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Nur ein Vorschlag, nicht wahr? Aber wer will ihn ablehnen?

Praktisch unbemerkt von der Öffentlichkeit schlägt eine ARD-Intendantin eine gelenkte Internet-Plattform „für Gemeinwohl“ vor. Sie liegt mit ihrem Gesellschaftsbild im autoritären Trend.

Viele Bilder ergeben sich durch die Verbindung mehrerer Punkte. Die Punkte existieren schon, die Verbindungslinien bis eben noch nicht. Wer sie zieht, der entwirft nichts, sondern verdeutlicht. Der folgende Text handelt vom Selbstverständnis des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes ARD und der Vorstellung von Gesellschaft, die dort gedeihen, er handelt auch von der Möglichkeit, dass wir gerade einen Epochenwechsel erleben.

Beginnen wir mit einer Meldung in der FAZ über einen Vorstoß der MDR-Intendantin Karola Wille. Unter der Überschrift „Netz für Gemeinwohl“ teilt das Blatt im Wesentlich unkommentiert mit, was sich die Senderchefin wünscht: eine Art öffentlich-rechtliches soziales Netzwerk.

Das klingt aus zwei Gründen erstaunlich. Zum einen existieren ja sogar schon zwei öffentlich-rechtliche Kommunikationsplattformen, die sich ARD und ZDF nennen, über einen Jahresetat von gut acht Milliarden Euro verfügen und sich von Mediathek bis zu eigenen Nachrichtenseiten und den Twitteraktivitäten ihrer Mitarbeiter breit im Netz präsentieren. Zweitens erklären ARD-Intendant Tom Buhrow und andere Hierarchen der Öffentlich-Rechtlichen seit vielen Monaten, die Ablehnung der Gebührenerhöhung um 86 Cent pro Bürger und Monat bringe die Sender in existenzielle Not. Komme das zusätzliche Geld nicht doch noch, dann drohten Einschnitte im Programm, „die man sehen und hören wird“ (Buhrow).

In dieser von ihren Kollegen als dramatisch beschriebenen Situation fordert Wille also die Expansion der Öffentlich-Rechtlichen in ein ganz neues Gebiet. Denn in dem FAZ-Text, der eher wie eine Pressemitteilung des MDR wirkt, macht die Intendantin deutlich, dass ihr wesentlich mehr vorschwebt als eine bloße Ausweitung des Online-Angebots von ARD und ZDF.

„Viele Themen unserer Gesellschaft werden gegenwärtig sehr polarisiert diskutiert. Und das spiegelt sich auch bei unseren aktuellen Berichten wie in einem Brennglas wieder“, so Karola Wille. Um dann von „polarisiert“ übergangslos zu „Desinformation“ zu kommen:

„Weil es im Internet zu viel Desinformation gebe, fordert die MDR-Intendantin Karola Wille eine öffentlich-rechtliche Kommunikationsplattform: Dafür müssten die Bundesländer ARD, ZDF und Deutschlandradio den Auftrag erteilen“, so die FAZ. Und weiter:

„Ein zeitgemäßer Auftrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre die ‚energische’ Weiterentwicklung der Rundfunkanstalten zu einem gemeinwohlorientierten Kommunikationsnetzwerk, das aus Audio-, Video- und Telemedienangeboten besteht und einen freien, individuellen und öffentlichen Meinungsbildungsprozess für alle ermögliche, sagt Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks und fordert dies von den Bundesländern: Der Auftrag müsse auch in Zukunft Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung beinhalten.“

„Gemeinwohlorientiertes Kommunikationsnetzwerk“ – dieser Begriff taucht im Zusammenhang mit Karola Wille nicht zum ersten Mal auf. Als damalige ARD-Intendantin gab sie 2017 das sogenannte „Framing Manual“ in Auftrag, einen propagandistischen Leitfaden zur Selbstdarstellung des Senderverbundes. Dessen zentrale Empfehlung lautete, öffentlich-rechtliche Anstalten künftig als „Gemeinwohlmedien“ im Gegensatz zu Privatmedien („kapitalistische Heuschrecken“) zu bezeichnen, und Kritiker des öffentlich-rechtlichen Funks als „demokratiefern“ zu bezeichnen.

Die Möglichkeit einer plausiblen oder sogar berechtigten Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen kam in dem Leitfaden noch nicht einmal als theoretische Erwägung vor. Bemerkenswert war, wem Wille den mit mehr als 10 000 Euro vergüteten Auftrag zur Ausarbeitung des Framing Manuals erteilt hatte: Der Linguistin Elisabeth Wehling, die, wie der Sender damals meinte, das renommierte „Berkeley International Framing Institute“ leitete. Wie sich später herausstellte, existierte keinerlei Verbindung zwischen der renommierten Universität und Wehlings „Berkeley International Framing Institute“. Den imagefördernden Namen hatte sie sich kurzerhand dazugerahmt. Und offenbar beschäftigte das Institut nur einen Mitarbeiter (beziehungsweise Mitarbeiterin): Elisabeth Wehling.

