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Der Kandidat, die Hetzjagd-Legende und die Schildkröten-Legion

Mit der Bundestagsbewerbung von Hans-Georg Maaßen kommt es zu einer Neuauflage eines grotesken Deutungskampfs: Politiker und Medien verteidigen Glaubenswahrheiten – und bilden dabei eine verpanzerte Kampfgemeinschaft

Dafür, dass in vier Monaten eine Bundestagswahl stattfindet, gibt es bis jetzt erstaunlich wenig Wahlkampf. Das meiste von dem wenigen konzentriert sich auf einen Bundestagswahlkreis, der bis vor wenigen Wochen noch nie eine Rolle gespielt hatte: Wahlkreis 196 in Südthüringen mit dem langen Namen Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen-Sonneberg.

Dort tritt der frühere Präsident des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen für die CDU an. Die Personalie wirkt so, als hätte jemand eine Handvoll Sand in das politische Räderwerk geworfen. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident und Vorsitzende der schleswig-holsteinischen Landes-CDU Daniel Günther rief vor kurzem dazu auf, Maaßen nicht zu wählen. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erklärte Maaßens Kandidatur zum Problem des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet; mehrere Medien meldeten in der vergangen Woche, Maaßen habe „provoziert“. Im Zentrum der Aufregung steht eine Legende, die für viele im politimedialen Betrieb inzwischen den Status einer Glaubenswahrheit besitzt: Die rituelle Wiederholung, es habe im August 2018 in Chemnitz eine Hetzjagd, wahlweise auch Hetzjagden im Plural gegeben – und Maaßen habe dieses Ereignis geleugnet oder „verharmlost“.

„Er hat rassistische Hetzjagden in Chemnitz verharmlost und wurde deswegen zurecht als Chef des Verfassungsschutzes gefeuert. Als CDU-Bundestagskandidat wiederholt Maaßen seine wirren Thesen. Und was macht Armin Laschet? Er schweigt dazu“, twitterte Klingbeil am vergangenen Freitag.
Der Münchner Merkur formte aus dem Generalsekretärs-Tweet die fast gleichlautende Überschrift:

Maaßen hatte in einem von der Neuen Zürcher Zeitung organisierten Streitgespräch zwischen ihm und dem FDP-Politiker Konstantin Kuhle noch einmal festgestellt, das inzwischen berühmte 19-Sekunden-Video aus Chemnitz („Hase, du bleibst hier“) zeige keine Hetzjagd, und es gebe auch keine anderen Belege, dass 2018 eine Hetzjagd in Chemnitz stattgefunden habe. Dem widerspricht Maaßens Kontrahent Kuhle übrigens auch gar nicht.

Auch drei Jahre nach dem Mord an einem jungen Mann in Chemnitz durch zwei Asylbewerber und den folgenden Demonstrationen und Ausschreitungen erzeugt der Satz: „Es gab keine Hetzjagden in Chemnitz“ ein mittleres Beben. Die Hetzjagd-Legende ist eine Chiffre für die – um es vorsichtig zu sagen – schwer gestörte öffentliche Kommunikation in Deutschland. Die Falschbehauptung von Bundeskanzlerin Angela Merkel besitzt heute für eine ganze Reihe von Politikern und Journalisten den Status einer sakralen Verlautbarung. Merkwürdigerweise zerbröselt die Glaubenswahrheit aber sofort, sobald sich doch jemand findet, der sie die antastet. Darum geht es in diesem Text.

Bei seinem Auftritt in der Sendung von Markus Lanz am 12. Mai äußerte sich der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther auch zur Kandidatur Hans-Georg-Maaßens für den Bundestag: und zwar mit einem Appell, den Parteifreund nicht zu wählen. „Es gibt dort andere demokratische Kandidaten“, meinte Günther mit Blick auf den Wahlkreis 196 in Südthüringen. Und: „Vielleicht wird er“ – also Maaßen – „gar nicht gewählt und kommt nicht in den Bundestag. Dann erledigt sich das Problem.“ Normalerweise fällt so etwas unter die Rubrik parteischädigenden Verhalten. Günther lieferte auch eine Begründung: Maaßen habe „seine Regierung falsch informiert“. Dabei meinte Günther offensichtlich die Bundesregierung. Wann und wie genau der frühere Verfassungsschutzpräsident die Bundesregierung in welcher Sache falsch informiert haben soll, sagte Günther in der Sendung nicht. Lanz fragte auch nicht nach.

Das erledigte Publico und TE mit der Bitte an Günther, seinen Vorwurf zu konkretisieren. Eine Antwort gab es von der Kieler Staatskanzlei nicht; nach zwei Telefonaten meinte der Regierungssprecher, es handle sich eher um ein Parteithema, deshalb habe er die Frage an die Landesgeschäftsstelle der CDU Schleswig-Holstein abgegeben. Deren Sprecher Max Schmachtenberg antwortete schließlich, er habe Günther nicht dazu sprechen können, aber: „Ich gehe aber stark davon aus, dass er sich auf den Fall in Chemnitz bezieht. Die Medien hatten ja im September 2018 sehr breit (Die Zeit, Die Welt, Spiegel-Online… ) darüber berichtet, dass Herr Maaßen sich frühzeitig öffentlich dazu geäußert hatte, dass dem Verfassungsschutz keine belastbare Informationen darüber vorliegen würden, dass eine Hetzjagd auf Menschen mit Migrationshintergrund stattgefunden haben und das ein Video dazu im Internet nicht authentisch sei. Ohne dies durch Prüfung seiner Behörde belegen zu können. Später relativierte Maaßen diese Behauptungen dann.“

Mit seinen Ausführungen beantwortet der CDU-Sprecher die Frage nicht, womit Maaßen 2018 die Bundesregierung falsch informiert habe, fügt der Sache aber eine weitere Verdrehung hinzu. Maaßen sagte 2018, als ihn die BILD um eine Einschätzung des 19-Sekunden-Videos aus Chemnitz bat, das die Plattform „Antifa Zeckenbiss“ verbreitet hatte: “Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.” Und: „Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.” Der damalige Verfassungsschutzchef stellte also fest, das Video zeige keine Hetzjagd – was allerdings jeder Betrachter sowieso feststellen konnte – und der von „Antifa Zeckenbiss“ mitgelieferte kurze Text „#Sachsen Menschenjagd in Chemnitz“ sei eine Falschinformation. Das relativierte Maaßen nie, anders als von dem Parteisprecher suggeriert. Seine nur vier Sätze lange Einschätzung gegenüber der BILD hatte Maaßen damals mit dem Bundesinnenministerium von Horst Seehofer abgestimmt. Schon deshalb erledigt sich Günthers Vorwurf, der Verfassungsschutz-Chef habe die Bundesregierung „falsch informiert“. Er erledigt sich auch durch die Ermittlungen zu Chemnitz. Am 31. August 2018 bestätigte die damals ermittlungsführende Generalstaatsanwaltschaft Sachsen auf Anfrage von Publico:

„Nach allem uns vorliegenden Material hat es in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben“, so Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. Daran änderte sich auch nach dem Abschluss der Ermittlungen nichts. Klein bestätigte damals, was vorher schon der Chefredakteur der „Freien Presse“ Torsten Kleditzsch festgestellt hatte, dessen Mitarbeiter am 27. August 2018 das Geschehen in Chemnitz beobachtet hatten, während keine überregionalen Teams unterwegs waren: „Eine ‚Hetzjagd’, in dem Sinne, dass Menschen andere Menschen über längere Zeit und Distanz vor sich hertreiben, haben wir aber nicht beobachtet. Wir kennen auch kein Video, das solch eine Szene dokumentiert.“

Auf die Frage von Publico und TE, worin nun konkret die von Günther behauptete Falschinformation Maaßens bestanden haben sollte, antwortete Parteisprecher Max Schmachtenberg in einem Telefonat, er wolle mit dem Ministerpräsidenten darüber sprechen. Bis jetzt meldete er sich nicht wieder. Schmachtenberg sagte in dem Gespräch, er selbst kenne das „Antifa-Zeckenbiss“-Video gar nicht.
Publico und TE fragte auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil per Mail, welche Hetzjagden genau Maaßen verharmlost habe, wann sie stattgefunden haben sollten, und welche Belege er dafür habe. Der Sprecher des Generalssekretärs sagte am Telefon: „Herr Klingbeil gibt ‚Tichys Einblick’ und Publico keine Stellungnahme.“
Es spielt sich also im Jahr 2021 mehr oder weniger das gleiche ab wie schon 2018: Die Behauptungen der Hetzjagd von Chemnitz schwebt evidenzfrei im Raum. Wer nachfragt, bekommt ausweichende Textbausteine, oder er stößt auf patziges Schweigen.
Nach diesem Muster entstand 2018 die Hetzjagd-Erzählung, also das Narrativ über ein Nicht-Ereignis, das eine Kette von realen Ereignisse nach sich zog.

