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Kujau Relotius

Über 50 Geschichten soll ein preisgekrönter SPIEGEL-Journalist teilweise oder komplett erfunden haben. Angeblich täuschte er sehr geschickt. Auch das stimmt nicht: er manipulierte grob – weil er sich sicher sein konnte

Der SPIEGEL-Journalist Claas Relotius war in der Zeit nach 2015 nicht nur der Mann der Stunde, sondern der Jahre. Er lieferte die perfekten Geschichten ab. Über einen syrischen Asylbewerber Mahmoud Abdullah, der in Deutschland auf der Straße ein Sparbuch mit zwei eingelegten 500-Euro-Scheinen findet, aber den Finderlohn ablehnt: „Da, wo er herkomme, sagt er, sei man nicht ehrlich, um eine Belohnung zu bekommen, ‚sondern um ein guter und gerechter Mensch zu sein’. Mahmoud Abdullah hat seine Heimat verloren, seine Freunde, seine Arbeit und sein Haus, aber er sagt, er habe sich nie reicher gefühlt als in diesem Moment.“ („Verlust“, 2. Oktober 2015)


Oder über zwei syrische Flüchtlingskinder:
„Ahmed und Alin sind zehn und elf Jahre alt, als ihre Eltern in Aleppo starben. Sie fliehen in die Türkei und arbeiten hier, getrennt voneinander, als Schrottsammler und Näherin. Manchmal, im Traum, erscheint ihnen Angela Merkel.“ („Königskinder“, 9. Juli 2016).
Oder eben den Text, mit dem seine Praxis spätestens hätte auffliegen können, ja müssen: Er besuchte im August 2018 die inzwischen 99jährige Traute Lafrenz in South Carolina, das letzte noch lebende Mitglied der Weißen Rose, und kehrt mit einem Interview zurück, indem die alte Dame tagesaktuell – wie sich zeigen wird, ein bisschen zu aktuell –  die deutsche Innenpolitik kommentiert. Eine Frau aus der berühmtesten Widerstandsgruppe gegen Hitler, die ehemalige Freundin von Hans Scholl, prangert Rechtsradikalismus in Deutschland an und warnt vor der AfD – es war wieder einmal das perfekte Stück Journalismus.
Der Text setzt mit dem typischen Relotius-Sound ein:

„Ich fuhr zu ihr. Das Haus, in dem sie wohnt, liegt auf einer weitläufigen Ranch, wo das Spanische Moos der Südstaaten wie Lametta von den Bäumen hängt. An einem Sonntagnachmittag im August, am selben Tag, als mehr als 7000 Kilometer entfernt in Deutschland, im sächsischen Chemnitz, ein Stadtfest eskaliert und Neonazis aufmarschieren, sitzt Lafrenz im Schaukelstuhl auf ihrer Veranda und blickt auf einen Zufluss des Atlantiks.
 
SPIEGEL: Frau Lafrenz, Sie leben ja doch.
Lafrenz: Am Telefon dachte ich, ich stelle mich lieber tot. Jetzt sind Sie trotzdem gekommen, dabei wollte ich Sie abwimmeln.
SPIEGEL: Weshalb?
Lafrenz: Die, die im Widerstand ermordet wurden, mussten viel zu jung sterben. Ich hatte mein Leben, habe Enkel und Urenkel, und jetzt soll ich als Einzige, die übrig ist, interviewt werden? Das kommt mir ungerecht vor.
SPIEGEL: Es geht um ein Kapitel deutscher Geschichte, von dem nur Sie noch erzählen können.
Lafrenz: Vielleicht ist es kein Zufall: Wir sterben aus, und gleichzeitig kommt wieder alles hoch. In einer amerikanischen Zeitung habe ich aktuelle Fotos aus Deutschland gesehen – mir ist ganz kalt geworden.
SPIEGEL: Was sahen Sie auf den Fotos?
Lafrenz: Deutsche, die streckten auf offener Straße den rechten Arm zum Hitlergruß, wie früher. Ich bin alt, aber ich bekomme ja alles mit. Die Art, in der jetzt über Flüchtlinge geredet wird wie über Kriminelle oder Vieh, da werde ich hellhörig. Ich weiß auch, was Politiker im Bundestag nun wieder so sagen. ‘Lügenpresse’, ‘Volksverräter’, ‘Stolz auf die Wehrmacht’? Diese Leute wissen ja gar nicht, wovon sie reden, aber sie benutzen die gleichen Tricks. So fängt es an.“

