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Klima der Angst

Der Dauerbeschuss mit (oft erfundenen) Panikmeldungen zum bevorstehenden Weltuntergang erzeugt echte Phobien, vor allem bei Jugendlichen. Medien und Organisationen beginnen jetzt, die von ihnen miterzeugten Psychosen zu bewirtschaften. Das eröffnet ganz neue, vielversprechende Geschäftsfelder

Was haben folgende Wortmeldungen und Beiträge gemeinsam? Zum ersten der Hinweis auf beginnende Wüstenbildung durch die stellvertretende Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt, zweitens die Katastrophenmeldung des Bayerischen Rundfunks über abschmelzende Gletscher im Mangfallgebirge, deren Verschwinden die Trinkwasserversorgung in München gefährdet, drittens die in einem Gespräch mit der NZZ von der Autorin und Degrowth-Expertin Ulrike Herrmann vorgetragene Prognose, die Ozeane könnten kein CO2 mehr aufnehmen, ihre Speicherfähigkeit sei erschöpft und deshalb stehe eine Erderwärmung bis 2100 von sechs Grad bevor?



Nichts davon stimmt. Noch nicht einmal teilweise. Bei der so genannten Lieberoser Wüste, die den von Göring-Eckardt auf Twitter kommentierten Artikel illustriert, handelt es sich um einen alten Panzerübungsplatz in Brandenburg, der 1942 entstand, nachdem dort ein Waldstück abbrannte. Weil die Wehrmacht ihre Fahrzeuge kurz und die Sowjetarmee ihre Panzer dort ziemlich lange rollen ließ, blieb der sandige Boden auch anschließend weitgehend frei von Vegetation. An dem kleinen Brandenburger Wüstenfleck hat der Klimawandel also keine Schuld.

Abgesehen davon führt eine wärmere Durchschnittstemperatur langfristig zu mehr Niederschlag, nicht zu weniger. Seit 1910 stieg die jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland um gut 10 Prozent. Für die Sommermonate gibt es allerdings keinen klaren Aufwärtstrend.
Und München – so viel stimmt immerhin an dem BR-Alarm – bezieht den Großteil seines Trinkwassers tatsächlich aus dem Mangfallgebirge. Allerdings fließt kein Gletscherwasser von dort in die bayerische Hauptstadt und es schmelzen da auch keine Gletscher klimabedingt oder überhaupt dahin – weil in den Bergen nahe der Mangfall überhaupt keine Gletscher existieren.
Jedenfalls nicht mehr seit Ende der letzten Eiszeit vor gut 12000 Jahren. Der Mangfallgebirgsgletschger der ARD-Anstalt entspricht also ziemlich exakt der Göring-Eckardt-Klimawüste von Brandenburg. (Der Bayerische Rundfunk korrigierte sich immerhin später).
Herrmanns These, die Ozeane seien, wie sie wortwörtlich meinte, „voll“ und könnten kein Kohlendioxid mehr aufnehmen, besitzt die taz-Redakteurin und rührige Wachstumswarnerin völlig exklusiv. Ozeane nehmen nach wie vor mehr CO2 auf als jedes andere System der Erde. In den oberen Breitengraden binden die Meere Kohlendioxid, in den unteren gasen sie auch CO2 aus. Aber insgesamt nehmen sie mehr auf, als sie abgeben.

Mehrere Untersuchungen bestätigen, dass sich die Aufnahme proportional zum CO2-Gehalt in der Atmosphäre entwickelt – steigt er, dann schlucken die Ozeane auch mehr. Einige Wissenschaftler prognostizieren, die Aufnahmefähigkeit könnte sich in Zukunft abschwächen. Andere sagen sogar voraus, sie könnte noch steigen. Aber wirklich keine ernstzunehmende Stimme stützt Herrmanns wirre Privatthesen. Und selbst die IPCC-Berichte gehen nicht von einer Erwärmung von 6 Grad in diesem Jahrhundert verglichen mit dem vorindustriellen Niveau aus.
In den drei Beispielen stellen Personen absurde Falschbehauptungen auf; Personen allerdings mit großer Reichweite besonders im Milieu der Klimakatastrophisten, die daran glauben, in einer globalen Endzeit zu leben. Die Liste lässt sich fortsetzen. Das neueste Bedrohungsnarrativ im Dreieck von Twitter, Medien und Politik lautet, dass Sommerwärme schon ab 30 Grad oder knapp darüber tödliche Folgen entfaltet. Wie sich menschliches Leben gerade in dicht besiedelten Weltgegenden wie Afrika, dem indischen Subkontinent und Südostasien überhaupt herausbilden und stabilisieren konnte, bleibt dabei unerörtert.

Auch hier tritt der Typus des Angstentertainers vor das Publikum: Wieder die Universalfachfrau Katrin Göring-Eckardt, neben ihr die auf Podien wie ARD-Presseclub, Spiegel Online und etlichen Konferenzen rastlos aktive Sara Schurmann
und ein weiterer Grünenpolitiker, der alle, die den “Nationalen Hitzeschutzplan” Karl Lauterbachs nicht vollumfänglich für nötig halten, als bösartige Klimakrisenrelativierer entlarvt.



Eine andere Bedrohungserzählung, die sich ungefähr auf der Ebene von Wüstenbildung in Deutschland und tödlichen 32 Grad bewegt – nur etwas komplexer – bedienten kürzlich Außenministerin Annalena Baerbock, Arbeitsminister Hubertus Heil und das ZDF gemeinsam: Auf ihrer Brasilienreise verwendeten beide ausgiebig das Schlagwort vom Amazonasregenwald als „grüne Lunge der Erde“, die angeblich Sauerstoff für die ganze Welt erzeugt, den „wir brauchen für uns und unsere Kinder“ (Heil). Der Mainzer Sender transportierte die Botschaft der beiden Politiker nachdrücklich und ungeprüft.


Die Mär vom Amazonasbecken als „Lunge der Welt“ wandert schon seit Jahren durch wissenschaftsferne Medien und politische Debatten, oft noch verbunden mit der Behauptung, der Regenwald in Brasilien und angrenzenden Ländern produziere 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs. Die Behauptung samt der frei erfundenen Zahl kursiert besonders wirkungsvoll seit 2019, nachdem der umweltbesorgte Schauspieler Leonardo di Caprio, der Fußballer Cristiano Ronaldo, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und andere sie in der Reaktion auf die Waldbrände in Brasilien verbreiteten (für die sich westliche Politiker und Multimillionäre bemerkenswerterweise nur in der Amtszeit des damaligen Präsidenten Jair Bolsonaro wirklich interessierten).

Die Legende von den 20 Prozent Sauerstoff für die Welt findet sich auch heute noch hier und da, etwa auf der Seite eines brasilianischen Öko-Reiseportals. Schon das Sprachbild von den „Lungen der Welt“ ist unsinnig; Lungen nehmen bekanntlich Sauerstoff auf und stoßen Kohlendioxid aus. Dass die 20 Prozent bezogen auf den Sauerstoff der Erde unmöglich stimmen können, müsste schon jeder Absolvent eines jedenfalls früher üblichen Geographieunterrichts bemerken. Pflanzen filtern Kohlendioxid aus der Luft, sie gewinnen auch Sauerstoff aus dem Wasser, das sie aufnehmen. Aber aus pflanzlichen Quellen stammt nur ein geringer Teil des atmosphärischen Sauerstoffs, der ganz überwiegend in prähistorischen Zeiten durch den Zerfall von Mikroorganismen entstand.  Bei der Behauptung, der Amazonaswald würde 20 Prozent des Sauerstoffs produzieren, der weltweit durch Photosynthese entsteht, handelt es sich um eine Dauerfalschmeldung. Tatsächlich erzeugt er etwa neun Prozent des globalen Photosynthese-Sauerstoffs, bezogen auf die Menge, die an Land und durch Algen und Mikroben in den Ozeanen entsteht. Allerdings verbraucht das Ökosystem diesen Sauerstoff auch wieder komplett für sich selbst. Erstens dadurch, dass Pflanzen nachts durch zellulare Respiration Sauerstoff konsumieren. Zweitens verwandeln hunderte Millionen Tiere im Amazonasregenwald das O2 durch ihre Atmung wieder in Kohlendioxid um. Das ausgedehnte Grün in Brasilien dient als wichtiger Süßwasserspeicher, es gehört zu den artenreichsten Gebieten der Welt; Gründe existieren also genug, um dieses Gebiet zu erhalten. Aber es gibt netto keinen Sauerstoff ab, weder für uns und unsere Kinder noch für den Rest der Welt.