Am frühen Morgen des 26. August 2018 töten die beiden mit Messern bewaffneten Asylbewerber Alaa S. und (der bis heute flüchtige) Farhad Ahmad den 35jährigen Chemnitzer Daniel Hillig, und verletzen zwei andere Männer schwer. Als die Nachricht im Lauf des Tages die Runde macht, kommt es am Nachmittag zu einer Spontandemonstration von etwa 800 Menschen, zu der auch etwa 50 gewaltbereite Personen aus der rechtsradikalen und Hooligan-Szene gehörten. Von dieser Gruppe wurden mehrere Passanten angepöbelt und bedroht. Auf der anderen Seite sammelten sich auch linke Demonstranten, auch Migrantengruppen. Kurz vor 17 Uhr kam es am Rand des Trauerzuges zu dem, was in Polizeiberichten üblicherweise „Rangelei“ heißt: Zwei Asylbewerber auf Afghanistan rufen einer Gruppe von Demonstranten, so schildert es später Kathrin B. gegenüber TE, „verpisst euch“ zu. Einer von ihnen habe einem der Demonstranten Bier über die Kleidung gekippt. Um 16.52 Uhr beginnt Kathrin B. mit ihrem Mobiltelefon zu filmen; ihre Aufnahme zeigt die Fortsetzung: Einer der Demonstranten rennt einige Meter auf die beiden Asylbewerber zu, schreit „Haut ab!“, „Was wollt ihr, ihr Kanacken?“ und vollführt eine Trittbewegung. Damit trifft er allerdings nur die Luft: die beiden Afghanen sind schon mehrere Meter entfernt. Zu einer Verfolgung kommt es nicht. Noch am frühen Abend gerät das Video aus bisher noch ungeklärten Gründen aus einer vermeintlich geschlossenen Chat-Gruppe zu der bis dahin unbekannten Plattform „Antifa Zeckenbiss“, die das eigentlich unspektakuläre 19-Sekunden-Video mit dem „#Sachsen Menschenjagd in Chemnitz“-Text einen Deutungsrahmen verpasst, der von dem Bewegtbild gar nicht gedeckt war – aber keine vierundzwanzig Stunden später von der Kanzlerin in den Rang einer regierungsamtlichen Erkenntnis erhoben wurde.

Am Montag, 27. August 2018 traten sowohl Regierungssprecher Steffen Seibert als auch Angela Merkel vor die Presse, um die Ereignisse in Chemnitz zu kommentieren. „Was gestern in Chemnitz  zu sehen war und stellenweise auf Video festgehalten wurde“, so Seibert, „das hat in unserem Rechtsstaat keinen Platz. Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens und anderer Herkunft, (…) das nehmen wir nicht hin.“
Merkel erklärte:
„Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab, Zusammenrottungen (…)“

Niemand hatte bis dahin eine Videoaufnahme von einer Hetzjagd gesehen. Aber die Beteuerung nicht nur des Regierungssprechers, sondern der Regierungschefin selbst, „wir“ – also die Regierung – verfüge über entsprechendes Material im Plural („Aufnahmen“, „Hetzjagden“) , musste als hochamtliche Bestätigung wirken. Die Berichterstattungsmaschinerie sprang an, deutschland- europa- und weltweit, und sie rotierte sofort im roten Drehzahlbereich.

Erst auf Nachfrage (unter anderem von Publico) räumt Seibert ein, dass sich seine und Merkels Bewertung ausschließlich auf das verwackelte 19-Sekunden-Video stützte, das „Antifa Zeckenbiss“ im Netz verbreitet hatte – und später auch die Tagesschau. Die Hauptnachrichtensendung der ARD berichte unter der Schlagzeile: „Bundesregierung prangert ‚Hetzjagden’ an.“ Als einziger Beleg in der Sendung diente wiederum nur der Videoschnipsel von „Antifa Zeckenbiss“.

Auch später erklärte die Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage:
„Die der Großen Anfrage zugrunde liegenden politischen Einordnungen der Bundesregierung fußen – wie bereits in der Antwort auf die Kleine Anfrage auf Bundestagsdrucksache 19/4655 dargelegt – auf der Berichterstattung in den Medien… Der Bundesregierung liegen keine über die Presseberichterstattung hinausgehenden Erkenntnisse vor.”
Wenn etwas in der Affäre irreführend und falsch war, dann die Aussagen Seiberts und Merkels. Ihnen lagen zu keinem Zeitpunkt Videoaufnahmen vor, die Hetzjagden in Chemnitz festgehalten hätten.

Auf Anfrage nahm Seibert Anfang September die Formulierung „Hetzjagd“ sogar zurück. Hier noch einmal das damalige Antwortschreiben auf die Anfrage von Publico:

„Sehr geehrter Herr Wendt,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Regierungssprecher Steffen Seibert hat sich am Montag, 27. August 2018, in der Regierungspressekonferenz zu den Ereignissen in Chemnitz geäußert und die Vorfälle des Vortags politisch eingeordnet. 
Zu diesem Zeitpunkt existierten in den sozialen Medien bereits vielfach verbreitete Schilderungen der Geschehnisse, darunter auch eine Videoaufnahme, die zeigt, wie Demonstranten in aufgeladener Stimmung Migranten mit Sätzen wie „Haut ab!“, „Was wollt ihr, ihr Kanaken“ und „Ihr seid nicht willkommen“ nachsetzen und diese in die Flucht jagen.
Auch die „Freie Presse Chemnitz“ berichtete darüber, dass es aus der Demonstration heraus Angriffe auf „Migranten, Linke und Polizisten“ gegeben habe. 
Die Einordnung der Ereignisse von Chemnitz war schließlich am Montag, 3. September 2018, ein weiteres Mal Thema in der Regierungspressekonferenz. Regierungssprecher Steffen Seibert hat auf die Frage eines Journalisten wie folgt geantwortet:
„Ich werde hier keine semantische Debatte über ein Wort führen. Wenn die Generalstaatsanwaltschaft das sagt, dann nehme ich das natürlich zur Kenntnis. Es bleibt aber dabei, dass Filmaufnahmen zeigen, wie Menschen ausländischer Herkunft nachgesetzt wurde und wie sie bedroht wurden. Es bleibt dabei, dass Polizisten und Journalisten bedroht, zum Teil auch angegriffen wurden. Es bleibt dabei, dass es Äußerungen gab, die bedrohlich waren, nah am Aufruf zur Selbstjustiz. Also da gibt es aus meiner Sicht auch nichts kleinzureden.“
Quelle: „ein Regierungssprecher“ (ohne Namensnennung)“

Aufgeladene Stimmung, nachsetzen, bedrohen, bedrohliche Äußerungen – das kommt allerdings auf vielen Demonstrationen vor – zuletzt etwa bei antiisraelischen Aufmärschen in ganz Europa. Wer sich auf die eigentlichen Aussagen konzentriert, der kann zwischen der oben zitierten Regierungssprecher-Aussage und Maaßens Bewertung des Videos gar keinen wesentlichen Unterschied entdecken.
Dafür, dass Maaßens Bewertung trotzdem derart skandalisiert wurde, dass sie zur Entlassung des Verfassungsschutzpräsidenten führte, gab es mehrere Gründe. Für einige maßgebliche Politiker in der SPD stellte Hans-Georg Maaßen auch vor Chemnitz ein Feindbild dar: Er hatte in seiner Amtszeit nicht nur das Verbot der rechtsextremen „Old School Society“ durchgesetzt, sondern auch Material für ein Verbotsverfahren der linksextremen „Roten Hilfe“ sammeln lassen, einer Organisation, der der damalige Juso-Vorsitzende und heutige SPD-Vize Kevin Kühnert bis heute nahesteht.

