
    Hier werden also wieder Äpfel mit Birnen verglichen.

    • "Derzeit kostet ein Liter Superbenzin in Frankreich rund zwei Euro. " (https://www.dw.com/de/proteste-gegen-hohe-spritpreise-in-frankreich/a-46337720)

      Fakt ist: die Treibstoffpreise sind massiv gestiegen, an dem System "Keine KFZ Steuer, dafür höhere Spritpreise" hat sich ja nichts geändert. Zum 1. Januar sollen sich die Steuern weiter erhöhen. Und ich liege sicher nicht falsch in der Annahme, dass es dafür nicht zum Ausgleich einen Scheck über nicht zuzahlende KFZ Steuern geben wird.

      Sie können nicht die niedrigeren Preise an Großmärkten wie Leclerc, Intermarché, Carrefour oder Auchan als Maßstab nehmen, diese liegen bis zu 15 Cent unter dem Preis an regulären Tankstellen. Vor allem in der Provinz (von der die Proteste ausgehen) hat nicht jeder eine solche Tankmöglichkeit gleich um die Ecke. Würden die Supermärkte ihren Treibstoff nicht massiv subventionieren, um damit Kunden anzulocken, gäbe es nicht einmal diese Alternative.

      Übrigens gibt es nicht nur in Deutschland eine Irre aus der Uckermark, in Frankreich gibt es einen Irren aus Hauts-de-France.

      • Traurig festzustellen, dass hier scheinbar wieder der eine vom andren abschreibt. Die Angaben von 1,90 für Diesel oder knapp 2 Euro für Superbenzin sind nicht nachvollziehbar, sondern liegen irgendwo zwischen 1,45-1,60 Euro für Diesel. (https://prix-carburants.gouv.fr/)
        Auch in meinem letzten Sommerurlaub im Juli hab ich ähnliche Preise bezahlt, wobei ich die Angaben bezüglich der Supermärkte voll bestätigen kann. Und mit der Irren aus der Uckermark haben sie genauso recht.
        Wie wäre es denn, wenn wir aus Solidarität, wenn man schon Deutsche nicht zu solchen Aktionen bewegen kann, zumindest als ein Zeichen ebenfall eine gelbe Warnweste aufs Armaturenbrett oder hinter die Sonnenblende klemmen würde?

        • Der Dieselpreis ist in Frankreich innerhalb eines Jahres um 19 Cent gestiegen, nächste Steigerung am 1. Januar. Ist doch egal, ob und wo er bereits nahe 2,- liegt. Die Steigerung ist in jedem Fall heftig.

          In Belgien stieg der Dieselpreis von 1,36 am 20.11.2017 auf 1,61 heute. Weiter: Die Elektrizität ist massiv teurer geworden, Gas, Heizöl, Lebensmittel, Gebühren.... Der Spritpreis mag der Aufhänger für die Proteste sein, aber es geht den Leuten ja nicht alleine darum.

          Hinzu kommt, dass Dieselfahrzeuge in Belgien deutlich höher besteuert werden als Benziner (KFZ Steuer). Dieselfahrer werden also doppelt zur Kasse gebeten.

          • Ich meine, daß Sie falsch reagieren. Den ganzen Sommer durch hatten wir niedrige Rohölpreise, entsprechend niedrige Benzin- und Heizölkosten. Das hat die Haushalte enorm entlastet und die Kaufkraft gestärkt. Dann kamen Trumps Drohungen gegen den Iran und flugs haben die Firmen die Preise massiv heraufgesetzt. Macron ist daran weitgehend unschuldig. Die LaRem (La République en marche) war deshalb so erfolgreich, weil die meisten Franzosen verstehen, daß sie so nicht weitermachen können. Aber Kommunisten (Mélenchon) und Gewerkschaften erzählen permanent im TV, daß der Staat alles bezahlen kann und muß.