Ohne mediale Verstärker gäbe es den Immerschlimmerismus nicht. Wie sich kontrafaktisch gleich mehrere Seiten mit Endzeitgrusel befüllen lassen, demonstrierte vor Kurzem die Zeit in einem umfangreichen Dossier über Australien, den „geschundenen Kontinent“. Von der Redaktion wie von den meisten Lesern ist das Beschreibungsobjekt so weit entfernt, dass sich nur wenige aufmachen dürften, um selbst nachzusehen. Jedenfalls hält keine der Stakkato-Behauptungen “Feuer, Fluten – und ein immer bleicheres Korallenmeer“ einer Überprüfung stand.

Sowohl der Umfang der Buschfeuer als auch die Zahl der Opfer nehmen in Australien historisch ab statt zu, verglichen mit Riesenbränden wie dem von 1939 und 1974/75. Die Brände verursacht auch nicht der Klimawandel; sie entstehen entweder natürlich durch Blitzschlag oder durch Brandstiftung. Es gibt durchaus menschliches Verhalten, das sie verstärkt: der Verzicht darauf, Totholz gezielt abzubrennen, um die Brandlast zu verringern. Zum Zustand des Korallenmeeres meldete das Australian Institute of Marine Science schon im August 2022 eine im Wortsinn flächendeckende Erholung der in der Tat früher angegriffenen Bestände: nämlich die größte Korallenbedeckung des Great Barrier Reef seit 36 Jahren.

Mittlerweile zeigt sich ein bemerkenswertes Phänomen in der Klima- und Klimaangstdebatte. Einerseits formieren sich die Künder des nahenden Untergangs, die fast durchweg nicht aus dem Bereich der Wissenschaft stammen, von der Wüstenprophetin Göring-Eckardt, der Kapitalismusbekämpferin Herrmann, der Klimajournalistin Schurmann über Amazonaskenner im Bundeskabinett bis zu ARD- und Zeit-Mitarbeitern, die zur Gletscherschmelze vor ihrer Haustür oder zum Korallentod weit weg erschütternde Berichte verfassen, immer verbunden mit der Zeitansage fünf vor Zwölf, also dem Hinweis, dass nur noch zwei, fünf oder zehn Jahre beiben, um den Menschheitsuntergang zu verhüten.

Auf der anderen Seite stehen Wissenschaftler, die beispielsweise erklären, warum der Amazonas nicht als Weltlunge funktioniert und Klimaforscher wie Hans von Storch, Judith Curry und andere, die den Doomsday-ism, die ständige Drohung mit Kipppunkten und dem bevorstehenden jüngsten Klimagericht ausdrücklich für schädlich erklären. Erstens, weil der Daueralarmton eine rationale Debatte zerstört. Und zweitens, weil inzwischen schon zahllose verstrichene Kipppunktprognosen und Ultimaten in den Archiven liegen.




Nur zeichnen sich wissenschaftliche oder zumindest wissenschaftsnahe Texte etwa über den Sauerstoff-Kohlenstoff-Austausch im Amazonasbecken oder Schwankungen der Meerestemperatur durch Länge und eine gewisse Komplexität aus, zumindest im direkten Vergleich mit dem Tweet einer Grünenpolitikerin oder der Kapitalismus-abschaffen-wegen-Klima-Lehre einer taz-Autorin. Aus dem gleichen Grund sitzen eine Katrin Göring-Eckardt und eine Luisa Neubauer sehr viel häufiger zu Klimathemen in Fernsehstudios als etwa ein Hans von Storch. Er versteht etwas von der Materie.

Aus Sicht von Redaktionen und Talkshowmoderatorinnen disqualifiziert ihn das für die Art Sendung, die sie produzieren. Das heillose Schwatzen stellt mittlerweile eine Grundvoraussetzung dar, um große Podien der Aufmerksamkeitsökonomie erklimmen zu können, ob es sich nun um einen Erfinder wundersamer, aber leider nie gesehener Energieerzeugungsanlagen in Afrika handelt, Klimaesoteriker oder andere Quackperten. Wer öffentlich-rechtliche Sender konsumiert, bestimmten Leuten auf Twitter folgt und/oder zu einer Instagram-Gruppe von Anhängern der “Letzten Generation” gehört, lebt also in einer Art ständigem Partikelschauer der Meldungen vom bevorstehenden Weltenende.

Berichte über Wüstenbildung vor Berlin, baldigen Trinkwassermangel in München, Hitzschlag im Juli und austrocknende Seen bleiben nicht ohne Wirkung. Es gibt gerade unter den Jüngeren mit meist sehr schütteren naturwissenschaftlichen Kenntnissen nicht wenige, die fest daran glauben, demnächst klimabedingt zu verbrennen, zu ertrinken, zu verdursten und nicht mehr genügend Sauerstoff zu bekommen, jedenfalls dann, wenn die Regierung nicht sofort allerradikalste Maßnahmen ergreift.

Das führt zu Teil zwei des Angstklimas. Wo mediale Wüsten wachsen, blühen ganz realexistierende Psychosen und Neurosen wie noch nie. Das entgeht vielen Medien nicht – vorzugsweise denen, die das Dauerfeuer der apokalyptischen Nachrichten in Gang halten. Sie beginnen neuerdings auch die Angst selbst zu kultivieren und zu bewirtschaften. Beispielsweise das WDR-Format Quarks, das seine selbstgewählte Identität als Wissenschaftsmagazin auslebt. Unter der Überschrift „Darum müssen wir über Klimaangst sprechen“ zählt Quarks auf, wie stark der Katastrophismus schon wirkt:

„In der Wissenschaft ist ‚Klimaangst‘ längst ein eigener Forschungsbereich. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Phänomen tatsächlich weit verbreitet ist und in den vergangenen Jahren zugenommen hat. […] ‚Vor allem 16- bis 25-Jährige verspüren Ängste‘, sagt Gerhard Reese, Professor für Umweltpsychologie an der Universität Koblenz-Landau. In der Sinus-Jugendstudie 2021 gaben knapp 40 Prozent der Befragten an, große Angst vor der Klimakrise zu verspüren. Ihre drei größten Sorgen in diesem Kontext sind laut der Studie, dass extreme Wetterereignisse zunehmen, dass der Lebensraum von Tier und Mensch verloren geht und dass die Pole abschmelzen.
Auch die internationale Studie von der University of Bath im Vereinigten Königreich zeigt die Bedeutung von “Klimaangst” unter jungen Menschen. 60 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus zehn Ländern gaben an, besorgt über die Klimakrise zu sein. 45 Prozent gaben sogar an, diese Sorgen würden ihren Alltag bestimmen.“

Problematisch findet das WDR-Magazin daran eigentlich nur den Begriff „Klimaangst“ – denn der suggeriere, es handle sich um eine Krankheit, zumindest um einen unangemessenen Reflex und nicht etwa, wie Quarks erklärt, um eine „normale und gesunde Reaktion“. Auch die oben schon zitierte Zeit entdeckt die Kimaangst für sich und ihre Leser:

Wie, fragt sie, lasse sich mit dieser Angst umgehen? Sie sei jedenfalls „nichts, was man wegtherapieren sollte“, denn sie sei schließlich nicht eingebildet. (Was, ganz nebenbei, für ein bemerkenswertes Unverständnis von therapiebedürftigen Ängsten spricht: Die meisten Ängste, mit denen sich Psychotherapeuten beschäftigen, entspringen ja auch nicht der bloßen Phantasie, also etwa Angst vor Krankheit, Alter und Einsamkeit.)

Der amerikanische Psychologe und Autor Jonathan Haidt beschäftigt sich schon länger mit der messbaren Tatsache, dass etwa seit 2015 die psychischen Probleme von Teenagern stark zunehmen. Den Hauptgrund sieht er in der exzessiven Nutzung von Social Media-Plattformen.