Mit seinem Eingangstext datiert er das Gespräch: Wenn es sich tatsächlich um den gleichen Tag handelt, an dem Asylbewerber den Chemnitzer Daniel Hillig erstechen („ein Stadtfest eskaliert“) und später mehrere Demonstrantengruppen auf die Straße gehen, dann musste er sie am 26. August 2018 besucht haben. Nun gab es vor den Ereignissen in Chemnitz am 26. August keine überregional verbreiteten aktuellen Fotos von Leuten, die auf der Straße den Hitlergruß zeigten. Nach den Beschreibungen, die Relotious immer wieder in das sehr lange Gespräch einstreut,  muss das Interview am Nachmittag begonnen und sich bis zum Abend hingezogen haben („Traute Lafrenz blickt schweigend auf den Fluss vor ihrem Haus, in der Ferne kreuzen Mississippi-Dampfer. Es wird Abend über Yonges Island, das Wasser liegt ganz still, Grillen zirpen, langsam verschwindet die Sonne hinter den Bäumen.“).

Da zwischen Deutschland und der Küste von South Carolina gut sechs Stunden Zeitunterschied liegen, war es in Chemnitz zwar schon Abend, als Relotius das Interview begonnen haben will. Die Demonstrationen in Chemnitz setzten am Nachmittag ein; das später berühmt gewordene von der „Antifa Zeckenbiss“ verbreitete „Hase“-Video datiert von 16:52 Uhr. Von “Antifa Zeckenbiss”war es erst mehrere Stunden später verbreitet worden; in deutschen Zeitungen tauchte die Meldung mit den  entsprechenden Bildern erst am nächsten Tag auf. So richtig kam die Berichterstattung erst in Schwung, als der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert am 27. August von “Hetzjagden” in Chemnitz sprach. In keiner US-Zeitung hätte Traute Lafrenz also schon am Nachmittag des 26. August aktuelle Hitlergruß-Bilder aus Deutschland sehen können. Höchstens im Internet – aber erst zu einer Zeit, als Relotius schon bei ihr im Zimmer saß.

Auch sonst zeigt sich die hoch betagte Dame bemerkenswert gut über die deutsche Innenpolitik informiert. Sie zitiert beispielsweise, ohne ihn zu nennen, die Bemerkung des AfD-Chefs Alexander Gauland, die Deutschen müssten wieder Stolz auf die Leistungen der Wehrmacht sein dürfen. Bei einem Reporter hätte das eigentlich die neugierige Frage provozieren müssen: Wie informieren Sie sich über die Vorgänge in Deutschland? Lesen Sie im Internet?

Diese Frage stellt Relotius an keiner Stelle. Aus gutem Grund.

Nur kurz vor dem Besuch des SPIEGEL-Reporters empfing Traute Lafrenz auf ihrer Ranch den Berliner Journalisten Tomas Kittan, tätig für BILD und BZ, der schon lange vorher in Kontakt mit Lafrenz’ Tochter und Traute Lafrenz selbst stand. Kittan veröffentlichte sein Gespräch mit dem letzten lebenden Mitglied der Weißen Rose in der BZ, außerdem dreht er noch mehrere Videos und fotografiert. Sein opulentes Stück erschien am 12. August 2018 in der BZ. Anruf bei Kittan, der auch heute noch in Kontakt zu Traute Lafrenz und ihrer Tochter steht. Die 99jährige Traute Lafrenz, sagt er, habe keinen Internetanschluss. „Sie liest noch Briefe, und verfasst selbst handschriftliche Briefe. Aber es ist nicht so, dass sie über die aktuelle Politik in Deutschland auf dem Laufenden wäre.“ In den Gesprächen, die er mit ihr führte, habe sie einmal erwähnt, dass sie von der Existenz der AfD etwas mitbekommen habe. Aber mehr nicht.

Als Kittan den Text von Relotius im SPIEGEL gelesen habe, sagt er, hätte er sich gewundert, dass Lafrenz sich dort so sehr viel aktueller und politischer äußerte als ihm gegenüber. Und das, obwohl er sich bei seinem Besuch in South Carolina drei Mal zu einem Gespräch mit ihr zusammensetzte.

