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Wer ist hier Antisemit?

Der Antisemitismus-Vorwurf gegen Maaßen und die gleichzeitige Verharmlosung von Mob-Aufmärschen vor Synagogen zeigen zwei Seiten des gleichen Dummstellens. Nichts bedroht die Aufklärung so stark wie die Allianz der Linken mit dem politischen Islam

Noch leichter als jedes Virus überträgt sich in Deutschland die Behauptung, jemand sei Antisemit. Es existieren mehrere Abstufungen: Antisemit, Verbreiter von Antisemitismus, Verbreiter von strukturellem Antisemitismus, die sich wiederum in einem einzigen Wort äußern kann, etwa „Globalist“. Eine Inzidenz dazu misst niemand.

Eindämmungsmaßnahmen finden so gut wie nicht statt, zumindest nicht in weiten Teilen von Medien und Politik. Sondern eher eine Ausbreitungsförderung. Neben dem vorgeworfenen Antisemiten- oder Antisemitismusverbreitertum gibt es auch Antisemitismus. Interessanterweise werfen nicht selten die gleichen Personen anderen indirekten und erst mühevoll hergeleiteten Antisemitismus vor, die selbst sehr eindeutig antisemitische Stereotype für ihre gute Sache benutzen, mit antisemitischen Organisationen sympathisieren oder schlicht und einfach ein Problem mit der Existenz von Israel haben.

Überhaupt fällt in diesen Tagen des andauernden Rakentenfeuers der Hamas auf Israel auf, dass die Zuneigung dieses Milieus fast ausschließlich den beiden in Deutschland beliebtesten Juden gilt, nämlich Herrn und Frau Stolperstein. Sobald es um die Verteidigung lebender Juden geht, zeigen viele Medienmitarbeiter, progressive Politiker, Twitterer und Figuren medial gestützter Organisationen wie Fridays for Future dagegen ein außerordentliches Differenzierungsvermögen. Schließlich möchten diejenigen, die „Yalla Klassenkampf“ plakatieren, auf Twitter die „Migrantifa“ bewerben und wie am 1. Mai in Berlin Linkspartei-, Grünen- und Regenbogenfahnen mit palästinensischen Flaggen zu einem bunten Quilt vernähen, ihre neuen Alliierten nicht wieder verprellen. Gegen tote Juden und damit gegen Stolpersteine haben die neuen Verbündeten bekanntlich nichts einzuwenden.

 

Beginnen wir mit der Sendung „Anne Will“ in der ARD, dem vorläufigen Ausgangs- und auch Höhepunkt der jüngsten Antisemitismusbeschuldigungswelle. Dort hatte Luisa Neubauer, zwar weder Vorsitzende noch Sprecherin von Fridays for Future in Deutschland, aber Medienfigur, über den nicht anwesenden CDU-Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen gesagt, was er verbreite, sei „antisemitisch“ , „rassistisch“ und „wissenschaftsleugnerisch“. Als der CDU-Vorsitzende Armin Laschet – Neubauers eigentliches Attackenziel – nachfragt: „Sie haben eben gesagt, er wäre antisemitisch“, folgt der Twist, den wir in der Folge neubauerisch nennen wollen:

„Nein, er verbreitet antisemitische und rassistische Inhalte […] Und in dem Sinne Tweets.“ Auf Laschets Frage: „Was denn?“ folgen dann aber keine Quellenangaben Neubauers, sondern die Insinuation, das wäre so bekannt, dass sie jetzt nicht noch Details nennen müsste: „Von Blogs, die das treiben. Das wissen Sie, es ist ja auch ein Kollege in Ihrer Partei.“ Worauf Anne Will Neubauer nicht aufforderte, konkrete Belege zu liefern, sondern das Thema und damit auch Laschets Verteidigungsversuch mit der Bemerkung beiseiteschob: „Schauen wir uns noch an, versuchen wir zu belegen.”
In diesem Fall – „verbreitet antisemitische Inhalte“ – muss also Neubauer gar nichts beweisen. Das verspricht Wills Redaktion zu erledigen. Sie sagt auch nicht: ’versuchen wir zu überprüfen’, sondern: zu belegen, so, als wüsste sie schon, dass die Vorwürfe zutreffen, und als hätte sie nur genau so wie Neubauer die Belege nur nicht gleich zur Hand.

In einem wohlwollenden Stück der Süddeutschen schob Will nach, die „Kolleginnen und Kollegen“ ihrer Redaktion hätten sich schon während der Live-Sendung darum bemüht, „journalistisch ausreichende Belege zu finden, die geeignet wären, die Vorwürfe unseres Gastes Luisa Neubauer zu bestätigen oder zu entkräften“. Zu welchen Ergebnissen sie dabei gekommen waren, teilte Will der Öffentlichkeit nur auszugsweise mit. Am Tag nach der Sendung twitterte sie eine Art Dossier der Gruppe „unionwatch“ über Maaßen weiter, einem anonymen, sehr weit links stehenden Kollektiv ohne Impressum. Wieder ein paar Stunden später twitterte Will, die unkommentierte Weiterleitung von „unionwatch“ sei ein „Fehler“ gewesen.