Die Ausbreitung von Angststörungen und Isolationsgefühlen gerade bei Jüngeren dürfte auch in der Coronazeit noch einmal einen starken Schub erfahren haben, als beispielsweise in Deutschland ein Papier des Innenministeriums ausdrücklich zur Verbreitung von Angst- und Schuldgefühlen riet, unter anderem dadurch, dass Kindern eingeredet werden sollte, sie würden durch mangelnde Vorsicht ihre Eltern töten. Die systematische Klimaangsterzeugung („Ich will, dass ihr in Panik geratet“ – Greta Thunberg) fügt sich in ein größeres Bild. Ihre Besonderheit liegt darin, dass erstens die gleichen, die sie verursachen, sie inzwischen auch systematisch verwerten. Psychosen müssen nicht nur gezüchtet, sondern auch geerntet, zu Sträußen gebunden und den Betroffenen zurückverkauft werden. Nach diesem Muster entsteht gerade ein neuer vielversprechender Wirtschaftszweig, zu dem in Kürze mit Sicherheit beispielsweise eine eigene Klimaangst-Ratgeberliteratur gehört, die sich in Buchhandlungen auf einem Extratisch neben den Thunberg-, Neubauer- und Schellnhuber-Werken stapelt, aber auch Angstberater an Schulen, mit Steuergeld entlohnte Gutachter, Sonderforschungsbereiche und vieles mehr. Angstpolitik – Peter Sloterdijk prägte dafür den schönen Begriff ‚Phobokratie‘ – eignet sich auch dafür, politische Bildungen zu erzeugen. Das „Kollekt-Portal“ des „Progressiven Zentrums“, einer Denkfabrik für Gesellschaftstransformation etwa fordert verängstigte Jugendliche auf, „ihre Geschichte“ zu erzählen („wir wollen sie hören“).

Angst als Lebenszustand wirkt lähmend für den, der an ihr leidet. Sie macht unproduktiv. Für denjenigen, der Ängste bewirtschaftet, entfaltet dieser Zustand – jedenfalls, wenn er andere betrifft – durchaus belebende Wirkung. Dauerverängstigte finden sich eher als ausbalancierte Menschen dazu bereit, politischen Maßnahmen bedingungslos zuzustimmen, solange sie Schutz versprechen. Angst konditioniert. Sie führt dazu, dass die chronisch Furchtsamen sich selbst und ihrer Wahrnehmung nicht mehr trauen.
Für sie entwickelt die Zeit Online gerade ein neues Format: Die Plattform, so liberal wie „Quarks“ wissenschaftlich, fordert ihre Leser auf, gern auch anonym ihre geheimsten Verbotsphantasien aufzuschreiben. Nicht etwa Verbote für andere, sondern für sich selbst:

„’Protect me from what I want’ lautet ein berühmter Slogan der US-amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer: Schütze mich vor dem, was ich mir wünsche. In diesem Sinne möchten wir Sie fragen: Worauf würden Sie zwar niemals freiwillig verzichten, aber heimlich dankbar für eine staatliche Regulierung sein? Wovon würden Sie gern abgehalten werden? Von lauen Grillnächten mit Discounterwürstchen? Lustvollem Rasen auf der A2? Spontanem Inlandsflug nach Köln? Oder würden Sie sich am liebsten direkt den Diesel wegnehmen lassen? Sind Verbote wirklich so schlimm, wie sie sich anfühlen? Nehmen sie denen Möglichkeiten weg, die ohnehin schon wenig haben?
Erzählen Sie uns von Ihrer heimlichen Verbotsforderung im Formular, in den Kommentaren oder schreiben Sie eine Mail an community-redaktion@zeit.de. Ausgewählte Beiträge wollen wir auf ZEIT ONLINE veröffentlichen, auf Wunsch auch anonymisiert.“

Auch hier tun sich Marketingmöglichkeiten auf. Als Aboprämie beispielsweise statt der Espressomaschine die neunschwänzige Katze aus Naturkautschuk. Es muss sich auch nicht jeder unbedingt selbst geißeln. Auch das nehmen Fachkräfte gegen Zahlung gern in ihre Hände.
Sämtliche Phobogeschäftsmodelle zeichnen sich im Wortsinn durch Nachhaltigkeit aus. Angst ist ein Stoff, der sich spielend leicht erneuern lässt.

 

 

 


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.


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Kommentare anzeigen (35)

  • Was "Zeit online" da bewirtschaftet, nannte man früher die "Furcht vor der Freiheit". Ist Erich Fromms Klassiker wieder aktuell?

  • sehr treffend!

    angst hat schon bei corona wunderbar funktioniert und selbstverständlich die immer gleichen akteure. wenn der klimawandel es wieder erwarten nicht schaffen sollte die welt zu ruinieren, diese leute schaffenn es mit sicherheit. die ergebnisse kann man täglich besichtigen: weil kein geld mehr in der regierungskasse bei 52% staatsquote; unternehmenspleiten nehmen stark zu; die gesellschaft jetzt schon gespalten und die (faschos) rechten in ganz europa auf dem vormarsch. die merken nicht einmal das sie ihren vorstellungen einen bärendienst erweisen.

    früher war es der teufel den der pastor von der kanzel herab predigte obwohl er ihn noch nie gesehen hat. heute ist es göring-eckhardt. warum sollte etwas was im mnittelalter gut funktioniert hat nicht auch heute gehen! so sind sie die progressiven. immer fortschrittlich auch wenn das mittelalter grüßen läßt.

    • Richtig. Nur leider sind es die Rechten, was früher ja mal für konservativ stand, die als einzige politische Kraft diesem Unsinn entgegenzuwirken scheinen. Rechts ist nicht gleich fascho. Und links nicht gleich RAF.

  • Herr Wendt, ausgezeichnet, wundabah. Wie immer. Gerade die jungen Leute legen Zeugnis ab über die um sich greifende Miss - Bildung in der besten BRD ever. Lassen wir die Journalistixe quarken und zeiten, Küchenhelfend*Innen Metereologie und Glaziologie spielen. Was macht eigentlich die Pippi aus Köttbullar - Land? Ist die schon Persona Non Grata, wo in Schweden doch neuerdings der National - Sozialismus reüssiert?
    Und verwechselt Klamotten - Karl, der Fichige, eventuell Celsius und Fahrenheit? Fraaaagen über Fraaaagen

  • "Umweltpsychologe", was es so alles gibt. Die Klimaphobiker schaffen sich ihre Planstellen clevererweise selbst.
    Wäre ich in diesem Lande Migrant, würde ich mich nicht wohlfühlen.

  • Vielen Dank für diese ausgezeichnete Kompilation und Analyse. In der Tat gibt es bereits von Bundesministerien geförderte Forschungsprogramme zu den sog. Klimaängsten der Jugend. Mir scheint ein Aspekt von Bedeutung, von dem ich nicht annehme, dass er in dieser Supportforschung adressiert wird, weil „zu gefährlich“. Und der betrifft die Persönlichkeitsmerkmale der Jugendlichen, die besondere Ängste haben und imbezil genug sind, besonders radikale Maßnahmen zu fordern, unter denen ganz wesentlich sie selbst leiden werden - doch dies zu erkennen, dazu reicht es subkranial nicht.

    D. trägt ca. 2% zum weltweiten anthropogenen CO2-Ausstoß bei, andere Länder mit zehnmal so hohen Beiträgen befinden sich im Expansionskurs usw., in China alleine sind pro Woche zwei Kohlekraftwerke geplant oder im Bau usw., alles bestens bekannt. Angesichts der Unsicherheiten der Vorhersagemodelle, welche ihnen als prädiktiven, nicht direkt überprüfbaren Approximationen superkomplexer Gegebenheiten unvermeidlich innewohnen, gehen die 2% ohnedies komplett im Rauschen auf. Man sollte m.E. in der Lage sein, die 2% zum Gesamten in Beziehung zu setzen statt sie in wahnhafter Verkennung aufzublasen.

    Leider habe ich über die Jahre feststellen müssen, dass bei jungen Leuten die Fähigkeit, auch nur die einfachsten Abwägungen sowie Plausibilitätsbetrachtungen vorzunehmen, oft nicht vorhanden ist. Dieses Defizit zieht sich allerdings weit durch die sog. Intelligenz, es ist fast schon konstitutiv. Die Behauptung eines afrikanischen technischen nobody beispielsweise, mittels Piezokristallen Energie für so und so viele Menschen zu erzeugen, kann man durch eine überschlägige Abschätzung, die im Kopf in zwei Minuten zu leisten ist, als geradezu schwachsinnig erweisen – Sie haben sich dieses Aberwitzes ja angenommen. Das hielt Herrn „Dr. med.“ E. v. H. nicht vom Lob ab, und dieser Herr ist zugleich „Honorarprofessor“ für „Wissenschaftskommunikation“ (!) an der Universität Marburg. Jemand, der nicht einmal eine simple Abschätzung hinbekommt, für die man keine spezifischen Physikkenntnisse benötigt? Geht es noch tiefer? Die alternative Erklärung wiese natürlich in Richtung charakterlicher und moralischer Defekte.