Claas Relotius war tatsächlich bei Traute Lafrenz gewesen. Nach den Erinnerungen der Tochter dauerte der Besuch maximal zwei Stunden – nicht fünf, wie Relotius schrieb. Wie der SPIEGEL am 20. Dezember mitteilte, hatte er der ehemaligen Widerstandskämpferin ganze Passagen in den Mund gelegt, nicht nur über die aktuelle Politik in Deutschland, sondern auch Formulierungen, mit denen Relotius Lafrenz’ Bedeutung in der Weißen Rose offenbar aufwerten wollte:

„Lafrenz wurde vom SPIEGEL an diesem Mittwoch zweimal kontaktiert. Im ersten Telefonat bestätigte sie, mit Relotius in ihrem Haus in South Carolina gesprochen zu haben. Sie las den Artikel danach noch einmal im Detail und distanzierte sich dann von dem Interview. An mehreren Stellen in dem Text handle es sich nicht um ihre Worte.
Konkret geht es zum Beispiel um folgende Passagen:

• Auf Neonazis in Chemnitz bezogen, zitiert Relotius sie so: ‘Deutsche, die streckten auf offener Straße den rechten Arm zum Hitlergruß, wie früher.’ Die Sätze in der vierten Antwort habe sie nie benutzt, sagt Lafrenz. Sie habe auch nie aktuelle Fotos in US-Zeitungen von entsprechenden Aufmärschen in Deutschland gesehen.

• Von ‘heimlichen Treffen’ der Schüler, die Lafrenz im Interview angeblich erwähnt, habe sie bestimmt nicht gesprochen – ihre Klassenlehrerin Erna Stahl aus dem späteren Umfeld der ‘Weißen Rose’, sagt Lafrenz, habe ganz normale Leseabende veranstaltet, keine ‘heimlichen Treffen’.

• Im Relotius-Interview heißt es, Lafrenz habe Helmut Schmidt, der dieselbe Schule wie sie besucht hat, zugerufen: ‘He, Revolverschnauze’ – diesen Ausdruck, sagt Lafrenz, habe sie gegenüber Helmut Schmidt nie benutzt. Sie habe Schmidt aber nach einem Vortrag begrüßt und mit ihm gesprochen, das ja. In einem Video-Interview, das die ‘Bild’ mit ihr führte, benutzt sie den Begriff allerdings, als sie über Schmidt spricht. Möglich, dass Relotius sich im ‘Bild’-Interview bedient hat.

• ‘Nachdem Christoph Probst unters Schafott gekommen war’ – auch diese Worte im Relotius-Interview habe sie nie verwendet. ‘Den Absatz können Sie streichen’, sagte sie.
Lafrenz wiederholte während des zweiten Gesprächs am Mittwoch mehrmals: ‘Das habe ich bestimmt nicht gesagt.’ Nach weiteren Beispielen für falsche Zitate gefragt, sagte sie: ‘Ja, reicht Ihnen das denn nicht?'”

Nur einen Punkt berührt die lange SPIEGEL-Stellungnahme nicht: Warum fiel in Hamburg niemandem auf, dass die Interviewte unmöglich am Nachmittag des 26. August amerikanischer Zeit schon Zeitungsbilder von Ereignissen in Chemnitz gesehen haben konnte? Kam es außerdem keinem seltsam vor, dass eine zurückgezogen lebende 99jährige Amerikanerin die deutsche Tagespolitik so perfekt zu kommentieren versteht, als wäre sie eine Profipolitikerin, die auf ihrem iPhone ständig Nachrichtenportale anklickt?

In den gefälschten Hitler- beziehungsweise STERN-Tagebüchern von Konrad Kujau gab es eine ganz ähnliche Stelle, mit der der gesamte Schwindel eigentlich sofort hätte auffliegen müssen. Unter dem Datum 16. August 1937 steht bei Kujau-Hitler: „Habe heute ein Telegramm von Ritter von Epp zu meinem 50. Eintrittsjubiläum in die Armee erhalten”.  Was schlecht möglich war, denn Hitler war zu diesem Zeitpunkt überhaupt erst 48 Jahre alt, bekanntlich starb er mit 56. Die STERN-Chefredakteure und Textprüfer hätten also gar nicht merken müssen, dass Kujau einfach falsch aus dem Standardwerk über das Dritte Reich von Max Domarus abgeschrieben hatte, wo es zum 16. August 1937 heißt: „An Reichsstatthalter General Ritter von Epp sandte Hitler folgendes Telegramm: ‚Am heutigen Tage, an dem Sie vor 50 Jahren in die Armee eintraten’[…]”.

Ein bisschen rechnen hätte genügt. Im Fall Kujau stutzten die STERN-Oberen bekanntlich noch nicht einmal, als sie auf den angeblichen Tagebuchkladden die aufgeklebten Fraktur-Initialen FH fanden –  Kujau hatte kein Fraktur-A zur Hand gehabt, das F sah sehr oberflächlich betrachtet ähnlich aus.
Der STERN hatte in die Tagebücher einfach zu viel investiert, um sie noch mit einem skeptischen Blick zu betrachten.