Debatten dieser Art, die in Deutschland mittlerweile weite Teile der Öffentlichkeit bestimmen, funktionieren nach dem Prinzip einer Windhose: Luft dreht sich hochenergetisch im Kreis, zieht Staub und Kleinteile nach oben, richtet Verwüstungen in der Landschaft an und lädt die erwähnten Kleinteile weit entfernt vom Ausgangspunkt wieder ab. Übrig bleiben meist einige größere Brocken. Hier also die Verbindung zwischen einem CDU-Politiker und dem Adjektiv „antisemitisch“.

Drei Tage später lieferte Neubauer dann ihre Antisemitismusvorwurfsbelege, die sie in der Sendung nicht dabeihatte, und die damals auch das anonyme Unterstützerkollektiv Will nicht gleich präsentieren konnte. Sie betonte auch, sie hätte ja nicht behauptet, Maaßen sei Antisemit. Diese Argumentationsfigur erinnert an die Kampagne gegen den Historiker und früheren Stasi-Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe, dem auch keine eigenen sexuellen Übergriffe vorgeworfen werden, sondern die Duldung von strukturellem Sexismus in der Gedenkstätte, der nach juristischer Überprüfung allerdings in kleinste Partikel zerfiel, aber trotzdem genügte, um Knabe mit medialer Hilfe von seinem Posten zu entfernen.

Als Beleg eins für den strukturellen Quasi-Antisemitismus um drei Ecken verweist Neubauer auf eine Verlinkung, die Maaßen einmal auf die Seite „The Unz Review“ vorgenommen hatte. Zum zweiten, so Neubauer, verwende Maaßen „unter anderem auf seinem Twitter-Profil wiederholt problematische Begriffe wie ‘Globalisten‘“. Sie meinte, dieser Begriff werde auch von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung als Code von Rechtsextremisten bezeichnet. „Als langjährigem Präsidenten des Verfassungsschutzes müssten ihm solche ‘Codes‘ bekannt sein.“

Auf der Seite „The Unz Review“ erscheinen Beiträge zahlreicher Autoren überwiegend zur amerikanischen Innenpolitik. Der Seiten-Herausgeber Ron Unz, ein Physiker, Unternehmer und Publizist mit jüdisch-ukrainischen Wurzeln unterstützte in den Neunzigern den britischen Historiker David Irving, räumte den wirren Thesen Norman Finkelsteins auf seiner Seite Platz ein, und gab ebenso wirre Thesen über den Holocaust von sich.
Norman Finkelstein, der seit vielen Jahren gegen Israel agitiert, ist übrigens in Deutschland kein Unbekannter. Die linkspartei-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung lud ihn 2010 als Referenten ein, nach einigem Protest dann wieder aus; die Veranstaltung mit Finkelstein fand damals ersatzweise in Räumen der Zeitung Junge Welt statt.

Zurück zu Maaßen: Der hatte nicht auf einen Text Finkelsteins oder einen ähnlichen Artikel verlinkt, sondern auf einen Text zur amerikanischen Innenpolitik, in dem es noch nicht einmal ganz indirekte antisemitische Anklänge gab. Später löschte er den Link wieder. In den Äußerungen Maaßens findet sich nirgends etwas Antisemitisches. Aber wenn ein Link auf eine Autorenseite, deren Gründer verschiedentlich absurd über den Holocaust spekulierte, schon als Antisemitismusbeleg gelten soll, dann entsteht ein Maßstab, den wir probeweise auch einmal an andere Teilnehmer dieser Windhosendebatte anlegen wollen. Dazu später mehr.

Bei ihrem Verweis auf die Adenauer-Stiftung hätte Neubauer genauer lesen beziehungsweise zitieren sollen. Denn dort heißt es, der Begriff ’Globalisten’ werde auch von Rechtsextremen verwendet – was nebenbei für eine ganze Reihe von Begriffen gilt. Die Adenauer-Stiftung behauptete nicht, jeder, der den Begriff ’Globalist’ verwende, sei rechtsextrem, und auch nicht, der Begriff selbst sei ein ’Code’. Anderenfalls müsste der Kreis der Rechtsextremen nämlich sehr, sehr weit gezogen werden, weiter, als es Neubauer recht sein kann. Von der Bundeszentrale für politische Bildung beispielsweise gibt es eine Broschüre mit dem Titel „Globalisten“, verfasst von dem Autor Quinn Slobodian.

Slobodian referierte auch auf Einladung der schon erwähnten Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Titel des Abends lautete: „Globalisten“.