Die Linguistin fiel neben ihren Handreichungen für die ARD auch mit anderen Analysen auf, etwa, als sie in einem Text die Wahlentscheidung der Trump-Anhänger mit deren besonderer Hirnstruktur erklärte:

„Von denen wissen wir unter anderem auch, dass sie eine größere Amygdala haben, also einen größeren Bereich im Gehirn, der Angst und Stress und Aggression berechnet.“

Nach der Peinlichkeit, für Gebührengeld von einer Blenderin einen Sprachleitfaden in totalitärer Tonlage eingekauft zu haben, hieß es 2019 in der ARD, das „Framing Manual“ sei nicht verbindlich, es diene nur als Diskussionsgrundlage und solle in seiner Bedeutung bloß nicht überschätzt werden. Nur ein Vorschlag, nicht wahr? Das Vokabular vom Gemeinwohlfunk und seinen Feinden verschwand einstweilen aus der Öffentlichkeit. Mit Willes „gemeinwohlorientiertem Kommunikationsnetzwerk“ gegen „Desinformation“ beziehungsweise dem „Netz für Gemeinwohl“ (FAZ) kehrt die Framingsprache zurück. Und eben nicht nur die Sprache. Die Idee eines öffentlich-rechtlichen sozialen Netzwerks, das erklärt, was dem Gemeinwohl dient und was nicht, entspringt einem bestimmten Gesellschaftsbild, das Wille auf der Jahrespressekonferenz des Senders im Januar 2021 skizzierte.

„Um der Ausdifferenzierung und Polarisierung in der Gesellschaft medial entgegenzuwirken“, heißt es auf der MDR-Webseite dazu, „werde der MDR Dialogformate, neue, vielfältige Erzählweisen und multimediale Schwerpunkte weiter ausbauen, so MDR-Intendantin Karola Wille bei der Jahrespressekonferenz 2021.“

Polarisierung bildet noch einmal ein eigenes Thema. Wie der MDR und die Öffentlich-Rechtlichen daran mitwirken, dazu später.
Wirklich neu und bemerkenswert in seiner Offenheit ist der andere Teil des Halbsatzes: Die Einordnung von gesellschaftlicher Ausdifferenzierung als schädliche Entwicklung, und die Absicht der Intendantin eines Gebührensenders, ihr „medial entgegenzuwirken“.

Ausdifferenzierung, also die Existenz vieler Milieus und Stimmen nebeneinander galt zumindest in der alten Bundesrepublik und generell im alten Westen lange als Merkmal eines entwickelten Gemeinwesens, ihr Mangel dagegen als Zeichen für zivilisatorische Rückständigkeit. In den Gesellschaftstheorien Niklas Luhmanns und Talcott Parsons zählt Differenzierung bekanntlich zu den Schlüsselbegriffen. Das Datum der MDR-Pressekonferenz in Leipzig sollten sich Soziologen und Historiker deshalb schon einmal für später ankreuzen.

Dass es in jeder Gesellschaft Leute gibt, die es gern etwas undifferenzierter, homogener und autoritärer hätten, natürlich immer zu Gunsten der eigenen Ansichten – das gehörte gewissermaßen zum Geschäft. Offene Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie bis zu einem bestimmten Grad ihre Gegner aushalten. Aber bis vor kurzem hätten es wahrscheinlich nur wenige für möglich gehalten, dass eine hohe ARD-Verantwortliche den Kampf gegen gesellschaftliche Ausdifferenzierung ganz frontal zur gebührenfinanzierten Aufgabe erklärt.

Aber gut, die Zeiten ändern sich; es sind die gleichen Zeiten, in denen die Süddeutsche Zeitung das ganz ernst gemeinte Plädoyer „mehr Diktatur wagen“ veröffentlicht, und Außenminister Heiko Maas den „Schulterschluss aller Demokraten“ fordert. Der Begriff Schulterschluss leitet sich aus dem Militärwesen her; er bezeichnete die einheitliche Ausrichtung der Infanterie zu einer Schlachtformation. In seiner Rede, in der er Demokratie offenbar als eine möglichst einheitliche Ordnung interpretiert, sprach Maas übrigens auch darüber, wo sich der Schulterschluss als nächstes bewähren soll, nämlich in der Verabschiedung des European Digital Services Act, einer Art Netzwerkdurchsetzungsgesetz auf EU-Ebene, das nötig sei, um Hetze zu verhindern. Sprachlich und gedanklich hält er sich damit weit vom Grundgesetz und ausdifferenzierter Gesellschaft auf, dafür aber sehr nah an Karola Wille.

Eine öffentliche EU-Digitalplattform verlangte der damalige Intendant des saarländischen Rundfunks Thomas Kleist schon 2018, also ungefähr das, was Wille erst einmal nur deutschlandweit errichten möchte. Aber die auf den ersten Blick unterschiedlichen Gedanken und Forderungen gehen in eine gemeinsame Richtung, nämlich in die einer gelenkten Kommunikation und damit einer gelenkten und tatsächlich nicht übermäßig differenzierten Gesellschaft. Dort sollen sich idealerweise nicht mehr Bürger ihren Platz nach eigenen Erwägungen suchen, sondern Gesellschaftsmitglieder Schulter an Schulter gegen diejenigen formieren, die aus der Reihe tanzen. Und immer ähneln die Begründung einander: Es muss etwas Drohendes abgewehrt werden, zu dem es eine Parole gibt, aber keine Definition. Bei Maas ist es die „Hassrede“, bei Kleist „Populisten“, bei Wille eben „Desinformation“.