Kühnert war es damals, der die SPD ganz wesentlich dazu antrieb, die Ablösung von Maaßen zur Koalitionsfrage zu machen. Aber das allein hätte nicht genügt. Um die zentralen Begriffe ‚Chemnitz’ und ‚Hetzjagden’ war im September 2018 ein ganz großes Bündnis von Politikern bis zum Bundespräsidenten und Medien entstanden, das eine absolute Deutungshoheit beanspruchte. Ursprünglich ging es Akteuren wie „Antifa Zeckenbiss“ und auch Merkel darum, den Fokus von dem Messermord in Chemnitz und damit der Migrationspolitik wegzuziehen. Was ihnen ja auch gelang. „Heute ist ‚Chemnitz’ ein Symbolwort für die rechtsextreme Gefahr in Deutschland, ähnlich wie ‚Rostock’, ‚Hoyerswerda’, ‚Solingen’“, schreibt beispielsweise der Tagesspiegel.

Der Messerangriff von Asylbewerbern, einer davon tödlich, zwei mit schweren Verletzungen, kommt bestenfalls noch am Rand vor. Aus dem Video, dem Signalwort ‚Hetzjagden auf Ausländer’ und den tausendfach gezeigten Bildern von Hitlergrüßern aus Chemnitz (bei denen es sich um nicht mehr als ein Dutzend handelte) entstand eine politisch-mediale Schlachtordnung, die an eine Testudo– oder Schildkrötenformation römischer Soldaten erinnert: Ein Marschblock verwandelt sich durch eine Wand aus Schildern in einen Panzer auf Beinen. Diese Formation verdankt ihre Stärke dem Zusammenrücken auf engstem Raum. Wer die Medienberichterstattung über Chemnitz 2018 noch einmal betrachtet, der sieht: es ging schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt nicht mehr um die Frage, was eigentlich in diesen August- und Septembertagen in der Stadt passierte. Sondern ausschließlich um die Errichtung eines sogenannten Narrativs, also einer Deutungsmachtfrage. Und jemand, der dieser Deutung nicht folgte, erst recht, wenn es sich um den Chef des Inlandsgeheimdienstes handelte, legte sich automatisch mit einer eng untergehakten und verpanzerten Legion an.

Die ARD-Tagesschau und deren Faktenfinder unter Patrick Gensing gab den Ton vor, dem damals viele folgten: Sie behaupteten dreist, Maaßen habe das Video als Fälschung bezeichnet.

Sie verbreiteten also eine Falschinformation mit der Behauptung, jemand anderes verbreite eine Falschinformation. Diese Desinformation mit doppelter Drehung zog sich und zieht sich bis heute durch den gesamten Chemnitz-Komplex. Die Plattformen T-Online und Watson etwa behaupteten damals, als die Bilder eines Hitlergrüßers von Chemnitz mit der Tätowierung „RAF“ auf der Hand auftauchten, es handle sich um eine Fälschung; das Kürzel der linksextremistischen Terrorgruppe habe jemand in die Aufnahmen manipuliert. Später (der Hitlergrüßer, ein Alkoholiker aus dem eher linken Milieu stand später samt seiner Tätowierung vor Gericht), mussten T-Online und Watson einräumen, dass ihr Fälschungsvorwurf falsch war.

Exakt dieses Muster setzt sich heute mit der Rückkehr Maaßens in die Politik fort: Daniel Günther behauptet, der Verfassungsschutzschutz-Chef habe die Regierung seinerzeit falsch informiert – und verbreitet damit eine echte Falschinformation. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil wirft Maaßen vor, „Hetzjagden“ verharmlost zu haben, die es nicht gab, und verweigert auf Nachfrage jeder Beleg – weil er über keine Belege verfügt. Medien empören sich darüber, dass Maaßen wieder provoziert und ein Ereignis leugnet, das es nicht gab. Die schönste Überschrift dazu gelang der Frankfurter Rundschau:
„Hans-Georg Maaßen glaubt immer noch nicht an die Hetzjagd in Chemnitz“

In ihr verdichtet sich genau das, worum es geht: um Glauben, um eine sakrale Frage. Folglich begeht jeder, der sie berührt, ein Sakrileg.
Eine Testudo-Formation bildeten große Teile von Politik und Medien schon nach der Migrationsentscheidung Merkels von 2015. In dem Chemnitz-Komplex rückten sie noch einmal enger zusammen.
Sehr oft dürfte es nicht passieren, dass eine Regierungschefin ein von einer linksradikalen Gruppe kommentiertes in Umlauf gebrachtes Sekundenfilmchen in den Rang einer staatlichen Wahrheit erhebt, und Medien wiederum reihenweise ihre Behauptung völlig kritiklos übernehmen. Aber genau das schweißt eben auch zusammen. Für die Situation der Medien ist es bezeichnend, dass nur Publico bei der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen nachfragte (die Bild zitierte dann immerhin Publico), und nur TE die Frau fand und mit ihr sprach, die damals das kurze Handyvideo in Chemnitz drehte. Wie schon erwähnt fand das Streitgespräch zwischen Kuhle und Maaßen in der NZZ statt. Ein deutsches Medium kam nicht auf die Idee.

Die politisch-mediale Schildkrötenformation, die sich permanent im Glaubenskrieg sieht, rückte in Corona-Zeiten noch etwas dichter zusammen: Ganz aktuell und beispielhaft bei der Debatte, ob das Corona-Virus aus der Natur oder einem Labor stammt. Auch hier dreht sich die Debatte zu neunzig Prozent darum, wem welche These nützen und wem schaden könnte, ob die Laborthese die Falschen bestätigt, und in welches politische Lager sich die Protagonisten jeweils einsortieren lassen.

Auch hier bemühte sich übrigens die Redaktion eines öffentlich-rechtlichen Senders in vorderster Front, eine parareligiöse Glaubenswahrheit zu errichten, und auch hier marschierten die meisten Medien im Gleichschritt – was sie jetzt zu einer mühsamen, uneleganten Halbwende zwingt.

Immer häufiger findet sich in den Medien der Begriff „Leugner“, der eigentlich aus der religiösen Sphäre stammt. So verstehen sich mittlerweile viele Medienmitarbeiter zusammen mit untergehakten Generalsekretären und sonstigen politischen Amtsträgern: als Hüter von Glaubenswahrheiten und Kämpfer gegen Häretiker. Den Einzug Maaßens in den Bundestag würden sie nicht einfach als Entscheidung der Wähler im Wahlkreis 196 begreifen, sondern als ihre persönliche Niederlage: Als würde ein Ketzer auf der Kirchenbank Platz nehmen.

Die Schildkrötenformation lässt sich übrigens auch anders sehen, nämlich von außen: Ein einziger bisher amtsloser Politiker tritt in einem unspektakulären Wahlkreis an. Und ein ganzes politisch-mediales Establishment duckt sich bis zu den Haarwurzeln hinter einen Schilderwall.

