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Der diskrete Charme des Rufmords

Im Feldzug gegen den geschassten Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hubertus Knabe findet eine bemerkenswerte politisch-mediale Allianz zusammen. In der Affäre geht es längst nicht mehr nur um einen lästigen Historiker.

I.

Die Kampagne gegen den beurlaubten Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen Hubertus Knabe trägt exemplarische Züge. Seit Ende vergangener Woche kursieren nun – wohlgemerkt, nachdem er von dem Linkspartei-Kultursenator Klaus Lederer beurlaubt und ihm seine Entlassung angekündigt wurde – anonyme Sexismus-Vorwürfe gegen den Wissenschaftler selbst. Bisher hatten ihm seine Gegner nur vorgehalten, er hätte übergriffiges Veralten seines früheren Vize geduldet. In dem Feldzug gegen Knabe finden sich alle Merkmale einer neoautoritären Gesellschaft mit entsprechender Medienbeteiligung, die deutsche Medien und Politiker sonst üblicherweise in Polen und Ungarn entdecken.

Der Historiker Knabe gehört mit seinen Veröffentlichungen schon lange zu denen, die sich die tiefe Feindschaft eines bestimmten Milieus redlich verdient haben. Mit seinem Buch Der diskrete Charme der DDR. Stasi und Westmedien demontierte er die Legende, die Staatssicherheit sei eigentlich nur jenseits der Mauer gesellschaftslenkend tätig gewesen. In seinem Buch, erschienen 2001, dokumentierte er penibel anhand von Stasiakten und entsprechenden Publikationen, wie bereitwillig sich viele Medien im Westen von der Staatssicherheit mit Material und Gerüchten versorgen ließen. Knabe wies außerdem immer wieder darauf hin, dass trotz vierfacher Umbenennung immer noch eine rechtliche Kontinuität zwischen SED und Linkspartei herrscht. Bis heute blieb es sein Thema, wie die Reste des DDR-Apparats sich nach 1990 häuteten, umformten und weiterwirkten. Den möglicherweise heftigsten Zorn zog er sich zu, als er 2016 – als erster Historiker überhaupt – die MfS-Akte der heutigen Chefin der Amadeu-Antonio-Stiftung Anetta Kahane analysierte, die dem DDR-Geheimdienst bis 1982 als Inofizielle Mitarbeiterin „Victoria“ diente. Dazu gleich mehr.

Knabe war am 25. September von dem Berliner Linkspartei-Kultursenator Klaus Lederer ohne Anhörung beurlaubt worden. Begründet wurde die Aktion mit einem Brief, den mehrere aktuelle und frühere Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte an Lederer geschrieben hatten, darunter auch frühere Volontärinnen. In dem Schreiben ist von allem möglichen die Rede, von „Arbeitsbelastung mit starkem psychischem Druck durch Zeitverträge“, „Übertragen von Aufgaben, die nicht dem Ausbildungscharakter eines wissenschaftlichen Volontariats entsprechen”, aber auch von „Streichen über die Arme“. Obwohl diejenigen, die diese Vorwürfe erhoben – und teils auch anonym blieben – sich nicht an den Gedenkstättenleiter Knabe direkt wandten, sondern an den Politiker Lederer, drang etwas von Beschuldigungen durch. Knabe beauftragte die frühere CDU-Politikerin Sabine Bergmann-Pohl damit, die Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte nach möglichen Übergriffen zu befragen. Als sich Beschuldigungen gegen den stellvertretenden Chef Helmuth Frauendorfer herauskristallisierten, verfügte Knabe dessen Beurlaubung. Er strengte auch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen an – die allerdings wieder eingestellt wurden. Angesichts dieser auch von Lederer nicht bestrittenen Chronologie musste dem Kultursenator und den anderen Kuratoriumsmitgliedern klar geworden sein, dass sie gegen Knabe kaum etwas Ernsthaftes in der Hand hielten.