 


Auch in vielen Medien der guten und gerechten Abteilung findet sich der Begriff. In einem Artikel des Tagesspiegels etwa hieß es 2020: „Wir können nicht mehr wie noch vor zwanzig Jahren einem naiven Globalismus anhängen, ohne die gesellschaftspolitischen Konsequenzen des internationalen Wettbewerbs mitzudenken.“



’Globalist’ findet sich noch an etlichen anderen Stellen, etwa in einem Artikel von Alan Posener in der Zeit, bei 3sat und anderen.



Bisher gibt es keine Vorwürfe von Luisa Neubauer gegen die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Linkspartei wegen der Verbreitung antisemitischer Codes, obwohl sich gerade dort jenseits des Begriffsgebrauchs ’Globalisten’ seit Jahren wirklich reichlich Belege finden ließen. Im Gegenteil, als Unterstützer sind sowohl Linkspartei als auch Linksjugend der Fridays for Future-Bewegung jederzeit willkommen. Auch den Tagesspiegel und das öffentlich-rechtliche Fernsehen verdächtigte Neubauer bisher nicht, antisemitische Codes zu verbreiten. Auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ließe sich eine Menge davon finden. Sogar bei Fridays for Future selbst.
Da es Neubauer aber noch nie um eine Bekämpfung des Antisemitismus ging, sondern um die Pflege nützlicher Allianzen einerseits und die Herstellung politischer Frontenstellungen andererseits, legt sie eine taktische Geschmeidigkeit an den Tag, wie sie für Vertreter autoritärer Erlösungsideologien typisch ist.

In der öffentlichen Debatte werden Globalisten als Vertreter einer politischen Richtung verstanden, die Nationalstaaten für überholt und eine Planung und Steuerung von Politik durch überstaatliche Organisationen grundsätzlich für die bessere Lösung halten. Ihnen stehen in der Debatte vor allem diejenigen gegenüber, die auf das Legitimationsdefizit durchweg aller überstaatlichen Organisationen hinweisen. Zu diesem Debattenstrang gehört auch der Gegensatz zwischen den „Somewheres“ und den „Anywheres“, also denjenigen, die sich in einer bestimmten Kultur und Heimat verwurzelt sehen, und einer mobilen Elite, die vor allem über die materiellen Mittel verfügt, sich einen komfortablen Lebensort zu suchen. Die Begriffe gehen auf den britischen Autor David Goodhart zurück („The Road to Somewhere“), einen Publizisten, der eher links der Mitte steht. Wer an dieser Debatte teilnehmen will – einer der wichtigsten der Gegenwart – kommt gar nicht umhin, den Begriff ’Globalismus’ und ’Globalist’ zu gebrauchen, ob nun affirmativ oder kritisch.

Nun ist Luisa Neubauers Buch „Vom Ende der Klimakrise“ eine agitatorische und über weite Strecken wirre Predigt für die eigene Gemeinde, Zeichen irgendeiner ernsthaften intellektuellen Mühe finden sich dort nirgends. Aber andererseits ist die junge Frau nicht so dumm, als dass sie wirklich glaubte, Hans-Georg Maaßen würde den Antisemitismus befördern. Und auch nicht so beschränkt, zu übersehen, dass ihre Verbündeten in politischen Vorfeldorganisationen, in der Linkspartei, in den Medien und in ihrer eigenen Organisation massenhaft Antisemitismus verbreiten, und zwar so offen, dass es nicht erst eine mühevolle Decodierung bräuchte.
Das gleiche gilt für ihre Unterstützer, die ihr und Greta Thunberg jetzt als bewährte Ally-Journalisten zur Hilfe eilen.

Auch eine Anne Will weiß natürlich, dass Maaßen kein Verbreiter von Antisemitismus ist, während es sich bei der ARD, für die sie arbeitet, um einen vor antisemitischen Ressentiments triefenden Senderverbund handelt. Die Fähigkeit zum Dumm- und Dümmerstellen ist allerdings die Voraussetzung, um überhaupt im wohlmeinenden deutschen Debattenbetrieb vollwertig mitmischen zu können. Hier gilt mehr denn je Erich Kästners Rat:
„Sei dumm, doch sei es mit Verstand
je dümmer, desto klüger“.

Und damit kommen wir zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und anderen Medien und deren Begriffswahl angesichts des seit Tagen andauernden Raketenfeuers der Hamas auf israelische Zivilisten. Und zu der Tonlage nicht nur in Beiträgen zu dem Beschuss Israels, sondern auch in den Meldungen über die antisemitischen Aufmärsche in Gelsenkirchen, Hannover und Berlin. Die ARD, in der Anne Will Neubauers Vorwurfsmasche gegen Maaßen einfach laufen ließ, ist die gleiche, die meldet: „Israel und Gaza beschießen sich“, und diese Zeile mit einem Bild illustriert, das Raketen der Hamas über Tel Aviv zeigt – und israelische Abwehrraketen, die diese Geschosse unschädlich machen sollen.

Es ist die ARD, deren Tagesschau die Mitglieder der als Terrororganisation eingestuften Hamas als „Aktivisten“ bezeichnet.