Da gerade die Stichworte Desinformation und Polarisierung aus dem Mund einer Senderchefin fielen: Die Debatte muss keine trockene Theorie bleiben. Willes Gesellschaftsbild lässt sich an vielen Stellen in dem von ihr verantworteten Programm ablesen. Etwa an einem Beitrag des Senders zum Frauentag am 8. März 2021 unter dem Titel: „Ostdeutsche Frauen in Führungspositionen – wie die DDR sie stark machte“

Als Zeugin für die These von der DDR als frauenstärkendem Staat tritt Hiltrud Werner auf, die im Vorstand von VW sitzt. Von den Frauen, die in Deutschland heute Führungspositionen begleiten, heißt es in dem Film, seien auffällig viele in der DDR sozialisiert. Allerdings schloss die 1966 in Bad Doberan geborene Werner ihr Studium 1989 ab, ihre Karriere begann sie 1991 bei einem IT-Unternehmen in München. Viel Zeit blieb der DDR also nicht, um Werner für den VW-Vorstandsposten stark zu machen, den sie 2017 übernahm. In dem MDR-Film liefert die Managerin auch kein wirklich passendes Zitat, sie sagt an einer Stelle nur, in der DDR habe die Diskussion um Geschlecht und Berufswahl nach ihrer Wahrnehmung keine Rolle gespielt – was die Alltagssituation durchaus treffend beschreibt.

Die entsprechende polithistorische Einbettung besorgt der Sender mit DDR-Archivbildern von Textilfacharbeiterinnen und einer beschwingten Kommentatorinnenstimme, die behauptet: „In der DDR war Gleichberechtigung Staatsdoktrin.“ Bei dem Film des ARD-Senders handelt es sich um einen Beitrag, der die DDR ohne Einschränkung als vorbildlichen Staat darstellt. Nur ein winziges Aber kommt vor: Die berufstätigen DDR-Frauen hätten sich nach Feierabend auch noch um die Hausarbeit kümmern müssen, weil die Männer zu wenig mithalfen. Wenn es also an der Gleichberechtigung doch ein wenig hakte, so die Botschaft, dann lag das nicht am Staat, sondern am Versagen der individuell-männlichen Ebene.

Die Frauen-Beschäftigungsquote von 91 Prozent gilt bei der ARD als Beleg für Gleichberechtigung. Nach realer Machtbeteiligung von Frauen fragen die Macher des DDR-Imagefilms aus naheliegenden Gründen nicht. In den eigentlichen Machtzirkel der DDR, das Politbüro der SED, schaffte es in 40 Jahren keine einzige Frau. Mit Ingeburg Lange gab es eine Politbüro-Kandidatin, also ein nicht stimmberechtigtes Mitglied, das seinen Wartstatus 1973 erhielt. Margarete Müller wurde 1963 zur Kandidatin erhoben, sie blieb es bis zur Auflösung des Herrenzirkels im Spätherbst 1989. In dem schon deutlich weniger wichtigen Zentralkomitee saßen zum Schluss, also 1989, 26 Frauen neben 195 Männern, im Ministerrat eine Frau – Margot Honecker.

Ganz generell war das DDR-Regime nicht darauf angelegt, Individuen stark zu machen, egal welchen Geschlechts. Wer allerdings eine zu ausdifferenzierte Gesellschaft für ein Problem hält, der muss das konsequenterweise anders sehen. In dem MDR-Beitrag über die Vorbildfunktion der DDR – auch das ist eine gewisse Besonderheit – kommt Wille übrigens zweimal selbst ins Bild, ohne dass die Kommentatorin darauf eingeht. In einer Szene ist die Intendantin auf einem Podium mit Werner zu sehen. Die Senderchefin sieht sich offenbar selbst als eine von der DDR gestärkte Frau, und das mit mehr biografischer Plausibilität, als es bei der VW-Vorständlerin der Fall ist.

Wille promovierte 1984 an der Universität Jena zum Thema „Der Rechtsverkehr in Strafsachen zwischen der DDR und anderen sozialistischen Staaten unter besonderer Berücksichtigung der Übernahme der Strafverfolgung“. Von Jena wechselte sie an die Universität Leipzig, wo sie Medienrecht lehrte. Dort schrieb sie unter anderem zusammen mit einem Staatssicherheitsoffizier im besonderen Einsatz eine Zusammenfassung der „Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen des Revanchismus in der BRD“.