Auch Relotius war eine Investition. Hoch bezahlt, hoch dekoriert mit Journalistenpreisen. In der Laudatio des Reemtsma-Preises hieß es, seine Texte läsen sich eigentlich „wie Literatur“.
Claas Relotius war der Dealer, der die moralinsüchtige Chefredaktion des SPIEGEL mit hochreinem Stoff versorgen konnte. Er wusste, dass sie ab 2015 ihre Dosis brauchten. Und er kannte offenbar den Satz aller begabten Händler: „Ich hab genau das Zeug, das du brauchst.“

 

 

Alexander Wendt: Weitere Profile:

Kommentare anzeigen (49)

  • Menschen, die in Chemnitz den Hitlergruß gezeigt haben, gab es viele - auch vor dem Tötungsfall. Frau Laferenz könnte ein Foto von denen gesehen haben - auf welchem Wege auch immer und diese Info dann mit aktuellen Inputs z. B. verknüpft haben. Greise Leute machen solche Dinge tagein tagaus.

    Mal was anderes, und nicht ganz zufällig, Herr Wendt: Claas Relotius' Geschichte - riecht sie nicht ein wenig - wie MDMA und oder Kokain? Villeicht sogar macrodosiert?

    Jetzt muss er sich erst mal helfen lassen, sagt er, weil er krank sei. - Doctor please, some more of these - outside the door, she cried for more - - - - oder: Oh help me, dear Doctor, I'm damaged - there's pain, where there once, was a heart...

    Ehhhhh - Jagger/Richards - - - - und das "Exile on Main Street"...Mal sehen was da noch kommt...

    • Man hoffte, der SPIEGEL hätte etwas dazugelernt, doch die können es einfach nicht lassen. Soeben gelesen:
      Titel: Wie Politik und Polizei versagten
      Vorspann: Nach dem Tod eines Deutschkubaners erobern im Sommer die Rechten die Straßen von Chemnitz.

      Mit Verlaub @SPIEGEL, sieht so "Sagen, was ist" aus? Nach dem Tod eines Deutschkubaners also. Hört sich so an, als wäre der arme Mann auf offener Straße kollabiert und plötzlich und unerwartet verstorben. Müssten die Journalisten vom SPIEGEL nicht korrekt schreiben: Nach dem gewaltsamen Tod eines Deutschkubaners... oder ... Nach der Tötung eines Deutschkubaners? Formulierungs-Nachhilfe für "Dschurnalisten" ist offenbar dringend geboten.
      http://www.spiegel.de/plus/ausschreitungen-in-chemnitz-wie-politik-und-polizei-versagten-a-00000000-0002-0001-0000-000161498502

    • Schwachsinn - untermauern Sie Ihre relotiuosken Aussagen bitte mit verifizierbaren Quellen. Sie erliegen wie viele, der Elfenbeinturmfestungsbewohnenwollenden dem schlichten Hörensagen. Ups, und genau das ist, dass verhindert, dass Sie ernstzunehmen sind.

  • Lieber Herr Wendt,
    Vielleicht bin ich von dem Film Schtonk zu sehr beienflußt, aber: Kujau mag kein Beltracchi sein, so ist er doch ein Künstler im Vergleich zu einem dieser Schmierlappen der Journaille. Mein Dank für Ihre Recherchen, und vor allem für Ihre stets gekonnten Formulierungen, mit der Entschuldigung für meine gröbere Ausdrucksweise.
    Frohe Weihnachten für Sie und die sie lieben!

  • Mich würde mal interessieren mit wieviel Jahresgehalt so ein Schmierfink wie Relotius vom System entlohnt wird. Nicht aus Neid, sondern aus reinem Interesse am Marktwert eines sich aktiv nach vorne drängelnden opportunistisch-schleimigen Mitäufers. Ich schätze mal so um die € 120k.