Ebenso wie das ZDF:

und die in dieser Hinsicht notorische Frankfurter Rundschau:

Zur ARD gehört auch der WDR und dessen Redakteur Lorenz Beckhardt, der die Forderung Hans-Georg-Maaßens, Deutschland sollte die Fatah nicht mehr finanziell unterstützen, zum Anlass nimmt, Maaßen – originell – einen „Philosemiten“ zu schimpfen und darüber zu sinnieren, dass ihn jemand „totmachen“ sollte.

Später entschuldigte sich der Sender halbherzig.
Der aus Steuergeldern finanzierten Auslandssender Deutsche Welle interviewte Ali Abunimah, Gründer einer anti-israelischen Propaganda-Plattform, der in dem Interview die Hamas eine „palästinensische Verteidigungsarmee“ nannte. Später löschte die Deutsche Welle das Interview wieder. Die Methode ähnelt der des WDR: senden, löschen, ein bisschen entschuldigen. Und auf der gleichen Spur weitermachen.

Bis hierher fällt die Kommentierung bei ARD, ZDF und anderen Plattformen noch unter die in Deutschland verbreitete mediale Heuchelei und Einseitigkeit beim Thema Israel. Wenn eine Terrororganisation, die sich die Vernichtung Israels zum Ziel gesetzt hat, dort Zivilisten wahllos zu töten versucht, dann ist das eine „Gewaltspirale“ (Annalena Baerbock), mäßigen müssen sich „beide Seiten“ (Heiko Maas), und überhaupt folgt die Berichterstattung dem schon seit Jahren bewährten Motto: Alles begann, als die Juden zurückschossen.

Eine andere Ebene erreicht die Wortwahl allerdings, wenn es um die antisemitischen Aufmärsche in Deutschland geht.

„Der #Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern macht sich auch in NRW bemerkbar. In mehreren Städten gab es Zwischenfälle. In Bonn wurde eine Synagoge beschädigt. Dort und auch vor der #Synagoge in Münster brannten israelische Flaggen“, schreibt beispielsweise der WDR.

Wer Angriffe auf Synagogen und „Scheißjuden“-Sprechchöre in Deutschland als „Zwischenfälle“ und Weiterungen des „Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern“ (und nicht etwa zwischen Hamas-Kriegern und Juden) framt, der ist ein lupenreiner Antisemit. Und ein Sender, der das als Social-Media-Kachel verbreitet, zusammen mit der Einordnung der Hamas als Aktivistenorganisation und der gespielten Äquidistanz, dieser Sender ist eine antisemitische Plattform. Das heißt nicht, dass jeder in dem Sender so denkt. Nur sollten diejenigen, die es nicht tun, sich jetzt öffentlich bemerkbar machen.

Der Spiegel lügt die „Scheißjuden“-Sprechchöre vor der Synagoge in Gelsenkirchen in „antiisraelische Parolen“ um.

Das berechtigt jeden, den Spiegel ein antisemitisches Scheißblatt zu nennen.

In diesem Text geht es um Vorwurfssurrogate und angebliche Codes, es geht vor allem um strategisches Dummstellen. Niemand muss erst lange rätseln und decodieren, was gemeint ist, wenn – wie im Oktober 2020 in Frankfurt – Mitglieder der von Ferda Ataman gelobten „Migrantifa“ skandieren: „From the river to the sea, Palestine will be free“. Es ist die Aufforderung zur Auslöschung Israels. Damals distanzierte sich die örtliche Gruppe von Fridays for Future, deren Mitglieder mitdemonstriert hatten. Aber die aggressive Agitation gegen Israel zieht sich längst durch die FFF-Organisation insgesamt, und Neubauer unternahm und unternimmt nichts, um sich klar von antiisraelischen Propagandisten zu trennen.

Zu Greta Thunberg, die vor wenigen Tagen eine antiisraelische Botschaft der Autorin Naomi Klein mit typischer Täter-Opfer-Verdrehung weitertwitterte, äußerte sich Neubauer überhaupt nicht. Das würde auch nicht zu der Strategie passen, unter dem Dach der Klima-Bewegung ein ganz großes Bündnis zu formen, das von der Migrantifa und der Antifa bis zu den linken Bundestagsparteien unter Einschluss aktivistischer Medien alles einsammeln soll, was sich irgendwie mobilisieren lässt. Wer die Linkspartei als Bündnispartner will, muss viel Antisemitismus mitschlucken. Wer die Truppenverstärkung durch die „Migrantifa“ wünscht, muss bei „Scheißjuden“-Gebrüll tolerant weghören und am besten seufzen: ja, der Nahostkonflikt, die Gewaltspirale. Wem Carola Rackete als Aufmerksamkeitsverstärker recht ist, der bekommt eben nicht nur Rackete, sondern auch die Nähe zu „Extinction Rebellion“, deren Gründer Roger Hallam die Klimaerwärmung mit dem Holocaust vergleicht, und sie eigentlich für schlimmer hält.