    Das bringt mich zurück zu den Persönlichkeitsmerkmalen im Sinne einer Disposition, sich leichter kollektiv verrückt machen zu lassen. Dies erfordert sicher einen stärkeren Hang zu sozialer Adhärenz und einen geringeren Hang zur Selbständigkeit. Rudelheuler versus Einzelgänger, Anpassung versus Eigenständigkeit, um es plakativ zu sagen. Da bestehen große interindividuelle Unterschiede, und es gibt Forschungsinstrumente, um diese Dispositionsprofile zu erfassen. Zugleich fällt auf, dass sich unter den sog. Aktivisten und Nachläufern besonders viele Frauen befinden.

    Nun gibt es guten Grund anzunehmen, dass unter Frauen verglichen mit Männern der Anpassungs- und Rudelmodus schon aus evolutionsbiologischen Gründen im Mittel stärker ausgeprägt ist. Man erinnere sich an die Tatsache, dass bei Auseinandersetzungen zwischen Gruppen in der Regel die Männer getötet und die Frauen und Kinder genommen wurden, an Frauenraub usw. usf. Man erinnere sich auch an die Praxis der Exogamie der Frauen in vielen tribalen Gesellschaften, alles Phänomene, die bestens bekannt und dokumentiert sind. Wir finden das alles auch in den Beschreibungen rezenter steinzeitlicher Gesellschaften wie den Eipo in Neuguinea oder den Yanomami im Orinokogebiet.

    Und wir finden es bei Primaten, man schaue z.B. in entsprechende Kapitel in dem Buch „Primate Behavior and Human Origins“ von Glenn E. King, Routledge 2016. Bei Schimpansen etwa, die dem Last Common Ancestor vermutlich am nächsten kommen, wechseln Weibchen die Gruppe, während Männchen philopatrisch sind und verbleiben; auch können Weibchen geraubt werden. Den Weibchen wird in der neuen Gruppe abverlangt, Allianzen mit anderen Schimpansen zu schmieden und sich zugleich einzupassen, wobei sie sich gerne an hochrangige Männchen anlehnen, um vor einer initialen Aggression anderer Weibchen geschützt zu sein. Es gibt dann auch Frauenallianzen z.B. mit dem Effekt, die Macht eines Alpha-Männchens zu demontieren. Interessant sind beim Menschen natürlich zusätzlich die sekundären Rationalisierungen (auf die Menschen ihr Denken weitgehend verwenden), so in der Shari’ah, welche den Besitzübergang der Frau und die geforderte Anpassungsleistung explizit formuliert, siehe z.B. „Reliance of the Traveller”, O9.13 usw.).

    Es gibt also guten Grund anzunehmen, dass sich Frauen aus evolutionär ererbtem Überlebensinteresse auch heute im Mittel stärker an äußere Einflüsse anpassen und sozusagen opportunistischer sind als Männer. Historische Beschreibungen des überwiegenden Verhaltens der Frauen unter politischen Zwangssystemen gehen damit konform. Natürlich gilt das immer nur im Mittel, und es gibt innerhalb der Geschlechter ein breites Spektrum an Dispositionen; deshalb sollte man nicht auf Einzelne schließen, aber die Frage nach dem mittleren Verhalten ist m.E. legitim.

    Heute stellt sich nun die Frage, inwieweit mediale Amplifikationen und Kanalisierungen aus diesem - sozusagen lokal sinnvollen evolutionär entwickelten - Verhalten ein für die Gesamtgesellschaft destruktives gemacht haben, natürlich immer, wie es sich für Menschen gehört, rationalisiert durch Phrasen, die allzu bekannt sind (Fem/Klim/Rass/Gend/xyz). Eine interessante Frage ist ebenfalls, warum unter den 2015ff-Delusioniären besonders viele Frauen zu finden waren. Ich sehe bei diesen wahnhaften Verkennungen weniger die Attraktivität zugewanderter Virilität am Werke als vielmehr den massiven kollektiv-suggestiven Wahn, der - vor allem junge - Frauen dazu brachte, demonstrativ gegen ihre eigenen Interessen zu handeln, sofern diese Interessen die Verfügbarkeit über sich selbst betreffen. Darin verborgene Wünsche zu sehen, hielte ich für zu spekulativ, und wie so oft dürften kollektive Verblendbarkeit und gemeinsam zusammenstehende Dummheit als Erklärung ausreichen.

    Vielleicht ist es für manchen Leser hilfreich, auf diese Weise die Sache auch aus ethnologischer, ethologischer und primatologischer Perspektive zu betrachten, zumal es offensichtlich auf Argumente gar nicht ankommt, da diese nur die Form von ad hoc-Rationalisierungen haben, inhaltlich gesehen also fast schon den Status der nichtverbalen Lautäußerungen von Primaten erreichen.

    • Warum so kompliziert? Wir haben eine Generation mit zahlreichen wohlstandsverwahrlosten Mittelschichtskindern. Die Ursache ist in meinen Augen: der Anstieg der Produktivität seit Beginn der 80er und die Zuwanderung billiger Arbeitskräfte seit den 90ern. Beides hat immer mehr Menschen freigesetzt. Sie sehen keine Arbeit für sich die sich lohnen würde. Also krankenpfleger kommt nicht in Frage, zu schlecht bezahlt. Handwerk schon gar nicht, zu anstrengend. Beides aber ohnehin sozialer Abstieg und deshalb nicht erstrebenswert. Für ein Studium mit dem sich später Geld verdienen lässt recht das Talent nicht, aber wer gesteht sich das gerne ein? Trotz ihrer Einfältigkeit halten sich die Klimaaktivisten ja für Elite. Nachdem es mit dem Berufsleben also nicht so klappt suchen die Wohlstandsverwahrlosten eben andere Wege um dem eigenen Leben irgendeinen Sinn zu geben: Sie retten eben Flüchtlinge, das Klima, die rassistisch Benachteiligten und beschützen gleichzeitig noch die sexuell diversen. Volles Programm also, da bleibt kaum Zeit zum Nachdenken. An allen Ecken lauert Bösartigkeit, schließlich wird ja das bisher normale als schrecklich und gefährlich definiert. Die welt ist, so wie sie ist, ungerecht und muss verbessert werden. Wie haben sich diese sogenannten Antifaschisten, Faktencheker und anderen präkeren (Pseudo)akademikerInninnen auf Corona gestürzt! Endlich waren sie wichtig, forderten Solidarität, Zwangsimpfungen, Lager für Ungeimpfte und Sprechverbote für Andersdenkende! Die meisten der Themen die diese Leute beackern sind wissenschaftlich diffus. alles kann richtig und falsch sein, egal was jemand von sich gibt, man kann darüber diskutieren und niemand hat je ganz unrecht. Auch nur 2 % CO 2 sind immerhin 2 %. Hinzukommt dass diese Menschen Zeit haben, im Gegensatz zu Menschen die arbeiten können sie auf Sitzungen bis spät in die Nacht diskutieren und alle anderen vertreiben. Und so dominieren diese Menschen über kurz oder lang auch die Parteien und bilden so in unserer Republik auch an der Spitze die Wagenburg der Dummen. Immer wieder erheiternd und erfrischend wie Herr Wendt sachlich und ironisch den Schleier der selbstverliebten, schon fast religiösen Verklärung bei diesen Figuren beiseitezieht.
      Und ich halte es für enorm wichtig dass er dies tut. Denn wir müssen uns dringend darüber im Klaren werden was hier eigentlich für Prozesse ablaufen, denn davon hängt unsere Zukunft ab. Insofern bitte ich Sie, sollten Sie meinen Kommentar lesen, diesen nicht als Kritik zu verstehen sondern als Anregung. mfg M.M

      • Vielen Dank für diesen Kommentar, ich stimme Ihnen inhaltlich völlig zu, nur ging es mir mehr um die evolutionär ererbten Mechanismen und Dispositionen, welche dahinter stehen. Und das Phänomen ist ja nicht unbekannt. Nehmen Sie die Fabeln des Äsop vom Fuchs (es gibt zwei Versionen), der die appetitlich aussehenden Trauben sieht, sie aber nicht erreichen kann und sodann schlechtredet. Das trifft es exakt. Der Fuchs hat nicht das charakterliche Format, einzusehen, dass ihm nun einmal nicht alles auf Erden beschieden ist, und also die Trauben denen zu überlassen, die sie erreichen können. Andererseits verfügt er nicht über die Kreativität, sich ein Werkzeug wie eine Leiter oder einen Greifer zu bauen, seine Intelligenz erschöpft sich in Schläue.