 

 

 


Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

 


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56 Kommentare
  • Materonow
    28. Mai, 2021

    Bin mal gespannt, wie Maaßen bei der Wahl abschneiden wird.
    Ich traue ihm ein respektables Ergebnis zu.

  • Helene
    28. Mai, 2021

    Sie haben es im Text auch erwähnt, und seit den “Hetzjagden” bringt es mich auf die Palme: Niemand spricht von dem ermordeten Deutschen. Ja, ich habe sogar gemerkt, daß ich trotz meiner Empörung seinen Namen vergessen habe. Wäre er schwarz gewesen, stünde heute womöglich ein Denkmal für ihn in Chemnitz – noch versehen mit dem Hinweis, daß er Opfer einer zutiefst menschenverachtenden Straftat geworden sei.
    Ist der (syrische, afghanische, libanesische, marokkanische?) Täter eigentlich verurteilt worden?

    • Eichelhäher
      22. Januar, 2024

      Ironischerweise war das Opfer in der Tat Mulatte, aber dieser Umstand wurde nur genutzt, um ihn zusätzlich noch zum Opfer von Naziinstrumentalisierung zu stilisieren.
      Weil in der engen Vorstellungswelt des Gutmenschen niemand, der Massenmigration und Ausländerkriminalität kritisiert, wirklich Anteil am Tod des in Deutschland geborenen Sohns einer Deutschen und eines Ausländers nehmen kann.

  • Bernd Zeller
    28. Mai, 2021

    „Herr Klingbeil gibt ‚Tichys Einblick’ und Publico keine Stellungnahme.“ Damit ist alles über Lars Klingbeil gesagt.

  • Nordlicht
    28. Mai, 2021

    Leider hat sich “mein” Ministerpräsident Günther ohne Not mehrfach zum Büttel der Kanzlerin gemacht. Er hat damit das Vertrauenspotential, dass ein CDU-Politiker traditonell in Schleswig-Holstein hat, verspielt.

    Einen CDU-MP, der die SPD in Bezug auf modische Fortschrittstorheiten noch übertreffen will, braucht es nicht. Und sich so unnötig für die Weltsicht der abgehalfterten Kanzlerin einzusetzen, ist einfach unklug.

    Hätte er in der causa Maaßen/Chemnitz nur geschwiegen. Immer dieses streberhafte!

  • Armin Scheurer
    28. Mai, 2021

    Danke Herr Wendt für diesen Kommentar!
    Dieses Thema ist ein gutes Beispiel für die Niederträchtigkeit, Verlogenheit und Machtgier der politisch einflussreichen in unserem Land und ihrer Büttel in Staatsfunk und Mainstreammedien. Allen voran gilt das für Merkel, der ich etwas wünsche, was ich hier verschweige.
    Eine gewisse Beruhigung sind für mich immer wieder Ihre lesenswerten Beiträge, die gut recherchiert und verständlich sind, den Nagel auf den Kopf treffen und auch innerhalb der altenativen Medien herausragend sind.

    Viele Grüße
    Armin Scheurer

    P.S.: eine kleine Spende geht heute raus.

  • RalfB
    28. Mai, 2021

    wäre die Frankfurter Rundschau nicht ein Abmahnfall für die Landesmedienanstalten? Die schreiben doch gerne an die freie Presse Briefe mit dem inhalt “Sie haben möglicherweise gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen”. Genau diesen Satz müssten die jetzt an die Frankfurter Rundschau / Thorwarth senden, allerdings ohne das Wörtchen “möglicherweise”. Das alles noch schön garniert mit einer kostenpflichtigen “Unterlassungsforderung”.

    Die Regierungsmedien (dazu gehört der sogenannte ÖRR und die Zeitungen / Magaziene, die dank Mutti aus dem Steuerzahlersäckel subventioniert werden), können gar nicht die Wahrheit schreiben, denn Merkel, Seibert und der Rest haben sich nie bei den Chemnitzern und Gebührenzahlern für die unverschämt dreiste Lüge der “Hetzjagden” entschuldigt. Dessen Brot ich ess, dessen Lied ich pfeif.

    Eigentlich sollten alle Zeitungen / Magazine, die vom Staat subventioniert werden, auf der ersten Seite groß und deutlich folgenden Satz abdrucken müssen: “Diese Zeitung wird ganz oder teilweise durch die Regierung der BRD finanziert” Genau das sieht man, wenn man ein YT-Video von RT-deutsch schaut (da natürlich steht an Stelle BRD Russland).

    Wir zahlen für die freie Presse entweder durch Spende oder ABO, damit wir unabhänig, unparteiisch informiert werden. Diese Aufgabe hat eigentlich der von uns zwangsfinazierte ÖRR. Er erfüllt sie nur nicht, er streut Desinformationen unter das (Wahl)volk. Problem: Viel zu viele glauben denen noch.

  • A. Iehsenhain
    28. Mai, 2021

    Spontan fiel mir zu der Chemnitz-Affäre das bereits im Rahmen des “Buhrow-Sparsafari”-Artikels erwähnte Zitat von Bernd Zeller ein: „Wer von den Bildern gehört hat, wird sie nicht vergessen.“ Das bildet eigentlich ganz gut das Halbwissen und Unwissen der unbefugten Ankläger ab, die Herrn Maaßen zerstören wollen. Der Fall Daniel Günther erinnert mich ironischer Weise an eine ähnliche Wahlempfehlung des damaligen SPD-Politikers Wolfgang Clement, der 2008 von Andrea Ypsilanti als hessischer Ministerpärsidentin abriet. Im Gegensatz zu Herrn Günther war Clements Prognose aber gerechtfertigt – Ypsilanti gehörte zu den frühen EEG-Phantasten und schickte sich an, mit Unterstützung der Linken eine rot-grüne Minderheitsregierung in Hessen zu bilden, obwohl sie zuvor eine Zusammenarbeit mit den SED-Erben kategorisch ausgeschlossen hatte. Ypsilanti trat (nach vielfachen Protesten aus den eigenen Reihen) als Spitzenkandidatin zurück und die SPD scheiterte bei der anschließenden hessischen Neuwahl 2009 kläglich. MP Günthers Argumente sind kurz und knapp zusammengefasst: Null! Und auch seine Mitarbeiter scheitern allem Anschein nach daran, noch schnell etwas zurechtzulügen und schweigen letztendlich lieber. Der aktuelle Artikel, Herr Wendt – ich kann mich nur wieder vor Ihnen verneigen! Die großen aber auch kleinen Zusammenhänge, beispielsweise bei der unsäglichen Personalie Kevin Kühnert, werfen ein (zumindest für mich) weiteres neues Licht auf den gegenwärtigen Politikbetrieb. Innerhalb letzterem ist jemand wie Lars Klingbeil nur die rosa Abluft einer sterbenden, ehemals großen Volkspartei, wohingegen Hans-Georg Maaßen der CDU einen letzten Rest an gesunder Substanz zurückgeben könnte, die diese zum Überleben nach der zu langen, verheerenden Merkel-Ära benötigt.

  • Andreas Rochow
    28. Mai, 2021

    Danke für die Dokumentation und Ihre unermüdliche Bemühung, das “amtliche” Narrativ der Chemnitzer Hetzjagden als widerlegt in Erinnerung zu rufen! Der saubere Journalismus hat sich ohne Not
    mehrheitlich von linksgrünen Aktivisten und Bügerkriegshetzern deformieren lassen. Gegen Wirklichkeit und Wahrheit führen sie einen Propaganda- und Desinformationskrieg und werden dafür von Genossin Dr. Giffey und dem globalistischen Playboy Bill Gates reich belohnt. Danach werden sie als nützliche Idioten des Great Reset, der Großen Transformation von den Superoligarchen der “Open Society”‘ entsorgt. Denn ist die große Weltrevolution demnächst vollendet, die Demokratie und die Nationalkulturen zerstört, gibt es die Befehle direkt vom Obersten Oligarchenrat. Es kann nur noch eine disruptive Konfliktlösung geben. Wahrheits- und heimatliebende Bürger haben schon verloren.