Durch eine Beteiligte reicht die Affäre weit über die Berliner Stadtpolitik hinaus: Für Knabes Entfernung aus der Stiftung stimmte im Kuratorium auch die Berliner CDU-Vorsitzende Monika Grütters, Kulturstaatsministerin im Kanzleramt und enge Vertraute Angela Merkels. Dürftig waren also die Vorwürfe. Aber dann, nachdem die Fakten geschaffen waren – Beurlaubung, festes Datum der Kündigung Knabes zum März 2019, Neuausschreibung der Stelle – tauchten in den Medien am 4. Oktober die schon erwähnten neuen Beschuldigungen auf. Sie zielen nun auf Knabe direkt. Ihre Urheberinnen bleiben anonym. Im „Tagesspiegel“ heißt es:

„Demnach soll auch er körperlichen Kontakt zu jungen Mitarbeiterinnen gesucht haben. Die Zustände in der Gedenkstätte beschreibt die frühere Mitarbeiterin als ‚Abhängigkeitskultur’ – und Knabe sei ein Teil davon gewesen. Als Frauendorfer zum Vize-Direktor wurde, habe nach ihrem Eindruck ‚eine Kultur des offenen Sexismus’ Einzug gehalten, die von Knabe nicht unterbunden worden sei.

Der strukturelle Sexismus soll auch wiederholt Thema in Experten- und Beraterkreisen gewesen sein. Nach dem Eindruck der früheren Mitarbeiterin soll in der Stasi-Gedenkstätte ein Frauenbild vorgeherrscht haben, wonach diese vor allem bei Veranstaltungen, top gestylt und angezogen, ‚als Farbtupfer’ fungieren sollten. Sie habe Knabe als jemanden erlebt, der sich Menschen gefügig gemacht habe. Es habe bei Knabe ‚etwas Diabolisches’ mitgeschwungen. Nicht nur diese frühere Mitarbeiterin äußert sehr deutlich die Ansicht, dass Hubertus Knabe schon seit längerem ‚nicht mehr haltbar gewesen ist’“. Warum die Verantwortlichen in der Politik aber so lange tatenlos zugesehen hatten, ist zumindest für sie absolut nicht nachvollziehbar.“

Wenn irgendjemand den Begriff „struktureller Sexismus“ benutzt, dann ist es meist mit tatsächlichen Übergriffen nicht weit her – so, wie bei „strukturellem Rassismus“ in aller Regel kaum Rassismus und bei „struktureller Gewalt“ meist keine Gewalt nachweisbar ist. Sonst wäre das Klingelwort „strukturell“ ja nicht nötig – und Beschwerdeführer könnten über konkrete Ereignisse reden und sich am besten gleich an eine Staatsanwaltschaft wenden. „Körperlichen Kontakt“ zu suchen ist übrigens nicht strafbar – er entsteht schon beim Händeschütteln. Zum Problem wird er erst, wenn er über diese zivile Form hinausgeht. Und erst Recht, wenn jemand einen Kontakt trotz Zurückweisung fortsetzt. In diesem Fall sollte sich eine Mitarbeiterin allerdings nicht nur an einen Politiker wenden, sondern an die Justiz. „Teil einer Kultur gewesen“, „etwas Diabolisches mitgeschwungen“ – auch die neuen Vorwürfe gegen Knabe sind zum einen rufschädigend, zum anderen aber so unkonkret, dass der Historiker dagegen kaum gerichtlich vorgehen kann.

 

II.

Direkt überraschend wirkt es nicht, dass gerade der „Tagesspiegel“ sie in Berufung auf die Kultursenatsverwaltung zitiert. Das Blatt stand auch seinerzeit sofort parat, als Knabe 2016 im Focus seine Rechercheergebnisse zur Stasi-Tätigkeit von Anetta Kahane veröffentlicht hatte, um gegen Knabe anzuschreiben. Konkret widerlegte der „Tagesspiegel“-Journalist Matthias Meisner damals zwar nichts. Aber er trug das seine dazu bei, Kahane als zu Unrecht angegriffenes Opfer darzustellen. Meisner schreibt als Autor auch bei ZEIT online; das Medium gehört wiederum zu den Partnern der Amadeu-Antonio-Stiftung. Auch auf persönlicher Ebene existiert eine durchaus herzliche Verbindung zwischen Meisner und Kahane:

Ein zweites Berliner Medium, das die Absetzung Knabes im Jahr 2018 journalistisch flankierte, ist die „Berliner Zeitung“. In dem Blatt erscheint regelmäßig eine Kolumne Kahanes. Knabes Beurlaubung kommentierte Markus Decker von der „Berliner Zeitung“ schon am 25. September – also schon vor den „nachgelegten“ Beschuldigungen gegen den Historiker – als abgeschlossenen Fall:

„Nein, Knabe fällt nicht darüber, dass er die Linken im Land geärgert hat… Der 59-Jährige fällt über ein autoritäres Arbeitsklima, das seit Jahren alle möglichen Schikanen bis hin zu sexueller Belästigung ermöglicht hat. Knabe hat dieses Klima in doppelter Weise zu verantworten – als Mitverursacher wie als Chef von anderen, über die er hätte wachen müssen. Stattdessen tat der Westfale wieder einmal, als wisse er von nichts. Das ist organisierte Verantwortungslosigkeit.“

Decker lobt:

„Gut, dass dieses Kalkül nicht aufgeht. Noch besser, dass sich der Mut jener Frauen lohnt, die jetzt aufgestanden sind.“

Mut von anonymen Beschuldigerinnen, der sich „lohnt“ – eine bemerkenswerte Formulierung.

Wer die Vorgänge um den geschassten Gedenkstättendirektor beurteilen will, der sollte seine Recherche zu Kahanes Vergangenheit kennen. Knabe hatte 2016 festgestellt:


„Auf Anetta Kahane wurde das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) 1974 durch den Hinweis eines Informanten aufmerksam. Wegen ihrer Kontaktfreudigkeit und ihrer Sprachkenntnisse sollte sie als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) angeworben werden. Gelegenheit zur ersten Kontaktaufnahme bot ihre Befragung als Zeugin in einer Fluchtangelegenheit. Bereits im zweiten Gespräch erklärte sie laut Akte ‘ihre Bereitschaft zur Unterstützung des MfS’. Sie berichtete zudem über mehrere Personen, die ‘potentiell für staatsfeindliche Handlungen’ infrage kämen. Wenig später unterschrieb sie eine handschriftliche Verpflichtungserklärung und wählte sich den Decknamen ‘Victoria’.

Kahane wurde von einer Abteilung angeworben, die für die Überwachung der Botschaften in der DDR zuständig war. Deshalb sollte sie vor allem Kontakte zu Ausländern knüpfen, die das MfS als IM anwerben wollte. Den Akten zufolge zeigte Kahane keine Hemmungen, über sie zu berichten. ‘Die Berichterstattung ist als ehrlich einzuschätzen, die Position zum MfS ist gut,’ resümierte ihr ansonsten eher kritischer Führungsoffizier, Heinz Mölneck. Nach den meisten Treffs fertigte er sogenannte Informationen an, die an andere Abteilungen weitergereicht und dort ausgewertet wurden.

Besonderes Interesse zeigte ihr Führungsoffizier an einer Publizistik-Studentin und einem ZDF-Mitarbeiter in West-Berlin. Den zum Teil handschriftlichen Berichten zufolge missbrauchte Kahane das Vertrauen der ihr freundschaftlich zugewandten Menschen erheblich, indem sie auch deren private Probleme dem MfS hintertrug. Im Fall der Studentin, wirkte sie zudem aktiv daran mit, einen weiteren IM an sie heranzuführen. Einmal konnten mit ihrer Hilfe auch Informationen über illegale journalistische Aktivitäten in Ost-Berlin ‘erarbeitet’ werden.

In einigen Fällen denunzierte Kahane, die in der DDR Lateinamerikanistik studierte, auch DDR-Bürger. Noch vor ihrer Werbung belastete sie eine Frau, die sie auf einer Party kennengelernt hatte. 1978 berichtete sie ausführlich über mehrere Künstler, die mit dem ausgebürgerten Liedermacher Wolf Biermann sympathisierten. Eine Bühnenbild-Studentin bezeichnete sie ‘als politisch ungefestigt und unklar’. Von Partys oder Geburtstagsfeiern übermittelt sie akribisch die Namen und Tätigkeiten aller Teilnehmer.

Kahane hatte durch ihre Zusammenarbeit mit dem MfS verschiedene Vorteile. Bei den bis zu zehn Treffen pro Jahr, die zum Teil in konspirativen Wohnungen stattfanden, bekam sie nicht nur Kaffee, Schnaps, Zigaretten und Kuchen, sondern auch einen goldenen Füllfederhalter sowie eine Prämie von 200 Mark. Vor allem aber hatte sie es dem MfS zu verdanken, dass sie 1978 als ‘Reisekader’ bestätigt wurde. Deshalb konnte sie als Studentin mehrere Dienstreisen nach Afrika unternehmen – eine absolute Ausnahme in der DDR.