Schon bei den Unteilbar-Demonstrationen der vergangenen Jahre marschierten Vertreter von Millî Görüş und anderer islamischen Organisationen mit, bei denen Judenfeindlichkeit zum ganz selbstverständlichen Instrumentarium gehört. Wer das also alles will, um möglichst viel politische Schwungmasse zusammenzubekommen, dem hilft doppeltes Dummstellen enorm. Also das Beschweigen, Beschwichtigen und Kleinreden des Antisemitismus in den eigenen Reihen, und die Fahndung nach ‘Codes’ bei Hans-Georg Maaßen, in die nach langem Besprechen und Hinundherwenden eine antisemitische Konnotation projiziert werden kann.

Zum systematischen Dummstellen gehört es auch, ständig darüber wegzusehen, dass die größte rechtsextreme Organisation Deutschland die „grauen Wölfe“ sind. Und dass mittlerweile in vielen Städten eine feste Allianz islamisch-autoritärer Gruppen mit verschiedenen linken Gruppen existiert, ob nun bei dem Demonstrationsbündnis „unteilbar“ oder anderen so genannten breiten linken Bündnissen, zu denen wiederum Fridays for Future gehören.

 

In Frankreich, wo sich dieses Bündnis schon älter und fester zeigt, gibt es auch eine wachsende Kritik an dem „islamo-gauchisme“, der auf den Verrat so ziemlich aller Werte der Aufklärung hinausläuft. Interessant sind die spärlichen rechtsrheinischen Reaktionen auf diese Debatte im Nachbarland, das Deutschland ein paar Jahre voraus ist.
Vor kurzem bezeichnete die französische Forschungsministerin Frédérique Vidal, ehemalige Präsidentin der Universität Nizza, den „islamo-gauchisme“ als Gefahr für die Meinungsfreiheit an Universitäten. Die Süddeutsche berichtete darüber – und machte nicht etwa die antiaufklärerische Allianz als Problem aus, sondern Vidals Hinweis. Mit der Zeile „Frankreichs Ministerin für Hochschule und Forschung stürzt sich in ideologische Grabenkämpfe“ setzte das Münchner Blatt schon den Rahmen. Die Autorin stellte dann fest, „islamo-gauchisme“ sei – Überraschung – ein rechter „Kampfbegriff“, und vermerkte wohlwollend, dass es eine Reaktion von 600 französischen Wissenschaftlern auf die Bemerkung der Ministerin gebe. Nicht etwa mit einem Diskussionsangebot. Sondern mit der Forderung, Vidal müsse zurücktreten.

Die gleiche Süddeutsche verzichtete in ihrer kleinen Notiz zu dem Mob vor der Synagoge in Gelsenkirchen übrigens auf jede Beschreibung, wer da „Scheißjuden“ brüllte, und nannte den Aufmarsch eine „Demonstration“.

 

Den Vorgang kennen Beobachter schon von der Windhosendebatte um das Phänomen Cancel Culture: Den Begriff, der das Geschehen beschreibt, als „Kampfbegriff“ markieren, denjenigen, der ihn benutzt, möglichst aus seiner Position drängen – und den eigentlichen Vorgang, das Canceln von Gegnern beziehungsweise die Allianz von politischem Islam und Linken weiter vorantreiben.

 

 

Aus dieser Verlogenheit werden sich die Linken nicht einfach wieder befreien können, weder in Frankreich noch in Deutschland oder einem anderen westlichen Land. In Frankreich gibt es immerhin noch Intellektuelle, die sich gegen diese Allianz stemmen, etwa Pascal Bruckner und Alain Finkielkraut. Sie stellen sich wahrscheinlich die naheliegende Frage, ob in dieser Koalition in Zukunft noch die Linken den Ton angeben – oder sich irgendwann, wie es schon Michel Houellebecq vorzeichnete, völlig unterwerfen.

Ohne Antisemitismus ist das links-islamische Bündnis nicht zu haben. Die Linken können ihre neuen Bettgenossen vielleicht gerade noch loswerden, oder sie müssen in Zukunft noch viel mehr Judenfeindlichkeit in europäischen Städten kleinreden. Auf die Dauer können sie jedenfalls nicht, um mit Karl Kraus zu sprechen, mit zwei Hintern auf einer Hochzeit tanzen.

In Deutschland fällt die Gegenreaktion auf die unheimliche Allianz, siehe oben, deutlich schwächer aus als in Frankreich. Sollte sich in Berlin ein Kabinettsmitglied so deutlich äußern wie Vidal in Frankreich, würde die gesamte linke Twitteria über sie herfallen, von Atamans „Neuen Deutschen Medienmachern“ und den Alliierten in den Redaktionen bis zu Neubauer und Politikern von der Linkspartei bis zu Teilen der CDU.

Sonderlich groß ist die Wahrscheinlichkeit sowieso nicht, dass demnächst ein Regierungspolitiker in Berlin offen ausspricht, von welcher politischen Bewegung derzeit die größte Gefahr für die Sicherheit der Juden in Deutschland ausgeht.