  • Klauspeter
    28. Mai, 2021

    Es ist die Feigheit vor der Wahrheit, die die Hetzjagd-Propagandisten hindert, ihre Fehleinschätzung einzugestehen. Das lässt auf einen zweifelhaften Charakter schließen und kann nur zu einem Schluss führen: wir werden von Lügnern regiert und informiert. Deutschland hat sich abgeschafft

  • Grand Nix
    28. Mai, 2021

    Damals schrieb ich diese Zeilen:

    Grand Nix
    2. September, 2018

    Die agierende Einheitsfront der Staats-Medien und der Merkel-Regierung haben im Fall Chemnitz völlig überzogen und die Bodenhaftung verloren. Ihre schäbige Lücken- und Lügenpropaganda war so offensichtlich, dass es selbst für politische Schlafschafe, die ewig Gestrigen, und “Die Wohlgesinnten” eine miese Nummer zu dick war.
    Jeder einigermaßen vernunftbegabte Bürger konnte/musste recht bald deutlich erkennen, in der Causa Chemnitz wird und wurde mit gezinkten Karten gespielt. Der Rechtsstaat, vermutlich aus Gründen der schwindenden Macht, erschüttert und gefährdet, das empörte und spontan demonstrierende Volk herabgewürdigt und gegeneinander aufgehetzt, das ausgeübte Recht auf friedliche Demonstration als “Zusammenrottung” klassifiziert, die neue politische Opposition grundlos diffamiert, die Menschen dieser Welt vorsätzlich zum schweren Nachteil der Bundesrepublik Deutschland und dessen friedliebenden Bürger belogen.

    Ja, die Staats-Medien und die Merkel-Regierung, (nebst Grüne, Linke, Antifa, Kirchen und Gewerkschaften, als verbale Brandbeschleuniger und unredliche Helfershelfer dieser taumelnden Regierung) haben das deutsche Volk, die Europäer und die ganze Welt vorsätzlich belogen, beziehungsweise durch ihre Politik der Desinformation und Diffamierung mit maßgeblich dazu beigetragen, dieses offensichtliche Lügenkonstrukt (welches von den linken Zecken(bissen) der sogenannten Antifa ausgeheckt wurde), ungeprüft und unkritisch zu stützen, zu decken und zu verbreiten.

    All das wird sich schon sehr bald von redlichen Journalisten beweisen lassen, Wort für Wort, Strich für Strich, Punkt für Punkt, Bild für Bild, da bin ich mir sicher. Der Anfang dazu wurde hier bei Publico gemacht. Man kann sich dafür gar nicht oft genug bedanken bei Ihnen, Herr Wendt.

    Doch wird dieser beispiellose ungeheuerliche Vorgang (durch Politik und Medien) für die Verantwortlichen genauso gravierende Konsequenzen haben, wie im aktuellen Fall für den Wistleblower Daniel Z.? Ich hoffe es, habe aber erhebliche Zweifel. Zweifel deshalb, weil es einen gut funktionierenden Rechtsstaat mit Gewaltenteilung voraussetzt, den ich leider so in diesem Lande, nicht nur unter dieser Regierung, schon lange nicht mehr erkennen kann. Welcher mündige Bürger will schon auf Dauer von einer verhärteten Parteien-Diktatur, mit fragwürdigem Bimbes und rechtswidrigem Bashing, mit fragwürdiger Finanz- und Migrationspolitik, auf allen medialen Kanälen kunterbunt tagaus tagein – bis ins Unerträgliche – belogen werden?
    Es reicht! Es reicht schon lange!
    Neue Köpfe, neue Ideen, eine neue Politik,
    eine neue Medienlandschaft braucht dieses Land.
    Dringend!

    https://www.publicomag.com/2018/09/sachsens-generalstaatsanwaltschaft-widerspricht-merkel/

    https://www.publicomag.com/2018/09/betr-chemnitz/

    Grand Nix

  • pantau
    28. Mai, 2021

    In einem funktionierenden Rechtsstaat hätte es bereits 2018 wegen der Falschaussage von Merkel, es gebe Beweise für eine Hetzjagd, einen Untersuchungsausschuss gegen sie gegeben. Und nur in einem Unrechtsstaat, der obendrein das Orwell´sche Zwiedenken erfolgreich und routiniert praktiziert, konnte derjenige, der die Merkel´sche Falschaussage als unbelegte Behauptung zurückgewiesen hat, dafür aus dem Amt geworfen werden.

  • R. Borger
    28. Mai, 2021

    Diejenigen, die den Begriff “Fakenews” erfanden und politisch nutzen, sind selbst große Lügner. Die Lügner beanspruchen jetzt auch noch, über die Wahrheit zu verfügen.

  • Dr. Henning Keller
    28. Mai, 2021

    Der Artikel ist nach meiner Einschätzung nur halb richtig, weil schon die Äußerung Maaßens, die der Artikel verteidigt, nur zur Hälfte richtig war. Vom Sumpf der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung möchte ich gar nicht sprechen. Natürlich zeigt das Video keine Hetzjagd geschweige denn “Hetzjagden”. Aber leider hat Maaßen ja etwas anderes gesagt, nämlich: “Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.”
    Diese Äußerung ist unsinnig, schon weil sie suggeriert, die Beweislast liege bei dem, der ein Video für authentisch hält, und nicht umgekehrt. Das wäre so, als müsste ich, wenn ich Filme, wie man einem Juden die Kippa vom Kopf schlägt, zunächst beweisen, dass das Video authentisch ist: Zweitens: Was soll “authentisch” hier eigentlich meinen, wenn nicht “gefälscht”? Soll es meinen: es ist aus dem Kontext gerissen? Oder: es unterstützt nicht die Interpretation der Antifa? Dann hätte er das genau so sagen müssen. Wenn wir über eine Person sagen, sie sei “authentisch”, meinen wir: sie ist “echt”, unverstellt, natürlich usw. Die Authentizität von Videos stellen wir eigentlich prinzipiell nicht in Frage, dafür gibt es andere Begriffe. Tut man es aber doch, streut man Zweifel an der Echtheit des Videos. Sonst müsste man sagen: die Interpretation des Clips ist falsch und manipulativ.
    Genauso unsinnig ist die Formulierung “angeblicher Vorfall”. Der Vorfall hat sich ja nicht “angeblich” zugetragen, sondern tatsächlich. Das Video zeigt nur einfach keine Hertzjagd, sondern das Ergebnis einer Rangelei.
    Also, bei allem Respekt, Herr Wendt, Ihnen ist das alles doch vollkommen klar und Sie stellen sich hier ein bisschen doof. Dass Sie gar nicht doof sind, zeigt sich allerdings daran, wie Sie Maaßens Worte paraphrasieren, wobei Sie den problematischen Teil unterschlagen: “Der damalige Verfassungsschutzchef stellte also fest, das Video zeige keine Hetzjagd.” Hätte er’s so gesagt, hätten Sie ganz recht.

    • oldman
      28. Mai, 2021

      ” “Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.” Diese Äußerung ist unsinnig…”
      Maaßen wollte nach meiner unmaßgeblichen Meinung damit sagen, dass es sich nicht um ein beweiskräftiges Originalvideo, sondern ein redigiertes, somit durch Weglassen verfälschtes handelte. Was daran unsinnig ist, erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht sind Sie ja Jurist, würde manches erklären. Ich sage nur mal Thoma.