Im März 1982 beendete Kahane die achtjährige Zusammenarbeit mit dem MfS. Gegenüber ihrem Führungsoffizier begründete sie dies mit Stress und ihrem Wunsch, die Beziehung zu ihrem Freund damit nicht zu belasten. Dieser habe selbst einmal eine Verbindung zum MfS gehabt und besitze jetzt eine völlig negative Position zu diesem. In der Folge wurde ihre Akte archiviert und die Bestätigung als Reisekader aufgehoben. Ein Überwachungsvorgang wurde nicht angelegt.

Verglichen mit anderen Inoffiziellen Mitarbeitern ist Kahanes Tätigkeit für das MfS als mittelschwer einzustufen. Problematischer erscheint ihr Umgang damit. Obwohl sie 1984 einen Ausreiseantrag stellte (tatsächlich reiste sie bis zum Ende der DDR nicht aus) und sich 1989 im Neuen Forum engagierte, verschwieg sie ihre Zusammenarbeit mit dem MfS mehr als ein Jahrzehnt. Erst 2002 wurde ihre MfS-Tätigkeit öffentlich bekannt, als sie Ausländerbeauftragte des Berliner Senats werden sollte und deshalb auf eine frühere Stasi-Tätigkeit überprüft wurde.

In ihrer 2004 erschienenen Autobiografie präsentiert sie sich als DDR-kritische Studentin, die sich nur widerwillig mit einem Mitarbeiter des MfS getroffen hätte. Das MfS hätte sie wegen der erwähnten Flucht unter Druck gesetzt – laut Akten eine Falschinformation. Ihr sei es sogar verboten worden, sich mit Lateinamerikanern zu treffen. Und wegen ihrer Einstellung habe sie lange Zeit nicht ins Ausland reisen dürfen. Ihre Denunziationen erwähnt sie hingegen nicht. Wider besseren Wissens behauptet sie vielmehr: ‘Ich wollte auf keinen Fall schlecht über Leute reden, über deren Absichten und Ansichten, selbst wenn ich sie nicht teilte.'”


Auf der Website der Amadeu-Antonio-Stiftung ist dagegen immer noch genau diese Geschichte der naiven jungen Anetta Kahane zu lesen, die in die Fänge der Stasi geriet und sich unter Inkaufnahme von Repressionen wieder von dem Geheimdienst befreite. Nicht uninteressant ist übrigens auch der Unterschied des englischsprachigen und des deutschen Wikipedia-Eintrags zu Kahane.

Bisher gibt es keine Belege dafür, dass Hubertus Knabe tatsächlich eine Frau belästigt hat. Aber angesichts der Umstände liegt es nicht ganz fern, dass er einer Frau sehr lästig gefallen ist – nämlich Anetta Kahane, außerdem Journalisten, die ihr nahestehen. Die Stiftungschefin gehört zu den Personen mit Einfluss im politischen Berlin. Nach ihrer eigenen Definition engagiert sich die Amadeu-Antonio-Stiftung im Kampf gegen Rechtsradikalismus. Tatsächlich arbeitet die Organisation vor allem daran, die Definition von „Rechts“ – ausdrücklich ohne den Nachsatz „extrem“ – ständig auszuweiten. Am Zustandekommen des „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ und damit der immer öfter von Gerichten gestoppten Meinungszensur hatte Kahanes Verein einen wesentlichen Anteil. Die AAS agiert mittlerweile als quasi-staatliche Institution. Die Zuwendungen des Bundes stiegen in den letzten sieben Jahren um mehr als das Fünffache, von rund 178 000 Euro im Jahr 2010 auf etwa 967 000 Euro 2017.

 

III.

Dazu kommt noch ein aktueller politischer Punkt: Seit Union und SPD in den Umfragen ohne Mehrheit dastehen, und es perspektivisch bei einem weiteren Absacken von CDU und CSU auch für Jamaika knapp wird, bereitet das Umfeld Merkels die Partei schon einmal mental auf eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei vor. Zuallererst in den Ost-Ländern, in denen sich gegen die AfD kaum noch eine andere Koalition bilden lässt. Der brandenburgische CDU-Politiker und Vize-Landtagspräsident Dieter Dombrowski, nebenbei auch Vorsitzender der „Union der Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft“, vollzog vor kurzem eine spektakuläre Wende, indem er für eine Koalition mit der Linkspartei in Brandenburg plädierte: „Wir sind zur Zusammenarbeit aufgefordert“. Auch Dombrowski stimmte als Beiratsmitglied der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen am 25. September für die Entfernung Knabes.