Der Geschichtsrevisionismus zur Neubewertung der DDR beschränkt sich nicht auf den einen MDR-Film zur vorbildlichen Gleichberechtigung in der DDR. Schon Ende 2020 grundversorgte die ARD-Anstalt ihre Zuschauer mit einem Film über den Privatmann Walter Ulbricht („Walter Ulbricht, der Naturbursche“).

 

 

Und er findet auch nicht nur in der ARD statt. In dem Buch „Nach Auschwitz: schwieriges Erbe DDR. Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der DDR-Zeitgeschichtsforschung“ – herausgegeben im Auftrag der aus Bundesmitteln finanzierten Amadeu-Antonio-Stiftung – fordern die Autoren eine Neubewertung der DDR als „postnationalsozialistischen Staat“. So ähnlich legitimierte sich auch schon die SED: Ihr Antifaschismus bedeutete, die Mauer einen „Antifaschistischen Schutzwall“ zu nennen, den Aufstand vom 17. Juni 1953 einen „faschistischen Putsch“. Die Biografie der Mitautorin des Bandes und Gründerin der Amadeu-Antonio-Stiftung Anetta Kahane ähnelt der von Wille darin, dass ihre Karriere schon im DDR-Apparat begann. Kahane denunzierte als MfS-Informantin „Victoria“ Leute in ihrem privaten Umfeld.

Ihre Forderung, die DDR müsse dringend neu und positiver bewertet werden, findet sich auch bei Jüngeren, etwa in einem Medium, in dem sich heute wahrscheinlich etliche Redakteure für ihre früheren Herausgeber schämen. Jana Hensel hatte in der Zeit den „neuen Blick auf die DDR“ vor einiger Zeit ganz explizit mit dem Sturz des langjährigen Leiters der Berliner Stasi-Gedenkstätte Hubertus Knabe verknüpft:

Der Prozess läuft also nicht erst seit gestern. Bei der DDR handelt es sich um das einzige Stück deutscher Geschichte, das in Funk, Büchern und Zeitungsbeiträgen von Jahr zu Jahr eine mildere Bewertung erfährt. Alles in allem leuchtet sie in vielen Publikationen mittlerweile heller als die Bundesrepublik vor 1968. Und selbstverständlich geht es in dieser Umwertung eigentlich nicht um Geschlechterfragen oder andere Subthemen, und nur am Rand um Historie. Auch nicht um eine West-Ost-Auseinandersetzung. Wem eine gelenkte Gesellschaft gefällt, der kommt an der Politur des DDR-Bildes nicht vorbei.
Wenn die Intendantin eines ARD-Senders mit einer Diktaturbiografie zum Kampf gegen eine zu ausdifferenzierte Gesellschaft aufruft, kurz danach eine staatlich gelenkte Netzplattform fordert und in der FAZ für diese Idee nur freundliches Kopfnicken erntet, dann zeigt sich in diesen Momenten, in welchem Maß die Liberalität schon abgewickelt wurde.

Wie gesagt: Für ein Panoramabild ist es nötig, einige Linien zwischen zeitlich und räumlich entfernten Punkten zu ziehen. Dann zeigt sich allerdings etwas Grundsätzliches. Hier streiten nicht mehr politische Auffassungen auf der guten alten Links-Rechts-Achse wie früher in idyllischen Zeiten. Die vielen einzelnen Äußerungen und Wortprägungen von Kahane, Wille, Heiko Maas, Angela Merkel und etlichen ihrer publizistischen Stützen ergeben ein generell anderes Gesellschaftsbild, als es bisher im Westen vorherrschte.
Dafür bieten sich verschiedene Bezeichnungen an: Postdemokratie, gelenkte Gesellschaft, „Zwielicht der Demokratie“ beziehungsweise „Die Verlockung des Autoritären“, um den Buchtitel von Anne Applebaum zu bemühen, die das Phänomen allerdings nur in London, Warschau und Budapest ausmacht, nicht in Berlin, Brüssel und im Silicon Valley. Dabei hätte eine Bundeskanzlerin gut in Applebaums Buch gepasst, eine Regierungschefin, die beispielsweise Grundrechte als neue „Freiheiten“ versteht, die der Staat vergibt. Ihr Verständnis geht weit über das Thema der Corona-Maßnahmen hinaus. Auf der „Integrationskonferenz“ sagte sie zum Thema Einwanderung:

„Es bedarf der Mehrheitsgesellschaft, dass sie offen ist, und diese Vielfalt als Bereicherung begreift“.

Es bedarf, dass – diese Kombination kommt in der deutschen Standardsprache nicht vor. Im Merkelistischen markiert sie eine gängige Denkfigur: Danach ergibt sich nicht etwa aus einer Debatte von links bis rechts ein Konsens über Art und Ausmaß von Einwanderung – sondern es findet eine politische Zielvorgabe von Oben statt, die, um merkelistisch weiterzusprechen, umgesetzt werden muss.

Um dem kleinen Irrtum am Rand vorzubeugen: Vielfalt der Ansichten ist selbstverständlich nicht gemeint. Vielfalt empfindet Angela Merkel noch nicht einmal bei der wissenschaftlichen Corona-Beratung der Bundesregierung als hilfreich, geschweige denn als Bereicherung.