        Der Typus, den Sie beschreiben und der seit dem Umsichgreifen einer formalen, aber nicht inhaltlich-substantiellen Bildung (Anbildung) einen enormen Zuwachs erhalten hat, ist genau von dieser Art. Es ist nach meiner Meinung auch nicht primär das Geld, das antreibt, sondern das Streben nach Distinktionsgewinn, das Geld ist eines der Vehikel dazu. Und da liegt es nahe, den komfortablen Weg zu wählen und sich auf quasi-moralische Manier Auskommen & Macht zu verschaffen und zugleich aufzuwerten, durch eine Art von parasitärer Erpressung. Entsprechend ist die bequemste Art, sich zu erhöhen, diejenige, andere zu erniedrigen, daher finden wir seit einigen Jahrzehnten überall das „vom Sockel holen“ und „dekonstruieren“. Mit dem Vergehen der Religion bzw. ihrer Transformation in eine Ego-Bespiegelung geht auch die Bescheidenheit verloren, und darunter leidet die Charakterbildung.

        Entsprechend ist es, was die Wissenschaft angeht, geradezu phänomenal, wie heute der Dunning-Kruger-Typus geradezu explodiert ist. Hier hat m.E. die Populär-Wissenschaft einen wesentlichen Anteil, da sie dem typischen Angebildeten schmeichelt, sich auf der Basis von Aufschnappungen und suggestiven Visualisierungen ein Urteil bilden zu können, obgleich die tatsächliche Wissenschaft nie zuvor intellektuell so anspruchsvoll war wie heute und nie zuvor so viel Wissen und Erfahrung erforderte. Nach meiner Erfahrung findet man die im klassischen Sinn vernünftigen Leute inzwischen eher unter den „einfachen Leuten“ als unter „Gebildeten“, die oft nur ihre faktische Mediokrität als Superiorität inszenieren.

        • Vielen Dank für Ihre Antwort!
          Sie haben sicherlich recht was den Frauenanteil an den sogenannten Klimaaktivisten betrifft. Auch die Frage nach dem mittlerem Verhalten ist legitim. Bei Massenbewegungen scheitert die Einzellfallprüfung. Ihr Standpunkt dürfte an den allermeisten geisteswissenschaftlchen Fakultäten in Deutschland für einen kollektiven Aufschrei sorgen, Sie würden als biologistisch und in Folge natürlich als frauenfeindlich gebrandmarkt. Ihre Verurteilung als rechtsradikal wäre dann wohl nur noch eine Frage der Zeit.
          Aber es geht ja bei Alexander Wendt nicht darum die akademischen mainstream Meinungen möglichst noch eloquenter zu formulieren sondern darum die Gegenstandpunkte darzustellen, was eigentlich ja die ursprüngliche Aufgabe von kritischem Journalimus ist. Und was man auch in den sogenannten alternativen Medien kaum findet, auch dort werden ja zumeist nur plakativ Gegenstandpunkte formuliert, eine echte gründliche inhaltliche Auseinandersetzung mit den jeweiligen Argumenten vermisse ich oft.
          Diese gründliche Auseinandersetzung ist aber Vorraussetzung für eine demokratische Willensbildung oder überhaupt für eine Willensbildung. Ein freier Wille hat ja zur Vorraussetzung dass man die Folgen der jeweiligen Entscheidung auch abschätzen kann und diese Folgen müssten deshalb ausreichend und kontrovers diskutiert werden.
          Ich persönlich denke die Affinität mancher junger Frauen zu Männern aus islamisch geprägten Kulturen liegt an der Erziehung der Männer. Viele werden schon als Kinder als künftige Leader behandelt. Viele von ihnen entwickeln dadurch eine natürliche Autorität, eine selbstbewusste und sichere Ausstrahlung weitgehend unabhängig von ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen.
          Zur Bildung: natürlich haben Sie recht was die eklatanten Bildungslücken betrifft, neulich hat mir eine Flüchtlingshelferin versichert wir, also Deutschland, seien zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika moralisch verpflichtet weil wir ja Kolonien gehabt hätten und Afrika ausgebeutet hätten. Auch Nigeria sei deutsche Kolonie gewesen und zwar bis in die 60er Jahre, so genau wusste sie das nicht. Aus solchen einzelnen Begenungen kann man nicht ins Allgemeine schließen, aber erhellend finde ich das allemal.
          Die Ursache ist in meinen Augen schlechte Schulbildung, die Kinder werden zu wenig geschult etwas auswendig zu lernen. Die Gedächtnisleistung nimmt dann ab, fürchte ich. Ohne ein Grundgerüst an Fakten im Kopf aber kann man keine Zusammenhänge erkennen. Zum anderen ist die Individualisierung ein Problem. Jeder wird angehalten einen eigenen Standpunkt zu formulieren statt zu versuchen zunächst den Standpunkt des anderen zu verstehen. Da sind Handwerker im Vorteil. Sie müssen klar denken, ihr Gehirn wird auf Fakten geschult, ein einmal zu kurz abgeschnittener Balken ist - ohne wenn und aber - zu kurz. Der Schnitt lässt sich auch nicht durch das Drücken der Reset Taste rückgängig machen. Ein Handwerker erlebt auch immer wieder dass ein Gegenüber, dreckig, vielleicht moralisch verkommen, vielleicht der Sprache nicht richtig mächtig, vielleicht sogar angetrunken in der Sache um die es geht Recht hat. Und zwar weil er zwar nicht schlau ist, aber eben 30 Jahre mehr Berufserfahrung hat. Der Dunning Kruger Effekt wird auch vom Handwerk genutzt, fast jeder Außendienstmitarbeiter wird heutzutage rhetorisch geschult. Aber zum Schluß zählt eben das sicht- und messbare Ergebniss und das kann man schlecht schönreden. Da haben es Politiker einfacher.
          Eine wichtige Frage an Sie wäre nun:
          Sie meinen charaktrliche Disposition sei gut messbar. Wie? Ich muss gestehen dass ich durch die gelegentliche Lektüre aktueller Studien etwa der Bertelsmannstiftung vorgeschädigt bin. Zweitens:
          Ist diese klimapanik ein auf Deutschland begrenztes Phänomen oder findet man es auch in anderen Industrienationen, etwa den USA, Japan, Österreich oder der Schweiz? Diese sogenannte 68 Revolution etwa war ja ein weltweites Phänomen.
          Die Frage könnte man ausdehen auf das Flüchtlingsgedöns. Auch hier: ein deutsches Phänomen? ich habe gehört dass in GB beides, Klima und Flüchtlinge dort in diesen akademischen Mittelschichts Kreisen ähnlich gesehen wird wie hier. Aber wie ist das etwa in Japan? Ich wäre nicht enttäuscht wenn sich diese Fragen nicht beantworten liesen, aber eine klare Antwort, mag sie auch akademisch umstritten sein würde mich freuen. Ich halte nämlich nichts von diesem Geschwurbel das die meisten Akademiker heutzutage an den Tag legen um ja nirgens annzuecken. Die prüfen ja jedes Kommazeichen noch bevor sie es setzen ob es auch gendergerecht und mit den gängigen Klimamodellen kompatibel zu sein scheint. Und mit diesem Geschwurbel kann man zwar Karriere machen, es bringt aber nicht weiter. Ein Wort noch zu Populärwissenschaft: "Corona Fehlalarm" von Dr. Bahdi und Dr. Reiss ist auch Populärwissenschaft, oder? Ich denke es kommt eben darauf an wer schreibt und ob wissenschaftliche Sachlichkeit dahinter steckt oder ob mit Sensationsgier Verkaufszahlen erreicht werden sollen. mfG M.M

      • Vielen Dank. Die Fragen in Ihrem zweiten Kommentar versuche ich hiermit ansatzweise zu beantworten und wähle als formalen Antwortmöglichkeit den ersten Kommentar, damit der Text in der Breite nicht allzu schmal wird.