Der Historiker Hubertus Knabe hatte sich offenbar etwas zu viele Feinde gemacht: Journalisten, die ihm schon sein Buch über die naiven Westmedien übel genommen hatten, dann Kahane und ihren medialen Dunstkreis – und schließlich auch noch diejenigen, die an einer CDU-Linkspartei-Allianz werkeln, und jemanden partout nicht brauchen können, der immer wieder auf den SED-Pferdefuß hinweist. Es ist nicht nötig, dass sich viele Leute in irgendeinem Berliner Hinterzimmer zur Verschwörung treffen. Es genügt schon, wenn ihre Interessen in die gleiche Richtung laufen.

Geradezu ridikül mutet das Abwehrfuchteln von Klaus Lederer und Monika Grütters – also schon einmal einer kleinen Linkspartei-CDU-Koalition – an: in einem gemeinsamen Brief „wiesen“ sie laut „Tagesspiegel“ den „Vorwurf“, Knabe sei gar nicht gehört worden (es ist kein Vorwurf, sondern ein Faktum), „zurück“: die Vorwürfe gegen Knabe seien „substantiiert und gravierend“. Nach ihrer Logik müssen Beschuldigte also nur bei substanzlosen Vorwürfen gehört werden.

 

IV.

Bleibt noch die Frage: ist es denkbar, dass jemand MeToo-Beschuldigungen als politische Waffe gegen eine unliebsame Person einsetzt? Wohlgemerkt, es gibt bisher keine Hinweise auf die Hintergründe der Beschuldigungen gegen Knabe. Kein Gericht hat sie bisher geprüft. Es existiert also auch kein Beleg für gefälschte Vorwürfe. Aber in diesem Zusammenhang sollte doch noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die Spiegel-Online-Kolumnistin Magarete Stokowski vor einiger Zeit kaum verschleiert dazu aufrief, mit gezielten falschen Belästigungsvorwürfen „Despoten, Rechtspopulisten und Ausbeuter“ aus dem Weg zu räumen. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sexuelle-belaestigung-gibt-es-eine-weibliche-geheimkraft-a-1129326.html:

„Gerade erst hieß es in einem ‘taz’-Interview, jemanden fälschlicherweise einer Sexualstraftat zu beschuldigen, sei ‘das perfekte Verbrechen, um einen Mann aus dem Weg zu räumen, ohne selbst ein Risiko einzugehen’. Wenn man eine Weile drüber nachdenkt: ein großes Versprechen.

Wenn es so wäre: Was hindert uns? Gibt es nicht genug ätzende Leute, die man auf diese Art loswerden könnte? Ist es nicht geradezu fahrlässig, Despoten, Rechtspopulisten und Ausbeuter an der Macht zu lassen, wenn man sie so einfach unschädlich machen könnte? Wäre es nicht unsere heilige weibliche Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie nicht noch mehr Schaden anrichten, bevor wir dann in Ruhe die Trümmer der letzten Jahre aufräumen? Aufräumen können wir doch auch gut.

Leider nein. Es gibt für Leute, die mit Missbrauchs- oder Belästigungsvorwürfen konfrontiert wurden, Schlupflöcher von der Größe des Weißen Hauses.(…)

Aber was ist mit denen, die weniger Macht haben? Es könnte ja sein, dass die uns schutzlos ausgeliefert sind. Wer das glaubt, muss aber irgendwie auch erklären können, warum auf diese Art nicht reihenweise unliebsame Männer aus dem Weg geschafft werden.

Wenn es so einfach wäre, jemanden wegen Belästigung, Missbrauch oder Vergewaltigung verurteilen zu lassen oder zumindest im großen Stil unbeliebt und machtlos zu machen, dann müssten Frauen mit einem Mindestmaß an krimineller Energie das doch tun. Dann hätten linksextreme Feministinnen längst die AfD zerstört. Ich schwöre: längst.“

 

V.

Die Staatssicherheits-Richtlinie 1/76 zur „Zersetzung“ von „feindlich-negativen Personen“ von 1976 listete folgende Maßnahmen auf, um Zielpersonen zu zerstören:

„Systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer und diskreditierender, sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben; systematische Organisierung beruflicher und gesellschaftlicher Misserfolge zur Untergrabung des Selbstvertrauens einzelner Personen.“

Im Fall Knabe fügt sich sehr vieles zu einem großen Gesellschaftspanorama zusammen.