Zur Umsetzung ihrer Vorstellungen machte Merkel auf der Integrationskonferenz den Vorschlag – nur ein Vorschlag, nicht wahr, aber wer wollte ihn ablehnen – dass die „Neuen Deutschen Medienmacher“ künftig Redaktionen in dem Themenkomplex Einwanderung, Herkunft und Personalentwicklung beraten sollen. Bei den „Neuen Deutschen Medienmachern“ handelt es sich um einen straffen identitätspolitischen Kaderverein, der allein im Jahr 2019 über eine Million Euro direkt aus dem Etat der Kanzlerin bekam. Hier legt eine Politikerin den leicht modernisierten Transmissionsriemen auf, der politische Vorgaben über die Medien zu den Menschen befördern soll.

Eine gelenkte öffentliche Internetplattform unter dem Titel „Gemeinwohl-Netz“ wäre der nächste konsequente Schritt in die gleiche Richtung. Wer Wille und etlichen anderen Unterstützern der Postdemokratie zuhört, der kann weder überrascht sein, wenn diese Plattform morgen oder übermorgen kommt, noch allzu verblüfft über ihre Inhalte.

Ein wenig überraschend wirkt nur der Mangel an Widerstand. Vor wenigen Tagen bescheinigte der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier Merkel in der Welt eine „irrige Vorstellung“ über die Werteordnung der Verfassung. „Die Werteordnung unserer Verfassung“, so Papier, „war schon vor der Pandemie einer jedenfalls partiellen, schleichenden Erosion ausgesetzt, es waren Diskrepanzen zwischen Verfassung und politischer wie gesellschaftlicher Wirklichkeit zu verzeichnen. Aber seit einem Jahr müssen wir infolge der Pandemie Abweichungen von dieser Werteordnung feststellen, die sich niemand zuvor hat vorstellen können.“

Papier ist 77, Pensionär. Er stammt, wie es scheint, aus einer alten Epoche.

 

 

 


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

 


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Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (24)

  • Herr Wendt schildert hier auf „Publico“ stets etwas, was wie eine Geschichte klingt, jedoch in Wahrheit Geschichte ist, aktuelle ZEITGESCHICHTE. Nachdenkliche Mitmenschen werden auch anhand des obigen Berichts erneut festgestellt haben, dass sich in unserem Land „immer enger, leise, leise, ziehen sich zusammen die Freiheitskreise“ (Verzeihung, Theodor Fontane, für diese Anleihe an Ihr kluges Gedicht). Unser Staat wird von linken Politikern und Aktivisten nunmehr ganz massiv „zurückgebaut“, nämlich zur gelenkten DDR 2.0. Die massiven Eingriffe in unsere Freiheitsrechte zeigen es und die ständige Fortdauer der rigiden Maßnahmen auch, obwohl nachweislich eine Pandemie mit Millionen Toten zum Glück auch nach einem Jahr nicht zu verzeichnen ist. Wir sollen vielmehr NICHT mehr frei und liberal gem. der FDGO und des GG denken und handeln. Wir werden, fast wie Tiere, an der langen Leine gehalten, einschließlich Mundschutz (Maulkorb), bis wir das Ganze als selbstverständlich empfinden. Das dürfte vermutlich das Ziel sein. Rotchina mutmaßlich das Vorbild.

  • Frau Wehlings Autobiographie wirkt beinahe wie ein Plagiat von Edgar Allan Poe's "Das literarische Leben des Herrn Thingum Bob, Hochwohlgeboren, frühern Herausgebers des Grunzerumfummel". Frau Wille wiederum soll doch den MDR dann konsequenterweise gleich in DDR umbenennen. Im Falle des Mitteldeutschen Rundfunks hilft dem vielleicht auch sein Nischendasein bei den TV-Glotzern im Westen, dass die alten Planspiele im neuen Gewand eher hinter einem dunkelroten Garderobenvorhang ausgebrütet werden können. Auf der "Achse des Guten" hat Chaim Noll in einer Reminiszenz an Bärbel Bohley deren sorgenvolle Skepsis beschrieben, welche die Stasi-Unterlagen in den falschen Händen fürchtete. Sie sind wohl schon dorthin gelangt.
    Vielen Dank für die eindringliche Warnung, Herr Wendt!