        (A) Es gibt beispielsweise die klassischen „big five“, um eine Persönlichkeit in fünf latenten Dimensionen (Offenheit für Erfahrung, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus) zu charakterisieren, und dazu eine Unmenge an wissenschaftlicher Literatur.

        (B) Meines Erachtens sollte man nur (z.B. mittels Suchmaschinen wie „pubmed“ u.ä.) nach wissenschaftlichen Arbeiten suchen. Was in die Medien gelangt, ist heute mit hoher Wahrscheinlichkeit absichtsvoll tendenziös und methodologisch anfechtbar oder zumindest von Journalisten falsch interpretiert. Das war auch bei Corona regelhaft so. Bertelsmann-Studien verwende ich allenfalls dazu, anderen aufzuzeigen, wie Pseudowissenschaft arbeitet.

        Idealerweise sollte ein Journalist einem Wissenschaftler ähnlich sein in dem Bestreben, Tatsachen und Zusammenhänge möglichst genau zu beschreiben, so dass andere sich ihr Urteil bilden können und es einen Fortschritt der Erkenntnis gibt. Derart klassische Journalisten sind heute die Ausnahme. Vielmehr sammelt sich unter dieser Bezeichnung ein Typus, der nach meiner Erfahrung zu dumm & faul ist, in irgend etwas ernstlich kompetent zu werden, gleichwohl den Geltungsanspruch hat, über alles & jedes urteilen und andere belehren zu können, darunter auch tatsächliche Fachleute, da habe ich schon absurde Szenen erlebt. Was reüssiert, ist Meute. Und diese Subkultur ist autonom in dem Sinne, dass sie sich selbst in ihren Gesinnungsbrutschränken kultiviert.

        (C) Die Sensationslust der Journalisten an sich ist natürlich nicht neu. So habe ich ein Büchlein von 1832 des Astronomen J.J. Littrow mit dem Titel „Über den gefürchteten Kometen des gegenwärtigen Jahres 1832 und über Kometen überhaupt“, in dessen Vorwort Littrow u.a. schreibt: „Über den Kometen, welcher nächstens mit der Erde zusammentreffen, und dadurch, ich weiß nicht was alles für Unglück verursachen soll, haben sich in den letzten Zeiten so viele ganz ungegründete Nachrichten und Besorgnisse verbreitet, daß eine Berichtigung derselben wohl nicht anders als wünschenswerth seyn kann. Besonders haben sich, wahrscheinlich des allgemeinen Interesses wegen, unsere Zeitschriften mit diesem Thema eifrig zu beschäftigen gesucht, so fremd dasselbe auch größtentheils den Verfassern derselben zu seyn scheint. Aber auch an eigentlichen Büchern über diesen Gegenstand fehlt es nicht, von welchen sich, wohl mit noch größerem Rechte dasselbe sagen lässt. [……]. Alle aber beinahe vertrösten uns auf eine Weise, die nur zu deutlich zeigt, daß sie selbst noch nicht recht bei Troste sind, und daß es ihnen sämtlich an den Kenntnissen und Gründen fehlt, die allein eine auf Überzeugung gegründete Beruhigung gewähren können.“

        Das Büchlein ist eine wunderbar geschriebene, umfassende, sorgfältige Abhandlung über alles, was man zur damaligen Zeit über Kometen wusste und an Hypothesen formulierte oder auch spekulierte.
        Der Unterschied zu heute scheint mir, dass - im Verein mit einem hohen Grad von expliziter und impliziter Synchronisation - (a) die heutige politische Unterlegung viel penetranter und bösartiger ist als es die damalige (nur partiell) religiöse war und dass (b) die Themen heute von den Mächtigen wirkungsvoll funktionalisiert werden.

        (D) Ob es in D. eine besondere Inklination zum sozusagen gnadenlosen Fanatismus gibt, weiß ich nicht, aber die Annahme liegt nahe, da es so aussieht, dass in keinem anderen westlichen Land eine so gezielte, umfangreiche, durch systematische Verblendung abgeschirmte, lustvolle und geradezu nachhaltige Selbstzerstörung betrieben wird. Den dt. Weltbelehrungs- & Vorreitertypus kennen wir ebenfalls. Weltanschaulich sehe ich da die unheilvolle Linie der politischen Romantik vom Beginn des 19. Jh. über die Jugendbewegung, über die damit assoziierte, alle Bedenken beiseite wischende Begeisterung der sog. Intelligenz für den WK 1, über den von weiten Teilen der sog. Intelligenz (zur Verblüffung der Nationalsozialisten selbst) rasch adaptierten und bis zuletzt hochgehaltenen Nationalsozialismus, und dann bis heute zu den Grünen, in denen die Attitüde endlich die multimorbide Form der Letzten Degeneration annimmt.

        (E) Andererseits muss man m.E. auch Spezifika der dt. Geschichte berücksichtigen. Nach dem WK 1 gab es den desaströsen Versailler Vertrag mit seiner Kriegsschuldzuschreibung usw., der den Übergang in die folgende parareligiöse Erlösung per NS begünstigte. Nach dem WK 2 gab es aus einer Reihe von Gründen im Westen das gegenteilige Extrem und eine eher zarte Behandlung der Westdeutschen. Das ist relevant, weil sie heute das Sagen haben. Vor allem gewöhnte man sich daran, niemals konkret verantwortlich zu sein, da man im Effekt niemals eigenständig handeln musste oder durfte. In dieser von Unbill abgeschirmten Treibhausatmosphäre konnte sich die hedonistische Hypermoral nicht nur in besonders exzessiver Form entwickeln, sondern ihre Vertreter konnten nach und nach auch alle Institutionen infiltrieren und an die Macht kommen. Die Verdammung aller Eigeninteressen, die man sich heiligenmäßig und engelsgleich glaubte erlauben zu können, führte dazu, dass über die Zeit kein rationales Profil dieser Interessen entwickelt wurde, nur globale Missionsvisionen. Besonders gravierend - und da sehe ich schon eine gewisse dt. Tradition - ist auch die sofortige Religionisierung aller Sachfragen (die man sehr gut an Corona nachverfolgen konnte, von der Dämonisierung der Epidemie als Menschheitsgefahr über das Erlösungsversprechen des Impfens bis zur demonstrativen Selbstkasteiung in Form der Lockdown-Maßnahmen; das konnte man vor einiger Zeit an einem Aufsatz des sog. Philosophen Habermas in geradezu wahnhafter Weise illustriert finden). Die Kombination all dieser Faktoren rächt sich jetzt, indem D. zur sich selbst wehrlos machenden Beute amerikanischer sog. Philanthropen, sog. NGOs, Milliardäre und Investoren zu werden droht. Sri Lanka im Großen.

        Insofern scheint dann doch ein historischer Fluch auf diesem Land zu liegen, von dem parallel laufenden Zermürbungsangriff des organisierten Islam ganz zu schweigen. Signifikant sichtbare, unmissverständliche Islamkritik gibt es nach meiner Wahrnehmung in westlichen Ländern nur in den USA, bezeichnenderweise fast ausschließlich von bekennenden Christen, die es hierzulande nicht gibt bzw. die komplette Außenseiter sind. Von einem amerikanischen Autor, der viele Bücher zum Thema geschrieben hat und dessen Vorträge u.a. auf youtube zu finden sind, alle bestens mit Daten unterfüttert, weiß ich, dass seine Filme weltweit am häufigsten in der Türkei und in D. gesperrt werden, noch vor den islamischen Ländern. Das sagt alles.

        Mit Japan kenne ich mich aus, aber mir scheinen die historischen, sozialen und geistigen Grundlagen inklusive der Wertschätzung der eigenen Kultur ganz andere als hier. Der Wokismus ist eine westliche Pathologie, die man als kombinierte Störung in ICD-10 einordnen könnte, und m.E. letztlich als Perversion des Christentums entstanden.