    • ToNo
      29. Mai, 2021

      Mir ging es damals ähnlich – ich fand Maaßens typisch beamtendeutschen Satz unglücklich, weil er zwar vermutlich juristisch korrekt, aber missverständlich ist. So war es leicht, ihn so aufzufassen, dass jemand den “Vorfall” nachgespielt, gestellt haben soll. Und das ist natürlich abwegig. Maaßen, den ich für herausragend fähig halte, hätte klarer und einfach nur auf gut deutsch sagen sollen, dass das Video keine Hetzjagd zeigt und für ideologische Propaganda missbraucht wird.
      Dass die herrschende Politik, dahinterstehende Medien und weitere Akteure gegen oppositionelle Kräfte auch unfair bis totalitär vorgehen, ist ja nun schon länger offensichtlich. Dagegen hilft kein Jammern und kein Aufruf zur Vernunft. Der Kulturkampf für das Recht auf Opposition und demokratischen Machtwechsel muss aufrecht, mit klaren Worten und Bekenntnis zu Freiheit und Rechtsstaat geführt werden. Maaßen ist dazu in der Lage, das hat er in den letzten Monaten wieder gezeigt. Nur hat er sich dafür eine denkbar ungeeignete Partei ausgesucht.

    • Stephan Fleischhauer
      29. Mai, 2021

      Das wundert mich auch an der gesamten Diskussion. Man kann Maaßen nicht viel vorwerfen, aber man hätte ihn darauf festnageln können, was er mit dem Wort “authentisch” meint. Das hätte er dann erklären können, aber man hat es unterlassen nachzuhaken.

      • Jens Richter
        29. Mai, 2021

        Ich schließe mich dieser (semantischen) Kritik an. Was Maaßen gesagt hat, jedenfalls ließe es sich so auslegen, war, dass zwar eine Hetzjagd stattgefunden habe, nur sei die Authentizät (die Echtheit) des Videos zweifelhaft. Richtig wäre natürlich die Feststellung gewesen, das Video zeige keine Hetzjagd, die Überschrift sei irreführend.

    • Grand Nix
      29. Mai, 2021

      Mir ist nicht ganz klar, Herr Dr. Keller, was Sie mit diesem Kommentar eigentlich sagen/bezwecken wollen. Was genau ist denn, wie sie hier etwas umständlich ausführen, an der „Äußerung Maaßens“ zur Hälfte richtig oder gar „unsinnig“?
      Jedem vernünftig denkenden Zuschauer/Zuhörer war doch schon nur durch das Anschauen des Videos klar, was Herr Maaßen zu jenem Zeitpunkt, als dieser lächerliche Videoschnipsel von Antifa-Zeckenbiss die Runde machte, zum Ausdruck bringen wollte. Nämlich, dass das Video keine Hetzjagd, schon gar nicht Hetzjagden (Plural) zeigt, wie Merkel und Seibert unrichtig behaupteten. Ihnen etwa nicht?

      Was Sie hier – eher schlecht als recht – mit einem sehr fragwürdigen Vergleich zu kritisieren versuchen „wie man einem Juden die Kippa vom Kopf schlägt“, ist weder hilfreich noch gut durchdacht, geschweige denn, trägt es zur Aufklärung des unerhörten Skandals seitens der Mainstream-Medien und der Bundesregierung bei. Bei Ihrem recht mäßigen Kommentar, habe ich eher den Eindruck, dass Sie, durch Wortklauberei an anderer Stelle, sowie unangemessener Pöbelei gegenüber dem Verfasser des Artikels „Sie stellen sich hier ein bisschen doof“ einem Nebenschauplatz aufmachen wollen, um vom eigentlichen Skandal (unwahre und anmaßende Behauptungen, seitens Frau Merkel und Herrn Seibert) abzulenken. Dass Sie diese Unsinnigkeiten und Falschaussagen der Medien, der Kanzlerin und ihres Pressesprechers, die ja um die ganze Welt gingen, Deutschland und seinen Bürgern schadete, und sich bis heute hartnäckig halten, hier nicht angemessen thematisieren und scharf angehen/analysieren, spricht für sich.
      Übrigens, ein Herr Dr. Henning Keller sollte schon ein wenig mehr auf seine Wortwahl achten, besonders, wenn er genau damit hier zu punkten versucht. Es heißt immer noch korrekt
      Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, und nicht wie Sie hier laienhaft schwätzen, „Verfassungsschutzchef“, gell?

      Schönes Wochenende

      Grand Nix

      • Dr. Henning Keller
        29. Mai, 2021

        Hallo Herr Sowieso (Grand Nix?),

        gerne lese ich den Sermon, den Sie mir servieren, noch einmal mit Ihnen gemeinsam.
        „Mir ist nicht ganz klar, Herr Dr. Keller, was Sie mit diesem Kommentar eigentlich sagen wollen.“ Ihnen persönlich gar nichts, und was ich zu sagen hatte, steht oben. „Was genau ist denn, wie sie hier etwas umständlich ausführen, an der „Äußerung Maaßens“ zur Hälfte richtig oder gar „unsinnig“?“ Steht oben.
        „Jedem vernünftig denkenden Zuschauer/Zuhörer…“ – pardon, wer solche rhetorischen Figuren nötig hat, ist entweder ein Politiker oder ein Demagoge anderer Couleur.
        „Was Herr Maaßen … zum Ausdruck bringen wollte“? Weiß ich nicht, jedenfalls nicht mit Sicherheit, ich lese keinen Gedanken, bin aber fähig zu beurteilen, was da steht. „Ihnen etwa nicht?“ Siehe oben.
        Im Übrigen weise ich selbst darauf hin, dass das Video keine Hetzjagd zeigt.
        »Eher schlecht als recht“: Ihr Empfinden tut hier nichts zur Sache, weil sie ihre Meinung nicht begründen. „Weder hilfreich noch gut durchdacht, geschweige denn, trägt es zur Aufklärung bei“. Wieder keine Begründung, sondern laaaaangweiliges Behaupten. Warum nicht hilfreich? Warum nicht durchdacht? Warum trägt die Analogie nicht zur Aufklärung bei? Ich wollte ein simples Beispiel wählen, damit auch ein Grand Nix es versteht. „Recht mäßiger Kommentar”? Hahaha (das sagt der Richtige). „Unangemessene Pöbelei“? Meinen Sie die Formulierung „ein bisschen doof stellen?“ Ach Gottchen, der von mir geschätzte Herr Wendt kann das ab. Sie etwa nicht?
        „Bei Ihrem recht mäßigen Kommentar, [Kommafehler, Herr Lehrer] habe ich eher den Eindruck…“ Was interessiert mich ihr Eindruck, zumal er auf psychologischen Unterstellungen gründet? „Durch Wortklauberei an anderer Stelle, [Kommafehler] sowie unangemessener [hier ist ein r zu viel: unangemessene] Pöbelei gegenüber dem Verfasser … einem Nebenschauplatz [Akkusativ: einen Nebenschauplatz] aufmachen“… Dann: „Dass Sie diese Unsinnigkeiten und Falschaussagen der Medien … hier nicht angemessen thematisieren und scharf angehen/analysieren“ – habe ich nichts Besseres zu tun? Doch. Daher schreibe ich oben: „Vom Sumpf der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung möchte ich gar nicht sprechen.“ Was wollen Sie eigentlich von mir, sie großnixende Labertasche?
        „Ein Herr Dr. Henning Keller“: Haben Sie ein Problem mit meinem Namen? Hätten Sie auch gerne promoviert? Komplexe? Wenn ich mich als Grand Nix nennen würde, wäre ich aber mal gaaaanz ruhig. Und was soll das Geschwätz über meine „Wortwahl“, mit der ich „punkten“ möchte? Sind Sie ein außengeleiteter Charakter? Ich nicht. Nicht von sich auf andere schließen – dann klingen Sie vielleicht schon freundlicher.

        Mit ebensolchen Grüßen,
        Dr. Keller

        • Grand Nix
          30. Mai, 2021

          Ich habe Ihnen einen großen Spiegel vorgehalten, Herr Dr. Keller.