  • Die Personalie Wille und die fortschreitenden Bemühungen, die DDR zur kuscheligen sozialistischen Menschengemeinschaft mit emanzipierten Frauen umzulügen, fallen sogar noch hinter die minimalen Versuche von Künstlern, Filmemachern, Theaterleuten, Satirikern und verschwindend wenigen Journalisten im SED-Staat zurück, das Elend von Mangelwirtschaft, Bevormundung, Spitzelei, politischer Erpressung, heuchlerischer Moral und Willkür in Staat und Justiz auch nur anzudeuten. Stattdessen erzählen Gesundbeter aus dem Hause Wille die alten marxistisch-leninistischen Märchen von der Emanzipation. Nicht nur im Job, sondern auch noch im Haushalt und bei der Kindererziehung waren diese Herzeige-Frauen der DDR Vorbilder, sie taugen sogar dazu, gegen die patriarchalisch-dominanten alten weißen Männer in Stellung gebracht zu werden, die das Unglück der Welt sind. Wer bringt sie zu Ehren? Heerscharen mit Zwangsbeiträgen finanzierter Netzwerker, die allen "Ausdifferenzierern" und "Polarisierern" jederzeit das Wort abschneiden - im Interesse des Gemeinwohls natürlich. Frau Wille und ihre Stützen in der Politbürokratie haben es ziemlich weit gebracht in ihrem Bemühen um die Renaissance einer Gesellschaft sozialistischer Harmonie und des gleichförmigen Mittelmaßes. Was das betrifft, sind die investierten Milliarden durchaus sichtbar. Wer's mag, wird sich davon ebenso zufrieden gestellt sehen, wie von der Merkelschen Kanzlerschaft. Danke an Alexander Wendt, dass er den Zusammenhang offenlegt.

  • Es wird interessant zu beobachten, was da in dem post-Merkelschen Shit Hole Deutschland alles gährt und fermentiert. Die Hefen und Pilze sind längst angesetzt aus altbackenem, ranzigem Sozialismus und einem quasi-religiösen, grünen Erlösungsevangelium - von der "engelsgleichen" Genossin Mutti. Es fallen die vielen Frauennamen auf, die Angelas, Karolas, Franziskas, Claudias, Katrins, Annalenas, Hiltruds, Anettas und Annes, viele davon mit einschlägiger sozialistischer Sozialisierung und denunziatorischer Basiserfahrung. Die Männer spielen darin eher die Rolle von Kastraten in einem orientalischen Harem. Wir kennen dasPhänomen auch aus der freien Wirtschaft, wie bei einem Merger eines erfolgreichen und finanzstarken Unternehmen, als Käufer, mit einer kleinen, maroden, aber herausgeputzten Klitsche über Nacht die windigen Vorstände der Klitsche die Führung übernehmen und sich das neue Großunternehen innerhalb weniger Monate unter den Nagel reißen und das neue Großunternehmen als Folge auf einen rapide absackenden Pfad einschwenkt. Die Gründe sind offensichtlich: Es ist sowohl das affluente Laissez-faire der Erfolg-verwöhnten, deren Blick und Stolz allzusehr allein den technischen Verfahren und Methoden galt, auf der einen Seite, gegenüber dem himmelhoch überlegenen politischen Taktieren der bankrotten Blender und Gaukler auf der anderen. Die Folgen sind für das betreffende Unternehmen und seine Mitarbeiter sehr schmerzhaft - für ein Land allerdings - wie wir längst wissen - verheerend. Was wäre die Lösung? Nur Eines: das Aufwachen der Betrogenen, das Aufstehen, das mutige Benennen dessen, was da falsch läuft, das Hinschmeißen der Arbeit, der Generalstreik, mit der Übernahme, der Zurücknahme des Politischen! Aber genau das ist es, was der Deutsche, besonders der aus dem alten Westen, so scheut wie der Teufel das Weihwasser! Dazu haben die stalinistisch geschulten Kader diesen Weg zur Entmachtung der Usurpierer längst systematisch vermient. Nicht umsonst sitzen sie bereits in allen Parlamenten, von den Gemeinden bis in die EU, in allen Redaktionsstuben von der kleinsten Lokalzeitung bis in die wohlbestallten ÖRR-Anstalten. Der Kampf scheint längst verloren. Aber was ist, wenn der Leidensdruck ansteigt - und ansteigen wird er! Je schneller das geschieht, desto höher die Erfolgsaussichten und umso geringer die bleibenden Schäden. Zum dritten Mal in 100 Jahren steht Deutschland vor einem ideologischen Abgrund. Das genau ist der deutsche Fluch.

    • Stimme Ihnen voll und ganz zu. Ein Fluch ist es aber nur für diejenigen Deutschen, die, wie vermutlich wir beide, daran verzweifeln und deren Gegenwehrkraft zu gering ist. Für den Rest ist es ein selbstgewähltes Schicksal.