 

 


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

 


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Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (28)

  • Dies ist ein vielschichtiger Artikel,

    ich beziehe mich in meinem Kommentar lediglich auf die Anwürfe von Seiten der Frau Neubauer, die von ihrer Art her nicht wirklich was Neues sind. Was da gemacht wurde war meines Erachtens üble Nachrede. Das ist strafrechtlich relevant. Vornehme Zurückhaltung und Schweigen führt nicht zu einer Abnahme, sondern ermuntert nur zu weiteren solchen Anwürfen. Dagegen gilt es gerichtlich vorzugehen. Erst eine Verurteilung sorgt für Ruhe.

  • Das staatlich geförderte Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin schrieb 2015 davon, daß für vele Muslime Antisemitismus eine subjektive Notwendigkeit sei. Tatsächlich ist Antisemitismus in Frankreich und auch in Deutschland ein überwiegend islamisches Problem. Wer, wie die Bundesregierung davon spricht und schreibt, daß der Antisemitismus zu 95% von rechts kommt, unterstützt faktisch antisemitische Strömungen in Deutschland, erst recht wenn solche Institutionen wie das Zentrum für Antisemitismusforschung mit staatlichen Geldern unterstützt wird. Die Beschuldiger des Antisemitismus sich die großen Förderer desselben.

    • Mit eigenen Ohren habe ich gehört, wie ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrum für Antisemitismusforschung (2 Doktortitel) bei einer Veranstaltung dieses und jenes „Richtige“ erklärte (z.B. die bekannten 3 D), und zwischendurch – unterschwellig wie Werbung im Kaufhaus - Antisemitisches einfließen ließ, wie „..an dem, was man den Juden vorwirft, ist immer ein Körnchen Wahrheit…“ u.a. Seitdem bin ich der Meinung, das ZfA forscht, wie man den Antisemitismus verbreitet.

  • "Der Antisemitismus-Vorwurf gegen Maaßen und die gleichzeitige Verharmlosung von Mob-Aufmärschen vor Synagogen zeigen zwei Seiten des gleichen Dummstellens. Nichts bedroht die Aufklärung so stark wie die Allianz der Linken mit dem politischen Islam"

    Da muss ich Widerspruch bezüglich "bedroht die Aufklärung" anmelden, lieber Herr Wendt. Das ist viel zu kurz gegriffen, zu unpräzise. Der Begriff Aufklärung, ist eine große Wunder-Tüte, oder eine schöne Seifenblase, je nachdem.
    Versucht man diesen Begriff, der recht häufig durch die Medienlandschaft geistert, wie eine Mumie auf der Walz, gedanklich zu fassen, zu durchleuchten, zu ordnen, ist man oft hoffnunglos verloren, mindestens aber überfordert.
    "Der Begriff Aufklärung bezeichnet die um das Jahr 1700 einsetzende Entwicklung, durch rationales Denken alle den Fortschritt behindernden Strukturen zu überwinden. Es galt, Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen." (Wikipedia) Ein Beispiel: Napoleon hat uns Deutschen Recht und Wissen eingetrichtert, Marx mit seinem Kapital – von London aus – auch. Auch der Dadaismus, sowie der Feminismus / Genderismus, buhlen um die "Akzeptanz für neu erlangtes Wissen." Muss ich weiter fortfahren, lieber Herr Wendt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie in etwa wissen, was ich damit andeuten möchte.

    Nein, der letzte Satz ihrer Headline müsste, wenn man präziser zeichnen, wenn man der Realität näher kommen möchte, lauten:
    Nichts bedroht das Leben von Andersdenkenden in Deutschland und weltweit so stark, wie die Allianz der Linken mit dem politischen Islam.

    Diese unsägliche Allianz von toxischen Ideologien, kostet ganz konkret Menschenleben, viele Menschenleben, zu viele Menschenleben. Dazu muss man nicht erst Israel und seine Grenzen intensiv bereist haben, die ständigen Bedrohungen der Israelis vor Ort hautnah gesehen und gespürt haben, wie ich.

  • Diese Methode, anderen Menschen Antisemitismus, Rassismus etc. vorzuwerfen, ohne einen Beleg dafür vorzuweisen, scheint in einem bestimmten Milieu beliebt zu sein. Auch die "Belege" hier gegen Maaßen sind nach meiner Meinung reichlich zweifelhaft. Dazu meine Einwände:

    Die Seite des Amerikaners. Maaßen hat ja nicht antisemitische Texte verlinkt. Damit ist dieser "Beleg" wertlos. Denn dann konnte man auch "Ludwig Thomas Lausbubengeschichten" als antisemitisch bezeichnen, weil Ludwig Thoma in der Tat später Antisemitisches geschrieben hat.

    Der Begriff "Great Reset" ist nun mal von Klaus Schwab als Titel seines Buches genannt worden. Ist dann Klaus Schwab ein Antisemit? Dasselbe gilt auch für den Begriff Globalist, wie Sie es klar dargelegt haben.