          Sie, Herr Dr. Henning Keller, waren nicht nur klug, oder wie Sie gern zu sagen pflegen, „doof“ genug, hineinzuschauen, sondern auch “weise” genug, reinzuquatschen.

          Das Ergebnis kann nun jeder – “steht oben” – in Ruhe nachlesen.

          Mission Accomplished!

          Ihr Grand Nix

        • Anna
          30. Mai, 2021

          @ Dr. Henning Keller
          Was sind Sie nur für ein erbärmlicher Clown, Herr Dr. Keller. Da tritt Ihnen jemand auf den Schlips, nachdem sie hier mit „doof“ und „unsinnig“ laborieren.
          Wie reagieren Sie?
          Oberlehrerhaft dünnhäutig und geschmacklos.

          Schämen Sie sich, Sie ungehobelter Klotz.

          MfG

          Anna

          • Dr. Henning Keller
            30. Mai, 2021

            Mir war nicht bewusst, dass man es für eine Beleidigung halten könnte, einen Teil von Maaßens Aussage als “unsinnig” zu bezeichnen. Interessant ist auch, dass Sie die Formulierung “doof stellen” monieren, mich aber im Gegenzug als “erbärmlichen Clown” titulieren. Sie erinnern mich an woke Kinder in sozialen Netzwerken, die sich ebenso auf vermeintlich böse Worte stürzen, nur um dann – es geht ja jetzt gegen die Bösen – völlig vom Leder zu ziehen und der Welt zu offenbaren, dass ihnen jedes Gespür für Kommunikation abgeht. Vielleicht können Sie, Anna, darum auch so wenig mit meiner ursprünglichen Kritik anfangen bzw. gehen auf diese nicht ein, denn auch dafür bräuchte man jenes Gespür.
            Zu Grand Nix: auf einen groben Kolben gehört ein grober Klotz. Der Herr, dessen Name hier nicht genannt werden mag, schrieb zuvor, ich schreibe “etwas umständlich”, “eher schlecht als recht”, “recht mäßig” und würde “laienhaft schwätzen”. Wer andere grundlos abwertet, noch dazu bemüht lässig, hat es offenbar nötig. Daher auch der nicht zufällige Verweis auf den Spiegel: Mit dem hat unsere narzisstisch unterversorgte (?) Großnixe offenbar ein Problem, unter welchem Namen sie ihre Unterstellungen auch immer in die Welt setzt.

        • Anna
          30. Mai, 2021

          @ Dr. Keller
          „Jedem vernünftig denkenden Zuschauer/Zuhörer…“ – pardon, wer solche rhetorischen Figuren nötig hat, ist entweder ein Politiker oder ein Demagoge anderer Couleur.

          „Nur der objektiv, vernünftig denkende Mensch ist das Maß der Dinge.“
          Sagte der größte “Demagoge” aller Zeiten. Sein Name – Sokrates.

          MfG

          Anna

          • Grand Nix
            30. Mai, 2021

            Danke, liebe Anna.

            Mein Name “Grand Nix”, ist übrigens auf den alten Haudegen Sokrates zurückzuführen. Kein Witz. Ich wurde schon hin und wieder danach gefragt. Sein berühmter Satz (Ich weiß, dass ich nichts weiß), ist Ihnen vermutlich auch bekannt. Sich, in Anlehnung an sein unermüdliches Nachhaken und Nachfragen, “Grand Nix” zu nennen, lag da nahe.

            Aber auch die Redewendung (vernünftig denkender Dritter, vernünftig denkender Mensch) im hier von Ihnen zitierten Satz, hat es in sich. Juristen hierzulande verwenden diese Redewendung gelegentlich. Könnte/sollte man eigentlich wissen, oder auch nicht.

            Hoffentlich muss ich nicht irgendwann in einem dunklen “Keller” meine letzten Tage fristen- und den berühmten Schierlingsbecher schlürfen.

            Wenn doch, gebe ich Ihnen bescheid. Zwinker!

            Nochmals vielen Dank, für Ihre engagierte Wortmeldung. Die ging runter wie Öl.

            Liebe Grüße

            Grand Nix

          • Dr. Henning Keller
            30. Mai, 2021

            Ja – Sokrates beherrschte als 1. den Trick, im Namen jedes !objektiv, vernünftig denkenden” Menschen das Wort zu ergreifen, was Nietzsche wie folgt kommentierte:
            “Die Vernünftigkeit wurde damals erraten als Retterin; es stand weder Sokrates noch seinen »Kranken« frei, vernünftig zu sein – es war de rigueur, es war ihr letztes Mittel. Der Fanatismus, mit dem sich das ganze griechische Nachdenken auf die Vernünftigkeit wirft, verrät eine Notlage: man war in Gefahr, man hatte nur eine Wahl: entweder zugrunde zu gehn oder – absurd-vernünftig zu sein…”

          • Thomas
            1. Juni, 2021

            Die Jagd, die Hetze und die Bewegung

            • Sein Name – Sokrates.

            Bravo! Gut getroffen. Das ist ein treffliches Argument in der Sache.

            “Der Beginn der Weisheit ist die Definition der Begriffe.”
            (Sokrates)

            Die Büttel der Bewegung halten sich für scharfsichtig, weil sie im Zuge der Agenda versteckte Bosheiten der Menschen zu entlarven suchen – das versteckte Gute verachten sie. Die Güte eines Sokrates käme der Weisheit der Bewegung zugute, aber die Güte der Bewegung verhöhnt die Weisheit eines Sokrates.

            Im sehr empfehlenswerten Büchlein „Kurz und bündig“ (1950) vom Kästner Erich kann man ein Epigramm finden:

            „Der Zweck, sagt ihr, heiligt die Mittel?
            Das Dogma heiligt den Büttel?
            (…)
            Fest steht trotz Schrecken und Schreck:
            Die Mittel entheiligen den Zweck!“

            Das Epigramm trägt übrigens die Überschrift:
            „Der Zweck und die Mittel
            oder Religion als Politik und Politik als Religion“.
            Sehr empfehlenswert!

            Zeitgenössische Politik, zeitgenössische Bewegung, zeitgenössische „Hetzjagden“, zeitgenössische „Demagogen“ und zeitgenössische „Leugner“. Publico, Schildkröte, Pressesprecher und Presseschweiger. Sokrates starb am Schierlingsbecher, Nietzsche in geistiger Umnachtung. Das dazu.

            Seine Weigerung zu fliehen begründete Sokrates bekanntlich mit dem Respekt vor den Gesetzen (würden Urteile nicht befolgt, verlören Gesetze überhaupt ihre Kraft). Nach meinem Dafürhalten verlöre die Demokratie West (!) ihren edlen Sinn, wenn der Bürger (heute „Bewohner“) der herrschenden Bewegung nicht mehr als Opposition bei freien Wahlen widersprechen kann. Wozu dann wählen? Dann könnte ich genauso gut ein Feigenblatt ausfüllen.

            • „Nur der objektiv, vernünftig denkende Mensch ist das Maß der Dinge.“

            Bravo! Das Denken von Sokrates ist ein treffliches Argument in der Sache. Das Denken war zu Zeiten eines Sokrates noch kein Fachgebiet für die Maßgaben künstlicher Intelligenz. Mal ganz zu schweigen von Inzidenz.

            Mit freundlichen Grüßen,
            Thomas

      • Jens Richter
        29. Mai, 2021

        Dr Henning Keller hat sich in der Tat etwas umständlich ausgedrückt. Nichtsdestotrotz hat er in der Sache recht. Was hätte denn Herr Maaßen geantwortet, wenn ihm der Beweis der Authentizität des Videos vorgelegt worden wäre? Dann hätte er noch einmal nachsetzen müssen. “Gut, schön, ist echt, aber war das eine Hetzjagd?” Usw. Dann hätte man ihn rhetorisch am Haken gehabt.