      • Es war immer zu einem gewissen Teil ein deutsches "selbstgewähltes Schicksal", aber eben immer nur zum Teil, denn es gab immer auch Deutsche, die auf der anderen Seite standen und die sich einen anderen Weg gewünscht hätten. Aber auch das ist typisch an deutscher Geschichte, dass die anderen, unsere Nachbarn, immer auch ihre schmutzigen Finger mit im Spiel hatten - also die Deutschen niemals allein über ihr Schicksal bestimmen konnten, insbesondere nicht im 20. Jahrhundert. Namentlich die Schweden, die Polen, die Tschechen, die Österreicher, die Italiener, Spanier, Franzosen und Engländer. Leider fehlt dieses Kapitel in der deutschen Geschichtsschreibung. Das ist dann der Fluch der deutschen Mittellage. Dieser Fluch hat allerdings in fast allen Familien Schneisen geschlagen - seit dem 30-jährigen Krieg. Im letzten Jahrhundert kehrten meine beiden Großväter geschlagen und verwundet aus Frankreich heim, dreißigJahre später kehrte mein Vater aus amerikanischer Gefangenschaft nach Hause zurück auf den Bauernhof, er hatte seine Adoleszenz in den Schützengräben Russlands verbracht, dreimal verwundet - immer wieder, kaum genesen, zurück an die Front. Zuhause war er einer der letzten Überlebenden aus seinem Schuljahrgang, alle Freunde gefallen oder vermisst.. DerBruder meiner Mutter als 22-Jähriger in Russland gefallen, der andere Bruder in Russland die Zehen erfroren. Meine Schwiegermutter musste als junges Mädchen mit ihrer Mutter im Winter '45 aus dem polnischen Korridor vor der Roten Armee flüchten, Haus und Hof aufgeben, der Vater erschossen. Das ist Fluch genug. Deutschland, das verfluchte Vaterland.

    • Mit einem Satz im Artikeltext stimme ich gar nicht überein, nämlich dass es überraschend wirke. dass es gegen diese Entwicklung so wenig Widerstand gibt. Vielleicht lebe ich schon zu lange in der Schweiz, als dass mich die völlige Gleichgültigkeit der Deutschen gegenüber ihren demokratischen Rechten überraschen würde. Hier hat man sein Urteil über das nicht vorhandene Verhältnis der Deutschen zur Freiheit schon lange gefällt. Es wird zur Zeit auf abstossende Weise in x-ter Instanz bestätigt.
      Ich finde auch nicht, dass eine Rettung jetzt (!) irgendwie wünschenswert wäre. Wenn die Deutschen schon aus zwei Diktaturen nichts gelernt haben, dann bedarf es vielleicht einer dritten, die das Land erst einmal wieder völlig gegen die Wand fährt, bis der Groschen endlich fällt. Zweimal wurde den Deutschen die Demokratie von aussen nahegebracht, nach WK2 durch die Alliierten, am Ende der DDR von Gorbatschows Russland und dessen Pleite.
      Es braucht einen kompletten Re-Set der deutschen politischen Kultur. Sonst bleibt dieses Land für immer eine Perpetuierung der Weimarer Republik, eine Oberflächen-Demokratie ohne Demokraten.

  • Eher wohl gemein orientiert

    *Eine gelenkte öffentliche Internetplattform unter dem Titel „Gemeinwohl-Netz“ wäre der nächste konsequente Schritt in die gleiche Richtung. Wer Wille und etlichen anderen Unterstützern der Postdemokratie zuhört, der kann weder überrascht sein, wenn diese Plattform morgen oder übermorgen kommt, noch allzu verblüfft über ihre Inhalte.*

    Wo Wille ist, da ist auch ein Holzweg. Eine gelenkte Kommunikation ist nicht freiheitlich. Sozialistische Märsche durch die Institutionen führen ab einer gewissen Schwelle zu Machtergreifung und Gleichschaltung, und sie münden erfahrungsgemäß in Ermächtigungsgesetze und in die Ausgrenzung politischer Gegner. Das ist im Sozialismus systemimmanent. Der Kampf gegen das „Faschistische System“ der Bundesrepublik Deutschland gehört zum Selbstverständnis deutscher Sozialisten. Heute treten in den öffentlichen Debatten nur noch Genossen und geduldete Nützlichkeiten auf, denn grüne, rote und dunkelrote Kräfte kennen bei ihrer Agenda keine offene Debatte, keine Freundschaft, sondern nur Genossenschaft und Unterstützer. Machen Bürger nicht mehr mit oder werden gar in politisch auffälliger Weise unzuverlässig oder störend (Sarrazin, Maaßen, ...), werden diese entfernt. Opposition wird verunglimpft und unterdrückt. Einfache Bürger mutieren gar zu „geistigem Abschaum“, „Pack“, „Spinner“, „Ars...och“ oder „Idiot“, zu „Trumpenproletariat“, dann fallen diesen Bürgern plötzlich die Haare aus und ihnen wachsen virtuelle Springerstiefel - und Expertendarsteller stellen dafür grenzdebile Konstrukte zur Verfügung. Manche Leute verdienen mit Verschwörungstheorien gegen Rechts ihren Lebensunterhalt. Mit einer Demokratie West (!) und Bildungsauftrag hat derartige Polit-Esoterik nun wirklich nur am Rand zu tun.

    Wer in den Achzigern Helmut Kohl wählte, der war politisch Rechts. Aber manche Leute wuchsen eben in Karl-Marx-Stadt auf und verinnerlichen dort eine gewisse Sorte Demokratie. Ob man heute wohl noch Mitglied der SED sein kann? Als Intendant? Schließlich gehört das Umwandlungsgesetz zu den umfangreicheren Rechtsvorschriften des deutschen Rechts und ist Teil des Gesellschaftsrechts.
    Schaut man mal nach, wo Mitarbeiter der „Aktuellen Kamera“ heute aktiv sind, tun sich lukrative Abgründe auf. In den öffentlich-rechtlichen Anstalten haben sich seit etwa dreißig Jahren männernde, frauende und sonstige Pioniere in einem Maße unentbehrlich breitgemacht, daß an ihnen die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland zu zerschellen droht. Selbst aus Verfassungsschutz und Verfassungsgerichten wabern heute (dezente) ddr-demokratische Parolen. Aus allen Kanälen wird den Bewohnern ein Corona-Wandelbär nach dem anderen aufgebunden.