        (F) Natürlich ist nicht alle Populärwissenschaft schlecht. Es gibt jedoch etliche Bücher und Autoren, die ich für tendenziös oder regelrecht irreführend halte und deren Werke ich bevorzugt in den Auslagen der Buchhandlungen sehe. Diese versorgen überdies ein Dunning-Kruger-Publikum, das die sog. öffentliche Meinung dominiert. Es ist aber nicht alleine die politische Infiltration, sondern oft auch das intellektuelle Niveau, was stört. So habe ich vor ca. 10-15 Jahren einmal in einer Bahnhofsbuchhandlung ein Werk des Autors Lesch über Kosmologie gekauft, weil ich sehen wollte, wie ein dt. Autor über so etwas schreibt. Ich selbst lese nur wissenschaftliche Fachbücher und als populärwissenschaftliche Ergänzung, aus der man immer wieder lernen kann, ab und an die entsprechenden Bücher angloamerikanischer Autoren. Bei Herrn Lesch stellte ich die Lektüre nach ca. 25 Seiten ein und überflog den Rest nur noch, weil so viel redundantes, infantiles, schwer erträgliches Geschwätz darin war und auch philosophisch oder wissenschaftshistorisch nichts zu lernen war; es ist eines der ganz wenigen Bücher, die ich weggeworfen habe. Amerikanische Autoren wie Steven Weinberg, Sean Carroll oder Frank Wilczek, teils Nobelpreisträger, schreiben auch populärwissenschaftlich um Klassen besser, und man liest sie mit Gewinn auch dann, wenn man selbst etwas von der Sache versteht. Inzwischen habe ich natürlich mitbekommen, dass Herr Lesch ein Feldprediger des Klimangeliums ist und ein Propheteus, der den Menschen die Gefahren des Feuers vorstellt statt es zu bringen, dafür allerdings vom allstaatlichen Adler belohnt statt angefressen wird, und ich finde, das passt zu ihm und seinen Adepten.

        (G) Man muss m.E. unterscheiden zwischen genetisch festgelegten Verhaltensdispositionen, die dem Menschen generell als Primaten zukommen und die schon deshalb zu erwarten sind, weil Individuen nur endliche Gelegenheit und Zeit zum Lernen haben und es evolutionär vorteilhaft, ja zwingend ist, einen erprobten Rahmen zwecks raschen Entscheidens und effizienten Lernens bereit zu halten, sowie individuellen genetisch bedingten Variationen in einzelnen Persönlichkeitskomponenten, bei deren phänotypischer Ausprägung individuelle Erfahrung und Sozialisation natürlich ebenfalls eine Rolle spielen.

        Was die generellen Dispositionen angeht, gibt es viele Daten zum Vergleich von Primaten und vor allem kleinen Kindern, die Gemeinsamkeiten zeigen, von Komponenten der Mimik über die besondere Aufmerksamkeit für spezifische Umweltfaktoren wie Schlangen bis zu der Art und Weise, wie durch Kombination von Aggression und Friedensakten Dominanzhierarchien aufgebaut werden.

        (H) „Biologistisch“ bedeutet klassischerweise, dass man (a) eine Totalerklärung des Phänomens, die (b) auch moralisch verbindlich ist, versucht, oder mindestens eins davon. Ich kenne niemanden, der das heute unternimmt. Ironischerweise allerdings geht das „follow the science“ in diese Richtung, vor allem als Handlungsanweisung (b). In meinen Augen ist der Begriff primär eine der vielen bequemen Klassifikationen und rationalisierten Markierungen dafür, dass man zum korrekten Rudel gehört. So etwas sollte man m.E. in seiner sozialen Funktion betrachten, analog gewissen Lautäußerungen bei Primaten. Auf die Funktion kommt es an, nicht die Inhalte, ob das nun „biologistisch“, „jüdisch“, „ketzerisch“ usf. heißt, das ist austauschbar. Wenn Orthopäden auf biomechanische, physikalische Randbedingungen verweisen, oder Physiologen auf biochemische Randbedingungen, die wir mit Primaten und allgemein mit Säugetieren gemeinsam haben und die es zu berücksichtigen gilt, könnte man dies analog als „physikalistisch“ oder „chemistisch“ denunzieren. Und wir sehen ja schon Ansätze dazu, wenn sogar die Mathematik, d.h. eine der Disziplinen, die vom Ansatz her und auch historisch gesehen kulturunabhängig ist wie keine andere, inzwischen rassifiziert wird, offenkundig, um gewissen Leuten intellektuelle Anstrengungen zu ersparen. Der Fuchs des Äsop lässt täglich grüßen.

        (I) Was die Beziehung zwischen individueller Persönlichkeit und politischer Ausrichtung oder praktischem Handeln angeht, gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, mit Ergebnissen, die ich plakativ so zusammenfassen würde, dass Linke & Grüne eher vom Typus sind, der den konkreten eigenen Vorteil sucht, aber den gemeinschaftlichen Vorteil plakatiert und entsprechend zum Heucheln & Betrügen neigt. Hier zwei Arbeiten dazu.

        Erstens: “Believing in climate change, but not behaving sustainably: Evidence from a one-year longitudinal study” von Michael P. Hall, Neil A. Lewis Jr., Phoebe C. Ellsworth im Journal of Environmental Psychology 2018, mit dem Abstract:

        “We conducted a one-year longitudinal study in which 600 American adults regularly reported their climate change beliefs, pro-environmental behavior, and other climate-change related measures. Using latent class analyses, we uncovered three clusters of Americans with distinct climate belief trajectories: (1) the “Skeptical,” who believed least in climate change; (2) the “Cautiously Worried,” who had moderatebeliefs in climate change; and (3) the “Highly Concerned,” who had the strongest beliefs and concern about climate change. Cluster membership predicted different outcomes: the “Highly Concerned” were most supportive of government climate policies, but least likely to report individual-level actions, whereas the “Skeptical” opposed policy solutions but were most likely to report engaging in individual-level pro-environmental behaviors. Implications for theory and practice are discussed.” Konkretes Verhalten und verbales Bekenntnis divergieren also.

        Zweitens: “Support for redistribution is shaped by compassion, envy, and self-interest, but not a taste for fairness” von Daniel Sznycera, Maria Florencia Lopez Seale, Aaron Sell, Julian Limb, Roni Porat, Shaul Shalvi, Eran Halpering, Leda Cosmides, John Tooby in PNAS 2017. Für signifikant halten die Autoren:

        “Markets have lifted millions out of poverty, but considerable inequality remains and there is a large worldwide demand for redistribution. Although economists, philosophers, and public policy analysts debate the merits and demerits of various redistributive programs, a parallel debate has focused on voters’ motives for supporting redistribution. Understanding these motives is crucial, for the performance of a policy cannot be meaningfully evaluated except in the light of intended ends. Unfortunately, existing approaches pose ill-specified motives. Chief among them is fairness, a notion that feels intuitive but often rests on multiple inconsistent principles. We show that evolved motives for navigating interpersonal interactions clearly predict attitudes about redistribution, but a taste for procedural fairness or distributional fairness does not.” Konkreter noch heißt es gegen Ende des Abstracts: “Endorsement of redistribution is independently predicted by dispositional compassion, dispositional envy, and the expectation of personal gain from redistribution. By contrast, a taste for fairness, in the sense of (i) universality in the application of laws and standards, or (ii) low variance in group-level payoffs, fails to predict attitudes about redistribution.” Das ist natürlich höflich verpackt, aber man kann die Botschaft entnehmen, dass Linke im Sinne allgemeiner Gerechtigkeitsapostel im Mittel verglichen mit Nichtlinken eher hochmeinende Heuchler und faktische Schmarotzer sind.

