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Zeller der Woche: Kapitalismuskollaborateur

Bernd Zeller: Der Zeichner und Autor Bernd Zeller, 51, lebt und arbeitet in Jena. Er ist Herausgeber der Zeller Zeitung (www.zellerzeitung.de), des führenden Fachorgans für den deutschen Alltag.

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  • "So,so, Sie sind also für dieses System relevant?"
    fragte Herr/Frau Borjans-Esken und gab dem Malocher sogleich die Antwort:
    "Nein, sind Sie nicht, denn die SPD braucht Sie nicht mehr, Sie sind nur ein Konstrukt!"

  • „Wir erhielten heute morgen einen Anruf von Frau Steinmeier, daß bei ihnen die Toilette verstopft sei. Wir sollten doch gleich kommen und den Abfluß wieder frei machen. Sie machte es recht dringend, ich glaube wegen ihres Manns. Zuerst haben wir versucht, die Rohre mit einer Spirale frei zu bekommen. Doch er war unmöglich, der Verschluß war hart wie Stein. Dann haben wir Druckluft mit 10 bar eingesetzt, wiederum vergebens. Wir fragten, was sie in die Toilette geworfen hätten. Frau Steinmeier schaute ein bißchen verlegen und sagte: ´Sie wissen doch, daß man vierlagiges im Augenblick nicht bekommt. In der Not hat mein Mann den 150-lagigen Spiegel genommen.´ Wahrscheinlich meint sie mit Spiegel irgendeine Zeitschrift auf Hochglanzpapier. Solches Papier zerbröselt nicht im Wasser und verstopft unweigerlich die Rohre.
    Ich grabe nun die Leitung frei und werde ein neues Rohr einsetzen. Danach wird wieder alles wie gewohnt funktionieren.
    Äh, was haben sie gefragt?“
    „Ob Sie für dieses System relevant sind.“
    „Was heißt das?“
    „Na, ob Sie für dieses System wichtig sind?“
    „Das glaube ich schon. Frau Steinmeier sagte, ihrem Mann sei es ganz schön blümerant gewesen, als er auf der Toilette saß und feststellen mußte, daß es sich in der Schüssel staute. Aber fragen Sie sie am besten selbst, ob sie meine Arbeit für wichtig hält.“

    • Nachdem der Klempner das neue Rohr eingebaut und das Loch wieder zugeschüttet hat, geht er zu seiner Arbeitstasche, entnimmt ihr eine dicke Stulle und eine Flasche Bier und setzt sich auf den Bordstein. Die Sonne scheint, er blinzelt ein bißchen und beginnt zu essen. Frau Steinmeier beobachtet ihn aus dem Küchenfenster und kommt zu ihm hinaus. „Hat alles geklappt“, fragt sie ihn. „Ja, es ist aller wieder in Ordnung, ich habe das verstopfte Rohr durch ein neues ersetzt. Der Abfluß ist wieder frei.“ „Das war bestimmt eine anstrengende Arbeit“, meint Frau Steinmeier. „Dann schmeckt es sicher noch besser.“ „Das kann man sagen und bei dem schönen Wetter heute, ideal!“ „Ich wünschte, auch mein Mann würde so etwas Herzhaftes und Gesundes essen, das würde ihm Kraft geben.“ „Was ißt denn ihr Mann?“ „Er will immer nur feine Sahne Fischfilet, obwohl es ihm nicht bekommt. Ich sage immer, Frank Walter sage ich, iß nicht so viel Fischfilet mit feiner Sahne. Das bekommt dir nicht. Aber er will nicht hören. Hoffentlich zieht er aus dem heutigen Mißgeschick die richtige Lehre!"

  • – Dem unbekannten Kollaborateur –
    Bei vollen Bezügen lässig flanierend,
    Die zarten Hände zupackend am Rücken verschränket
    Füllt die leibhaftige Systemrelevanz ihr Konto mit Eifer; –
    Je höher das Guthaben, desto höher die Lieferketten stützende Kaufkraft,
    Wenn einst in den lieblichen, Covid-19-befreiten Zeiten
    Mindestlohnerntende Kanalarbeitergehülfen
    Ihr Bockwurstgarniertes Backwerk
    Sinnend verzehren – und mahlenden Mundwerkes,
    Rollenden Auges auch, die Negativzinscents
    Des Girokontos trauernd saldieren.

  • Dann klopft ihm die Systemrelevanz gönnerhaft auf die Schulter
    Und sagt: „Na, sind Sie zufrieden? Ist doch alles gut gegangen.
    Ich habe mich auch Tag und Nacht heftig ins Zeug gelegt,
    Im Fernsehen tröstend und mutmachend zu euch gesprochen,
    Auf daß ihr nicht verzweifelt, sondern optimistisch nach vorne schaut,
    Und daran denkt, Geld ist nicht alles, Ausgangssperren sind doch etwas Schönes
    Sie befreiten Euch von lästiger Arbeit und schweißtreibender Mühe
    Und gaben Euch Euren Familien zurück zu harmonischer Idylle,
    Während ich das Steuerrad in meinen starken Händen hielt
    Und Euch durch die Fährnisse des Meers aus Corona-Viren lenkte.
    Nun, kommt wieder aus Euren Häusern, geht wieder an Eure Arbeit
    Und seid dankbar, daß ich das Virus bannte und von Euch fernhielt.
    Schaut nicht auf Euer Konto, wie ich nicht auf meines schaue,
    Ich bin zufrieden, ziehe Zufriedenheit auch in Eure Herzen
    Und wißt: Nur wer hat, hat Sorgen.