    Aus diesen Gründen heraus bin ich für die Liquidation derart einseitig aufgestellter politischer „Vereinigungen gegen Rechts“ (AfDDR), wenn diese mit Steuergeldern oder allgemeinem Zwangsbeitrag finanziert werden. So etwas ist längst nicht mehr gemeinnützig, sondern ddr-demokratisch. Anders kann das Gleichgewicht in öffentlichen Debatten wohl nicht wieder hergestellt werden, die Widerstände gegen freiheitliche Debatten (und die Angst vor den Mistgabeln des Internets) sind dort viel zu stark entwickelt. Die Liquidierung würde dem Staat künftig Geld sparen, und der Bürger könnte sich anderswo ja auch viel billiger belügen lassen (wenn er das will). Anstatt Grünfunk-Nachrichten zu finanzieren, könnte der Bürger vielleicht ja mal wieder eine Zeitung abonnieren, die noch bei Trost ist (wenn ein Geschäft es wagt, eine solche Zeitung anzubieten, denn bekanntlich passen da gewisse Wächterräte auf). Im Ergebnis wird aus den Rundfunkanstalten heraus also nicht etwa „die Demokratie“ verteidigt, vielmehr beteiligen sich diese Anstalten daran, unter Erzeugung von gesellschaftlichem Druck eine Art AfDDR zu errichtet. Diese Herrschaften finanzieren ihr politisches Tun mit Hilfe von allgemeinem Steuergeld – und das ist ein absurder Zustand, dessen Filz heute (nach dreißig Jahren Entwicklung) wohl nicht mehr reformierbar ist.
    Die verantwortlichen Räte haben entweder geschlafen oder mitgemacht. Mit Steuergeldern betriebene politische Gleichschaltung in Endlosschleife und Buntreklame als Dauerwerbesendung sind nicht freiheitlich-demokratisch!
    Wenn der Grüne Kapitalismus ("Great Reset") einen Grünfunk will, dann soll er ihn auch bezahlen.
    Viel Vergnügen!

  • Tja, was erwarten Sie allen Ernstes von einer Erzkommunistin? Natürlich will sie die nicht zu kritisierende und alles vorgebende Einheitsmeinung einer "DDR 2.0". Natürlich alles schön verpackt und versteckt in Euphemismen.
    Deswegen wird in Rückschauen unter Wegblenden der Realitäten die zu Recht untergegangene DDR immer mehr glorifiziert.
    Für ein "wehret den Anfängen" ist es viel zu spät. Aber es sollte nicht zu spät sein diese wahnwitzigen Pläne zur Transformation in einen totalitären Staat zu stoppen. Europa braucht keine "DDR 2.0" und die Deutschen selbst am allerwenigsten.

  • Im aktuell gültigen Medienstaatsvertrag steht nichts von „Gemeinwohl“.

    Damit ist alles gesagt.

  • Ich möchte höflichst daran erinnern, dass es 1989 nicht die Menschen der BRD waren, die ihrer Regierung davonliefen, sondern die der DDR!

  • 1. Merkel gehört eigentlich und wortwörtlich auf die Anklagebank und nicht auf den Kanzlersessel.
    2. Die politische/historische Unvernunft/Unfähigkeit von Merkel reflektiert sich ohne Zweifel auch in ihrer Anhängerschaft, ohne Zweifel.
    3. Der nun massive Mangel an Geld könnte vielleicht Schlimmeres für Deutschland verhindern.
    4. Müßig/kluges Beschauen und Analysieren der politischen Vergangenheit und Gegenwart wird auf Dauer nicht reichen. Wenn meine Waschmaschine kaputt ist, muss ich sie entweder reparieren (lassen) oder eine neue Maschine kaufen.

    Als Napoleon starb, sagte Talleyrand (sein Außenminister):
    Das ist kein Ereignis, bloß eine Neuigkeit.

    Nun, da liegt, so scheint es, noch ein großes Stück Arbeit vor uns.

    Grand Nix

  • Ein Epochenwechsel. Danke, Herr Wendt, dass Sie so deutlich darauf hinweisen:
    Nur gemeinwohlorientierte Kommunikation soll die öffentliche Meinung bilden. Auf dem Weg zum Gemeinwohl, zum endlich guten Menschen, reichen sich heute schon Twitter (Sperren von Accounts ) , die NYT (Entlassungen von Nicht-"Woken" ) und die Ö-Rechtlichen die Hand. Ein gemeinwohlorientiertes öffentlich-rechtliches Netzwerk schließt nur eine Lücke um schädlichen Entwicklungen vorzubeugen.
    Zum Fürchten.