 

 

 

 

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (24)

  • Ja passt. Stasi-Kahane, " Aufschrei" und " Me Too". Das perfekte Denunzianten-Trio. Erich Mielke wäre stolz auf seine Jünger. Und die "blutige Hilde" Benjamin hat schon die Waffe laden lassen für den Genickschuß.
    Lieber Herr Wendt, bitte verzeihen Sie die harten Worte, mich packt die kalte Wut über dieses ganze marxistische Gesindel, das immer mehr aus den Löchern kriecht und sich des Beifalls von linksgrüner Politiker-Verräterkaste sicher sein kann. Was wir glaubten, 1989 besiegt zu haben, hat sich jetzt wieder an die Oberfläche geschleimt und vergiftet mit Lügen und haltlosen Behauptungen die öffentliche Meinung.
    Mal sehen, wann sich Alt-und Neustalinisten zu Wort melden und posthum Kaiser Wilhelm, Adolf Hitler oder Konrad Adenauer des " Missbrauchs" bezichtigen.
    Denen gehört mit aller Härte das Handwerk gelegt, wir sind schon wieder mitten drin in der Anschwärzer-und Anzeiger-Republik DDR.

    • Das wäre ja wirklich schlimm, wenn Kaiser Wilhelm oder Adolf Hitler des Missbrauchs bezichtigt würden! Diese Linken haben auch wirklich vor gar keinem mehr Respekt. Von Adenauer ist ja bekannt, dass er während der Weimarer Republik immer in Pornofilmen mitgespielt hat. Aber der Sex war ja da einvernehmlich.

  • Danke, Alexander Wendt, dass Sie das Thema Knabe/Gedenkstätte auch weiterhin analysieren. Mir war beim Lesen der auch von Ihnen erwähnten Berliner Zeitungsartikel über die Absetzung Knabes sofort dieser unangenehm beifällige Ton aufgefallen, unverhüllte Freude über den endlich zur Strecke gebrachten Gegner.
    Dass Sie in diesem Zusammenhang nochmal auf die Person A. Kahane hinweisen ist sehr wichtig.
    Und dass die Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens nun auch Knabe selbst treffen, konnte man laut Drehbuch erwarten. Aber der Vorwurf "etwas Diabolisches" hat schon was Belletristisches, keine Frage.
    Ich habe die große Befürchtung, dass die Gedenkstätte jetzt unter der Prämisse "Kulturwandel" im Sinne linksrotgrüner Ideologie umgebaut wird, hoffentlich kann das verhindert werden.

  • Die näheren Hintergründe der Causa kenne ich nicht, aber das Zitat der Spiegel-Online-Schreiberin lässt einen frösteln..
    Bedrückend, welcher Geist heute in einem einstmals rennomierten Presseorgan und seinem Online-Ableger herrscht. Passt jedoch zum gesellschaftlichen Klima der letzten Jahre, das immer engstirniger zu werden scheint. Sehr zu hoffen ist, dass dieser Spuk der vorgeblichen Moralapostel, Tugendwächter und Möchtegern-Scharfrichter zu einem raschen Ende kommt, aber es sieht leider nicht danach aus.

  • Ihre Recherche offenbart wieder mal ein tolldreistes Kabinettstückchen aus dem stinkenden Berliner Sumpf. Gut vernetzte SED-Altlasten dominieren die politische Bühne und agieren wie zu alten DDR-Zeiten jenseits von Recht und Ordnung, ausschließlich zum ideologischen Machterhalt. Eher verzeiht man einem Kinderschänder, als einem unliebsamen Behördenleiter, der durch 'strukturellen Sexismus' auffällig wurde und zwar auffällig ausgerechnet denjenigen gegenüber, die seine politisch geäußerte Kritik trifft. Diese so einfach wie perfide durchschaubare Intrige wird von den Altparteien abgesegnet in der prophylaktischen Annahme, die Linke könnte Mehrheitsbeschaffer bei der nächsten Regierungsbildung sein. Sex als Anstoß für eine Verleumdungskampagne läuft immer und wie von selbst. Zeitspannen von 30-40 Jahren zwischen Tat und Anschuldigung der sexuell Belästigten haben für den Angeklagten keine strafrechtliche Relevanz mehr, aber man möchte ihn ohnehin nur mit Dreck bewerfen.'Strukturell sexuell' belästigt fühlt sich das linke Mimöschen bereits bei der Vorstellung, daß ein weißer, heterosexueller, älterer, deutscher Mann sein Chef ist. Stasi-Spitzel wie Kahane gehören beruflich kaltgestellt und nicht als politische Influenzer noch mit Steuergeldern unterstützt! Der Irrsinn nimmt kein Ende......