  • Wie immer, perfekte und saubere Recherche. Mein Kommentar: Friede im Nahen Osten kann ich mir nur ohne Hamas vorstellen.

    • Lieber Heinz, glauben Sie tatsächlich, dass in dieser Region, ausschließlich die terroristische Vereinigung Hamas ihr Unwesen gegen die Israelis treibt? Glauben Sie tatsächlich, dass die weit mehr als tausend Raketen, die auf das jüdische Volk immer wieder abgefeuert werden, von der Terrorbande Hamas finanziert, entwickelt, gebaut und herangeschafft wurde?
      Das Netzwerk der Judenhasser ist gewaltig, lautstark und äußerst gewaltbereit, wie man wieder mal eindrucksvoll sehen kann, auch auf den Straßen Deutschlands.
      Wer sind diese hasserfüllten Menschen? Welcher Religion gehören sie an?
      Denken Sie nach, lieber Heinz, informieren Sie sich, am besten vor Ort.
      Was glauben Sie, was solche und unzählige andere Terrorbanden mit Ungläubigen, mit Juden machen, wenn man nicht wachsam und vorsichtig ist?
      Lesen Sie selbst, lesen sie genau:
      https://juergenfritz.com/2017/11/14/bataclan/
      Und dann fragen Sie sich, wie groß die Terrorgefahr in Europa, in Frankreich, in Deutschland tatsächlich ist, besonders für Juden?

  • Man traute letzte Woche seinen Augen und Ohren nicht. Die kranken links-grün-globalistischen Desinformationsmaschinen belieferten uns mit offiziösem Framing und sind immer noch nicht bereit, islamofaschistische und antisemitische Provokationen auf deutschen Straßen und in öffentlich-rechtlichen Staatsfunkstudios wahrzunehmen. Die berufsjugendliche Luisa Neubauer bringt viele Voraussetzungen für ihren Posten in der außerparlamentarischen Millionärsliga gegen Demokratie alias FFG mit. Ihre fehlende Lebenserfahrung vulgo maßlose Dummheit hat sie empfänglich gemacht für die linksgrüne Weltpropaganda. Die darf die Juden natürlich nicht verschonen. Ihr simulierter Philosemitismus durch Hans-Georg-Maaßen-Bashing musste folglich grandios ins Höschen gehen. Dabei hätte sie ihn mit Fug und Recht einen "Konservativen" schimpfen können. Denn Konsevativ sind all jene, die die kulturellen Errungenschaften und Werte nicht bereit sind wegzuwerfen. Und die sich ihr historisches Gedächtnis gegen das Dauerfeuer aus Merkels Propagandainstituten erhalten wollen. Diese Klientel hatte sich ursprünglich unter dem Dach der CDU/CSU versammelt. Heute wird sie von Propagandalumpen des Medienmainstreams mit der Antisemitismuskeule gejagt. Der linksgrüne Globalismus droht uns nicht, er ist in vollem Gange! Seine willigen Vollstrecker scheuen kein Opfer, wenn sie auf der vermeintlich alternativlos richtigen, der antidemokratischen Seite "kämpfen" und von ihr bezahlt werden.

  • Man erkennt Sozialisten unverkennbar daran, dass sie ständig Projektion betreiben, also Dinge selbst sagen und tun, die sie dann "beinhart" dem politischen Gegner/Feind unterstellen. Unerträglich. Aber unverkennbar. Stichworte: Antisemitismus, oder Rassist oder Nazi, oder, oder, oder. Aber da die Presse auch linksschräg gewickelt ist, wird es dann den absichtlich desinformierten Bürgern immer und immer wieder untergejubelt, bis es geglaubt wird. Das ist auch die Aufgabe, so steht zu vermuten. Dem steht der Journalist Alexander Wendt fast allein gegenüber, der durch saubere und EHRLICHE Recherche brilliert und eine gewisse Glaubwürdigkeit dem Journalismus wieder verleiht, die die linkssschräge Journaille aus politischen Gründen skrupellos (?) verspielt.

    • Zu "die linkssschräge Journaille": Hier muss man mit dem Plural aufpassen, denn nach meiner Beobachtung sind es einige wenige, die den Ton vorgeben. Unsere gar nicht so kleine regionale Zeitung (Augsburger Allgemeine, Reichweite ca. 750.000) druckt viel von der Deutsche Presse-Agentur GmbH nach (welch ein genialer hochtrabender Name!). Manchmal sind die Beiträge ganzer Seiten mit (dpa) gekennzeichnet Solche Beiträge habe ich auf Grund von eklatanten Qualitätsmängeln mir abgewöhnt zu lesen und habe das auch schon kommuniziert. In einer E-Mail-Antwort hat man mir mal mitgeteilt, man habe da ein Abo. Beispiel von heute: "Winfried Kretschmann wurde am Mittwoch im Stuttgarter Landtag wiedergewählt. Der 72-jährige Grünen-Politiker erhielt 95 von 152 Stimmen. Schon 76 hätten gereicht, aber die grün-schwarze Koalition hat 100 Abgeordnete - d.h. mindestens fünf wählten ihn nicht, mutmaßlich CDU-Leute. (dpa)" Ein Beleg für die Mutmaßung wird nicht angeführt.
      Fazit: Ich glaube, dass Konzentrationsprozesse, egal ob im Handel oder in den Medien, die Vielfalt (hier Meinungsvielfalt) zerstören. Einmal in einer zentralen Struktur verankert, kann viel Schaden angerichtet werden.