  • Lieber Herr Wendt, als die Causa Relotius (Sic!) ruchbar wurde, dachte ich sogleich an Kujau und den "Roten Stern". Aber diesmal liegt der Fall m.E. deutlich tiefer. Hier ging es um gezielte Verbreitung von "Märchen" im Sinne der Herrschenden, wohl weniger um Profilierung eines Einzelnen und Auflage. Hier wurde aktiv in die politische Meinungsbildung eingegriffen, was bei den Hitler-Tagebüchern wohl eher nicht der Fall war.
    Selbst in der DDR, dem neuen und alten Vorbild von Merkel und Genossen, wurde in "ND" und "JW" nicht so schamlos gelogen. Sicher hatten diese Medien auch ihre eigenen politisch korrekten Ziele, es wurde geschönt und "gestaltet". Aber jedoch nichts frei erfunden, soweit wie ich das damals als (vom Westen informierter) Leser dieser Zeitungen beurteilen konnte.
    Die Spiegel-Ungeheuerlichkeit "setzt dem Faß die Krone auf". Sie und Ihre verehrten Kollegen des freien Journalismus bitte ich, "dran" zu bleiben, da gibt es sicher noch mehr "aufzuarbeiten" (Unwort).
    Herzliche Grüße und danke für Ihre tolle Analyse.

    • Naja, in der DDR-Presse wurde auch frei erfunden, muss ich fairerweise ergänzen; z. B. die Menthol-Zigaretten-Story (1989) ist wohl vielen noch bekannt. Politisch konforme Leserbriefe haben Lokalredakteure bei Bedarf schon mal selbst geschrieben.

    • Sehr geehrter Herr Stüve!
      Wen oder was zitieren Sie mit "Causa Relotius (Sic!)" (sic)? Kann das Zitat nicht finden.

  • Da ist einer erwischt worden. Doch im Grunde hat er ja nur seinen Auftrag erfüllt. Und leider hat er es etwas übertrieben. Darum musste der Stern klein beigeben. Doch ändern wird sich nichts. Kurze Kostprobe der Welt? "Polizist auf AfD-Veranstaltung verletzt." "Kontrolle von Asylbewerberhandys überführt nur wenige Betrüger" und sehr lesenswert... "Verfassungsschutz will stärker gegen Rechtsextreme vorgehen." Niemand ist mehr an ausgewogener Berichterstattung interessiert.

  • Danke für Ihren erhellenden "close reading approach", Herr Wendt.
    "Ich hab genau den Stoff, den du brauchst!" - Sehr richtig: Es war genau der Stoff, den das Gute Deutschland brauchte, um seine Halluzinationen von der neuen Buntheit im Lande zu stimulieren. Und alle bedienten sich seiner und schrieben von einander ab -
    schamlos, in völliger Verblödung, die Süddeutsche, die Zeit, die taz, die Rundschau, die Allgemeine, das ZDF ... die ganze deutsche "Qualitätsmedien"-Mischpoke. Diejenigen, die diese Halluzinationen hinterfragten und sie mit der stahlgrauen Wirklichkeit kontrastierten, wurden als dumpfbackenes Pack denunziert.
    Wenn 2 oder 3 Deutsche beginnen zu halluzinieren, dann wird's brenzlig, dann kann man nur noch Stiften gehen (In Abwandlung eines alten Bibelworts). Das ist meine Lehre aus der deutschen Geschichte. Heute lebe ich im Ausland, möglichst weit weg von der kontaminierten Heimat.

  • Man könnte über diesen Eulenspiegel Relotius herzhaft lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
    Es gibt schon den Begriff "relotiussen" für dreiste linksdrallige Fälschungen.

    Wer weiß, wieviele Relotiusse so in den Redaktionen herumsitzen und sich Märchen ausdenken, um dem Medienmainstream zu willen zu sein und unserer Superhumanistin einen schönen Gefallen zu tun!

  • Man kann die Geschichte mit den 1000€ für belanglos aber dämlich halten – die Art und Weise, wie Relotius die alte Dame allerdings propagandistisch missbraucht hat ist schäbig und verlogen. Spontan würde ich sagen: Beruf verfehlt. Es ist jedoch zu befürchten, dass nach einer Karenzzeit eine weitere Karriere dieses Herrn in den Mainstreammedien bevorsteht. Im Vergleich zur „Stern-Kujau“-Affäre stellt sich die Frage: wird es wie seinerzeit für die Illustrierte einen Einbruch der Auflage geben? Und könnte dies angesichts der eh prekären Lage des Magazins an die Substanz gehen? Zu wünschen wäre es ja, obgleich es noch genug Leser gibt, die gerade wegen der politisch korrekten Windbeuteleien einer solchen Postille die Treue halten.

    • "... in der Ferne kreuzen Mississippi-Dampfer"

      Mindestens 600 km sind ja wahrlich als "Ferne" zu betrachten. Da hat doch unser Claasende Reporter ausnahmsweise völlig recht!