  • Es wird schon irgendwo unter der Regie der in Oligarchenhand befindlichen USA als Anhängsel des WEF ein mehr oder weniger geheimes Treffen von "Experten", Geheimdienstleuten und Unternehmen zur Hitze-Pandemie gegeben haben. Anders wären Medien und Regierende nicht in der Lage, uns mit gleichlautenden Signalen den Sommer zu vergraulen und ihn zur pathogenen Situation hochzujazzen. Klar, dass die Reaktion darauf sein muss, die Anstrengungen zur CO2-Reduzierung und zur Deindustrialisierung noch zu intensivieren. Diese Panik-Kampagnen laufen aber bei immer mehr Menschen ins Leere, weil die These vom menschengemachten CO2 als Ursache der "Klimakrise" falsifiziert ist! Es ist schon ein großer Unterschied, ob wir diesmal schuld an der x-ten Erderwärmung sind, oder ob wir uns an eine anspruchsvolle "Laune der Natur" anpassen müssen, für die den üblichen Verdächtigen keine momentan auper ihren PIK-Modellen keine vernünftigen Erklärungen einfallen. Zu lange wurden globale Durchschnittstemperaturen, "Extremwetterereignisse", Wasserverknappung völlig einseitig und dumm als "gerechte Strafe" für industrielle Entwicklung, Energieverbrauch und "entfesselte" Mobilität gedeutet. Anpassungsmaßnahmen, wie sie der dänische Autor Björn Lomborg ( "Apocalypse No!") seit 20 Jahren mit wissenschaftlicher Argumentation fordert, wurden nicht ins Auge gefasst. Dass unser Covid-Chefatastophiker wieder an erster Stelle dabei ist, Panik zu schüren und Überlebenstipps für die Krise zu geben, zu warnen und zu raunen, macht deutlich. wie kopflos die Aktivistenregierung der Bundesrepublik Deutschland ist. An die Klimafolge "Kopflosigkeit" hat das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nicht gedacht. Die der Disziplinierung des Weltwetters gewidmeten Abermillionen sind verbranntes Geld, das anderswo sinnvoller hätte eingesetzt werden können. Auch das rechnet Björn Lomborg immer wieder vor. Das Deutsche Ärzteblatt hat sich auch schon an die Panikfront begeben; man darf davon ausgehen, dass von dort beruhigende Aufklärungsarbeit nicht zu erwarten ist.

  • Was für eine beängstigend treffsicher formulierte Analyse von Alexander Wendt. Dass vor allem Kinder und Jugendliche für dieses furchtbar erfolgversprechende Klimaangst-Geschäftsmodell benutzt werden, weil sie aufgrund ihrer mangelnden Lebenserfahrung gegenüber den angesagtesten und zerstörerischsten Bedrohungsgefühlen am wehrlosesten sind, das schockiert mich am meisten. Die Folge: Auf die schon jetzt überlasteten Psychiater kommt eine ganze Generation angstgesteuerter Anpasser zu, die das eigenständige Einschätzen von Gefahren verlernt haben. Statt furchtlos ihr Leben in die Hand zu nehmen, bekommt von diesen jungen Leuten jener den meisten Applaus, der sich am effizientesten und publikumswirksamsten selbst verleugnet. DAS ist zum Fürchten!

  • Hin und wieder stelle ich mir die Frage, ob ich womöglich etwas schief sehe und (bereits seelischen) Schaden genommen habe - oder ob ich richtig liege und Ihre sachlichen Berichte absolut zutreffend sind. Ihr neuester Bericht hat mich mal wieder überzeugt, dass ich wohl (noch) nicht Schaden genommen habe. Dr. Judith Curry ist mir sehr bekannt aufgrund ihrer Webside und dem Video-Gespräch mit Dr. Jordan B. Peterson. Das Sachgespräch erreicht demnächst bei Youtube die stattliche Zahl von einer Million Zuschauer. Dr. Hans von Storch kenne ich ebenfalls als Autorität der Klimaproblematik aufgrund seiner Sachkenntnisse. Sodann schätze ich auch insbesondere Ihre Hinweise auf das unvernünftige "Angstmachen" bereits bei Kindern anläßlich Corona, "ersonnen" in den Ministerien des Innern. Was soll man davon halten, wenn schon bei Corona Kinder in Angst durch eine Behörde versetzt werden sollten, die wohl kaum gefährdet und noch weniger Gefährder waren? Und nun also Klima. Wer verbreitet hier erneut Angst und Schrecken und will partout KEINE sachliche Aufklärung und meidet daher diese? An Herrn Wendt, Dr. Curry und Dr. von Storch liegt es ganz sicher nicht.

  • Sicher, was hier zu der Angst vor dem "Klimakollaps" geschrieben wird, trifft in den Kern. Ich frage mich aber, warum man, wenn die Politik die Emission von Treibhausgasen reduzieren will, warum diese Ampelkoalition vieles macht, um die Treibhausgasemission zu erhöhen, die Ausweitung des Energiepflanzenanbaus auf den Ackerflächen, den Bezug von Kohlestrom aus Polen. Es werden ja auch keine Bilanzen für präferierte technische Lösungen vorgelegt, Elektroautos sind per Definition "klimaneutral", ebenso wie Windkraftanlagen oder Solarplatten. Das aber hat nichts mit der Realität zu tun. Für die jetzige Regierung ist "Klimaschutz" nur ein Code, autoritär zu dekretieren, ohne sinnvolle Begründung, die Einführung disruptiver Techniken. Das und die Tatsache, daß die etablierten Medien dies mitmachen, ist das Problem

  • 130 gutwillige Verächtlichmachungen
    oder: Heuchler

    • *Angst ist ein Stoff, der sich spielend leicht erneuern lässt.*

    Das stimmt. Und im Gegensatz zum Klimawandel (den es gibt seit es Klima gibt) ist der menschliche Anteil an dieser Angst in hohem Maße menschengemacht.

    • *In den drei Beispielen stellen Personen absurde Falschbehauptungen auf, Personen allerdings mit großer Reichweite besonders im Milieu der Klimakatastrophisten, die daran glauben, in einer globalen Endzeit zu leben*

    Das stimmt.
    Bei „young global leader“ Maischberger durfte ich gestern den Märchen des Meteorologen und TV-Moderators Sven Plöger lauschen, als er so ziemlich alle kruden Theorien und Computermodelle zur späten Stunde in einer Klimaerzählung zusammenreimte. Der Staatsfunk macht es unwidersprochen (und beitragsfinanziert) möglich. „Der Mann, der zwischen Bäumen steht“ (Maischberger) durfte dem als „Deutschlands bekanntester Förster“ dann assistieren.
    https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/maischberger-und-zwei-gaeste-die-sich-lohnten/
    Man ist wirklich blöd, wenn man heute noch zehn Stunden für seine Familie, sein Häuschen, seine Rente und sein Feierabendbier malocht.

    Was noch? Nun,
    die Sprüche einer grünen Dauergast-Herrmann von der taz ignoriert man am besten nicht mal. Aber den Vogel schoss dann Alev Doğan(The Pioneer) ab, als sie in den zarten Hinweis des tapferen Bosbach, die AfD-Wähler seinen doch nicht alle „Rechtsradikale und Nazis“, prompt hineingrätschte und die steile These anmerkte, daß:

    „jeder, der AfD wählt, sagt, die Nazis sind für mich kein Problem“ Punkt

    Nun haben wir im bunten Deutschland heute die Lage, daß die modernen Semantiker der Bewegung den Begriff „Nazi“ von den Nationalsozialisten bis hin zum rechten Flügel der CDU/CSU ausgedehnt haben. Und rechts davon herrscht bekanntlich Feindschaft (Merz). Und an der Macht beteiligt sind derzeit eben nicht „Nazis“, sondern „Neostasis“. Aber die Feindschaft des Herrn Merz wurde erst gestern wieder vom beitragsfinanzierten ZDF im so genannten „politischen Kabarett“ der „Anstalt“ (mitsamt Aiwanger) bis in die Iden des Merz verlacht. Sogar Newton wurde bemüht, weil „Wissenschaft“ und so … (lach). Wieso sich die CDU/CSU von der Bewegung in den Medien so widerstandslos verars…n lässt, ist ein Rätsel.

    Übrigens wurde die Stimmungsmacherei „Pioneer“ dadurch bekannt, dass Interviewgäste mit dem hauseigenen Schiff und dem Springer-Konzern die Spree rauf- und runter geschippert werden. Bei Pioneer glaubt man offenbar fest an die grünen Methoden, den Klimawandel zu stoppen. Für 850 Euro im Monat (bzw. 10.000 EUR im Jahr) erhalten Gleichgesinnte (und solche, die es werden wollen) übrigens weitergehend freien Zugang zu den Veranstaltungen, sowie Zugang zu dem Kreis der Pioneer-Supporter. Bei ZDF-Maischberger („young global leader“, Schwab) darf jeder Mitarbeiter der Bewegung mal ran. Widerspenstige Stimmen natürlich nicht. Wenn das kein Anreiz ist, den Klimawandel zu begrenzen. :)

    Würden Klimawandel-Grenzschützer wie Habeck einen Demokratietest West bestehen?
    https://www.tichyseinblick.de/meinungen/robert-habeck-heidelberg/