  • Abgesehen von meiner sowieso niederschmetternden Meinung über die deutsche Politik (Innen wie Außen) bestätigt mich der Artikel auch in der Meinung, daß Frauen keine Spur besser sind als Männer. Sie können genauso gemein, unredlich, schmutzig in ihrer Gesinnung sein usw. wie Männer. Frausein allein ist kein Qualitätsmerkmal, auch wenn etliche dies glauben. Sage ich als zwar alte aber immer noch Frau.
    lg
    Alma Ruth

  • "Mesalliancen, Verrat, Intrigen" (Benn) - wird wohl an einem Renaissancehof in Italien auch nicht anders gewesen sein. Nur - die im Vergleich mies, piefigen, kleingeistig ressentimentbehafteten Figuren dieses Gesellschaftspanoramas hier, die sich hier dem entsetzten Blick darbieten, das Spiessige, das dackelhaft wadenbeisserische, der Herdentrieb gegen Abweichler, jeden Abweichler - davon wird mir schon ein bisschen uebel.
    Irgendwie fallen mir dazu gerade die Kammerjaeger-Stories von William Burroughs ein. Man kann sich dem ganzen auch eigentlich nur noch satirisch und mit schwarzem Humor naehern. Wenn ueberhaupt.

  • Man hätte die SED nach der Wende genau so wie die NSDAP nach 1945 behandeln müssen: auflösen, die Mitglieder überprüfen und ggf. zur Rechenschaft ziehen. Aber dafür wußten die Genossen vermutlich zu viel, und die linksgrüne Krähe hätte der SED-Krähe auch kein Auge ausgehackt. Es ist eine Schande, wie mit Knabe umgegangen wird. Ich hoffe, er klagt, damit er seine Stelle wiederbekommt und rehabilitiert wird. Ob er sich schon mal mit RA Steinhöfel, dem "weißen Ritter" der Opfer von Linksgrün, in Verbindung gesetzt hat? Ich würde gern für die Klage spenden.

    • "Man hätte die SED nach der Wende genau so wie die NSDAP nach 1945 behandeln müssen: auflösen, die Mitglieder überprüfen und ggf. zur Rechenschaft ziehen. Aber dafür wußten die Genossen vermutlich zu viel, und die linksgrüne Krähe hätte der SED-Krähe auch kein Auge ausgehackt."

      Liebe Bärbel,

      die sogenannte Entnazifizierung war nur ein oberflächliches Aufwischen der gröbsten Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten - mit Nürnberg als passendes Tribunal zur Befriedigung der Weltöffentlichkeit.
      Die Justiz, allgemein die Verwaltung, politisch erfahrene Kräfte, Kollaboteure aller Art brauchte man zur Wiederherstellung eines "neuen demokratischen" Deutschlands. Und wie in allen Kriegen werden die besten & nützlichsten "Kulturerrungenschaften" der Besiegten selbstverständlich assimiliert und weiterentwickelt (erst Recht im Sinne einer quasi-feindlichen Übernahme nach Geschäftsmuster, wie im Fall DDR -ganz ohne zerschlagenes Porzellan ! Sozusagen eine politische Neutronenbombe ! Hurra!) . Es lief auch vor siebzig Jahren nicht viel anders als heute am Beispiel Kahane dargestellt. Die Darsteller und die Art der Darstellung mögen , der Mode und dem Zeitgeist folgend, andere Masken, andere Requisiten und Bühnenbilder erforderlich machen, doch das Drehbuch und die Rollen sind seit Generationen festgeschrieben.

      Ich glaube der Irrsinn ist schon so alt, dass ihn kleiner mehr als solchen wahrnimmt - kein Wunder, dass sich da kein Ende finden lassen will...

  • Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die CDU zur SED-Nachfolgepartei mutiert. Merkels komplette IM Unterlagen sind m.W. nicht öffentlich bekannt.

  • Am letzten Wochenende hat eine weitere ehemalige SED Bezirkszeitung, die Ostseezeitung aus Rostock, die jetzt zum SPD- nahen Madsack- Konzern gehört, einen Diffamierungsartikel auf Knabe verfasst.