  • Das Kraus-Zitat wäre korrekt:

    "... mit zwei Hintern auf einer Bluthochzeit tanzen."

    (In einem Artikel über den Herrn Kerr und seinen blutigen Pro-Kriegs-Gedichten im ersten Weltkrieg)

  • Als wir noch ein Rechtsstaat waren, vor Beginn der Kanzler*Innenschaft Merkels, waren Menschen noch weitgehend geschützt vor Versuchen irgendwelcher Kreise, Menschen, die eine andere Meinung vertraten, politisch und gesellschaftlich zu liquidieren. Damals gab es zumindest noch Medien, die dieser speziellen Art der politischen Auseinandersetzung mit anderen Mitteln entschieden entgegengetreten wären. Mit Merkel hat sich eine völlig neue Kultur des Rufmordens eingenistet, die von den Medien von Ard bis Zdf, von Gazetten von FAZ bis taz nicht nur nicht angeprangert, sondern systematisch und strukturell befeuert wird! Einen der vielen Anstöße dazu gab die Kanzler*In selber in der Aufwertung des unsäglichen, eigentlich Nichts-sagenden Videoschnipsels der AntiFa-Gruppe "Zeckenbiss"! ... die am Ende den Herrn Maaßen Job und Karriere kostete. Nicht weil er seiner beamtlichen Pflicht nicht genügt hatte, sondern gerade weil er ihr genügt hatte! Mit dem Rausschmiss ihres Beamten diente die Kanzler*In gerade nicht dem Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern dem genauen Gegenteil, der Förderung von Unrecht und Lüge. Dieses schreiende Unrecht - und es gab etliche weitere Aktionen dieser Kanzler*In, die unter diese Kategorie fallen - hätte von einer intakten, unkorrumpierten Presse massiv angeprangert und verurteilt werden müssen. Wurde es aber nicht, wieder, im Gegenteil: von Ard bis Zdf, von FAZ bis taz heulten die Wölfe und rotteten sich zusammen ... gegen Herrn Maaßen! Den Überbringer der bösen, aber einzig vernunftbasierten Message! Und von der Lügen- und Rufmord-Kanzler*In nie auch nur ein Wörtchen oder nur ein Mundwinkelzucken des Bedauerns. Damit war Maaßen - und mit ihm viele andere "Unaufgewachte" - vogelfrei! Zum Abschuss freigegeben für jede spätpubertierende Halunk*In! Zum öffentlichen Anpissen freigegeben für jeden Journaillenvertreter mit Bachelor Degree in Publizistik oder Politikwissenschaft. Nicht einmal mehr ein Bundespräsident wagte es oder wollte überhaupt noch intervenieren. Wieso brauchen wir diesen obersten, überbezahlten Parasiten überhaupt noch? Dieses gesamte Szenario zeigt nur Eines: die willentliche programmierte Selbstzerstörung des bestehenden Rechtsstaates. Was danach kommt, kennen wir aus der eigenen Geschichte. Und es wird kommen, so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn es gibt gesellschaftliche Dynamiken, die kein Zurück mehr zulassen - nur noch ein Mehr Desselben. In den Terrorregimes von Hitler und Ulbricht war es zumindest noch neu und intellektuell herausfordernd, dieser Dynamik bei ihrer Entfaltung zuzuschauen (soweit man nicht unmittelbar betroffen war - ansonsten eher schmerzhaft oder tödlich!). Heute allerdings ruft dieselbe Entwicklung nur noch intellektuelle Langeweile oder höchstens das Erstaunen über die grenzenlose Dummheit und Feigheit der Deutschen hervor. Wahrlich, eine Köterrasse.

  • Ihrer, wie üblich, brillanten Analyse ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Wie meine Vorredner will ich dennoch einen Aspekt aus dem Potpourri Ihrer Darstellung hervorheben. Es wird doch immer darauf verwiesen, dass "Israelkritik" kein Antisemitismus und legitim sei. Der Spiegel demonstriert in bemerkenswerter Klarheit, wie aus den "verwerflichen" antisemitischen Rufen; "Scheißjuden" legitime Israelkritik wird. Wie kommt es, dass mir angesichts dieser Situation bei den "Qualitätsmedien" immer das Solschenizyn zugeschriebene Zitat einfällt: „Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter.“