    Im Übrigen ein sehr gut recherchierter Artikel!

  • In Deutschland wird politisch-medial gegen das rechte politische Spektrum getrommelt, gehetzt, gemobbt, Tag für Tag. Unliebsame Gegenspieler werden gnadenlos aussortiert. Nun auch, nach dem Fall Maaßen, Hubertus Knabe. Die Akteure dieser skrupellosen Anfeindung und Aussortierung sind, nicht selten weiblich, man schaue auch aktuell in die USA. Reiner Zufall?
    Nun, die miese Meinungsfreibeuterei der Mainstream-Medien und ihrer politischen Anhängerinnen, wird jedenfalls durch mächtige Hintergrundfiguren gefördert gestützt und gedeckt (*** siehe unten).
    Wie lange wird dieses miese Spiel noch so weitergehen? Vermutlich solange, bis der tranige Michel, wenn er denn mal aufgewacht werden sollte, von stalinistischen Linksradikalen, kapitalistischen Globalisierungsanhängern und oder radikalen Islamverstehern fest eingekesselt ist, inmitten eines lupenreinen kunterbunten Unrechtsstaates.

    Die gut organisierte Unrechtmäßigkeit der haftungsbefreiten Verantwortlichen in diesem Lande schreit zum Himmel, stinkt aus allen Ritzen und Ecken, Tag für Tag. Erreicht aber immer noch nicht ausreichend Menschen in diesem Lande, um das festgezurrte Ruder in Richtung linke Diktatur, rücksichtslose Globalisierung und Islamisierung entscheidend rumzureißen.

    Wen Willkür sich zum Ziel erkoren,
    der bleibt nicht lange ungeschoren.
    Peter E. Schumacher

    *** Wie RT berichtete, herrschen sieben Damen über Deutschlands private Medien und gelten als Freundinnen der Kanzlerin Merkel:
    Friede Springer, mit einem Vermögen von rund 4,4 Milliarden Euro, ist die engste Vertraute der Kanzlerin Merkel und beschäftigt deren Ehemann Joachim Sauer.
    Yvonne Bauer mit rund 3,5 Milliarden Euro, ist Chefin der Bauer Media Group, z.B. Bravo, Cosmopolitan.
    Elisabeth Furtwängler erbte Anteile des Imperiums von Hubert Burda, rund 3 Milliarden Euro, dieser gibt die Bunte, Superillu, Playboy, Focus, Huffington Post Deutschland heraus. Sie wünschte übrigens der Kanzlerin Merkel nach der ordentlichen Wahlschlappe in Meckpomm weiterhin „ein gutes Durchhaltevermögen“.
    Julia Jäkel, Leiterin von Gruner+Jahr, etwa 2,7 Milliarden Euro, davon ein Viertel am Spiegel-Verlag und Herausgeber von Stern, Brigitte u.a. organisierte Treffen mit der Kanzlerin, bei dem es „direkter“ zuging und „viel gelacht“ wurde, wie die Berliner Zeitung berichtete.
    Liz Mohn hat bei Bertelsmann, ca 1,7 Milliarden Euro, mit der RTL Group und Aktivitäten in der Bildungs- und Kommunalpolitik das Sagen, sie gehört wie Friede Springer zum privaten Freundeskreis, die Kanzlerin hat eine „sehr enge, vertrauensvolle Beziehung zur Familie Mohn“.
    Monika Schoeller, Halbschwester von Stefan von Holtzbrinck, ist im Aufsichtsrat des Holtzbrinck-Verlags, ca. eine Milliarde Euro, gehört die Hälfte und sie leitet den S. Fischer Verlag. Die Holtzbrinck-Gruppe erhielt bevorzugt Radio-Lizenzen, wodurch sie zum größten Hörfunkanbieter Deutschlands avancierte. AVE (Holtzbrinck Publishing Group) dreht einen Film über das Leben der Kanzlerin.
    Petra Grotkamp, Miteigentümerin der WAZ-Gruppe, etwa 600 Millionen Euro ist die Tochter des Firmengründers Jakob Funke, der als Funke Mediengruppe zahlreiche Regionalblätter herausgibt, im Rhein-Main-Gebiet über erhebliche publizistische Macht verfügt, lange Jahre als SPD galt, aber unter Petra Grotkamp auch in der Gunst der Großen Koalition steht und auch an die CDU spendet.