      • Skeptiker
        30. Mai, 2021

        Grand Nix, das ist doch dummes Geschwätz.

        • Grand Nix
          30. Mai, 2021

          Lieber Skeptiker, da haben Sie völlig recht.

          Schönen Sonntag

          Grand Nix

          • Skeptiker
            30. Mai, 2021

            Nein, ich meinte schon Sie, lieber Grand Nix.

    • pantau
      30. Mai, 2021

      Sehr geehrter Herr Keller, ich habe die Aussage von Maaßen so verstanden, daß er genau diese Formulierung benutzt hat, um alle Möglichkeiten abzudecken. Dazu gehörte auch die Möglichkeit, daß das Video inszeniert war, da es zum damaligen Erkenntnisstand augenscheinlich aus einer dubiosen Quelle stammte. Agents provokateurs sind eine bekannte kommunistische Methode und der Fall des Hitlergruß Zeigenden mit RAF-Tattoo belegt die Richtigkeit, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Das Schöne ist doch, daß wenn sich die Authentizität erwiesen hätte, man daraus nichts hätte ableiten können gegen Maaßen, sondern lediglich nur eine Deutungsmöglichkeit falsifiziert worden wäre.

      • Stephan Fleischhauer
        30. Mai, 2021

        “daß er genau diese Formulierung benutzt hat, um alle Möglichkeiten abzudecken. Dazu gehörte auch die Möglichkeit, daß das Video inszeniert war, da es zum damaligen Erkenntnisstand augenscheinlich aus einer dubiosen Quelle stammte.”

        Darum geht es hier nicht. Das Problem ist, dass Maaßen die Echtheit des Videos zum relevanten Kriterium erhebt. Damit macht er sich erstens unnötig angreifbar und verfehlt zweitens den eigentlichen Punkt: Das Video belegt nichts, ob nun authentisch oder nicht. Es setzt inmitten einer Auseinandersetzung ein (es zeigt also ein unvollständiges Geschehen), es zeigt nicht das, was die Betitelung aussagt (Hetzjagd), selbst Ausländerfeindlichkeit lässt sich allenfalls aus einem getätigten Schimpfwort ableiten. Kurz: der Clip ist ziemlich belanglos. Auf Authentizität kommt es hier gar nicht an, und es stellt sich die Frage, warum Maaßen so viel Wert auf diese Formulierung legt.

        • pantau
          31. Mai, 2021

          Ich denke Sie unterschätzen das logische Geschick des Herrn Maaßen, der mit dem fraglichen Punkt eben keinen falschen Schwerpunkt gesetzt hat, sondern damit alle Deutungsmöglichkeiten infragegestellt hat. Nach meiner Laienperspektive enthält sein Statement 2 Komponenten: einen professionell weiten Horizont von Möglichkeiten, die sich aus dem Video ergeben können, und zweitens eine an die Öffentlichkeit möglichst allgemein gehaltene Aussage, die keine dieser Möglichkeiten logisch ausschließt. Es war eine taktische Aussage in einem feindseligen, ebenso taktischen medialen Umfeld. Abschließend möchte ich noch eine Sache erwähnen; daß was Herr Keller meinetwegen mit einiger Berechtigung vorgebracht hat, der rhetorischen Figur vieler Faktencheckeraktionen ähnelt. Diese Figur besteht aus 2 Teilen. Man bevorzugt etwas Unwesentliches (die Reaktion von Maaßen statt die Behauptung Merkels) und definiert dieses Unwesentliche hinreichend eng, um daraus ein zumindest “teilweise falsch” machen zu können. Kurz: man verausgabt seine kritischen Energien auf eine zumindest etwas pedantische Weise nicht am Kritikwürdigen, sondern an der Kritik des Kritikwürdigen. Ich sollte mich kürzer fassen…

          • Stephan Fleischhauer
            1. Juni, 2021

            Wenn Maaßen auf die Authentizität abstellt, lässt er nur wenig Deutungsspielraum zu. Genau das ist das Problem. Er verengt die Diskussion auf die falsche Frage. Die Tatsache, dass das Video ein harmloses Geschehen zeigt, ist durch die Formulierung nicht abgedeckt. Abgesehen davon war es auch nicht nötig, eine Stellungnahme auf ein einziges Wort (“authentisch”) einzudampfen, das zudem ein Fremdwort und nur in bestimmten Zusammenhängen gebräuchlich ist. Was hat das mit “logischem Geschick” zu tun? Welche Taktik bitte verbirgt sich hinter dieser Ihrer Meinung nach “taktischen Äussage” in “feindlichem Umfeld”? Sich angreifbar zu machen?

  • Werner Bläser
    28. Mai, 2021

    Lügner wehren sich gegen “Leugner”. Amüsant. Und eine besonders amüsante “Schildkröte” war damals bei der Bildzeitung am Werk. Der famose “Bild-Ombudsmann” Ernst Elitz. Auf Beschwerden von Lesern, das Video von Zeckenbiss zeige doch gar keine Hetzjagd, hat er damals eine Antwort gegeben, die sich mir tief als absolutes journalistisches Highlight ins Gedächtnis gegraben hat:
    “Es sei nicht definiert, über welche Strecke eine Hetzjagd gehen muss, um als solche zu gelten” (ich paraphrasiere aus dem Gedächtnis).
    Damit hat sich Elitz als Erfinder der Sieben-Meter-Hetzjagd verewigt.
    Nun, bei der ‘Bild’ hat sich der Wind gedreht. Aber sonst sind die Hetzjagd-Lügner wild entschlossen wie immer, die orthodoxen Dogmen zu verteidigen. Faktizität ist für diese Leute ganz offensichtlich überhaupt kein Kriterium mehr. Es geht nur noch um polit-religiösen Kampf.
    Das sind schon lange keine normalen Politiker und Journalisten mehr. Das sind Mitglieder einer Sekte.

  • Rudi
    28. Mai, 2021

    Jetzt gibt es ja die nächste Kampagne gegen Maaßen mit dem Antisemitismusvorwurf von Frau Luisa Neubauer. Oder hat sie sich so damit blamiert, daß man doch wieder die “Hetzjagten” hervorkramt?

  • Klaus
    28. Mai, 2021

    Der Begriff “Leugner” wurde nicht aus dem religiösen Feld gewählt (kaum jemand in D. kennt noch oder liest gar die Bibel) sondern eher aus dem weitaus bekannteren 100% Totschlag-Argument “Auschwitz-Leugner”.

  • F. Auerbacher
    28. Mai, 2021

    Dr. Keller skizziert durchaus eine Schwachstelle am Artikel, der sich von den üblichen, scharfsinnigen und sorgfältig recherchierten Artikeln von Herrn Wendt leider negativ abhebt.
    Eine weitere Arabeske hat Herr Wendt ebenfalls ausgelassen (das macht er sonst nie!): Maaßen wurde eigentlich gar nicht wegen der Hetzjagden entlassen, sondern sogar (weg)befördert. Erst als dann die Empörung groß war, weil er in seiner neuen Position mehr verdient hätte, und bekannt wurde, wie undurchsichtig die damalige SPD Chefin agierte, kam noch richtig Schwung in die Diskussion. Letztlich wurde aber Maaßens Feststellung, in der SPD wären Linksradikale aktiv (so meine Erinnerung, ich habe das Zitat nicht zur Hand), zum Stolperstein. Er wurde in den Ruhestand versetzt, nicht etwa entlassen. Spötter nennen das: den silbernen Spazierstock bekommen.

    • pantau
      31. Mai, 2021

      Vielen Dank für dieses Detail, war mir entgangen bzw hatte den Vorgang nur oberflächig verfolgt.

    • Stephan Fleischhauer
      1. Juni, 2021

      Meines Erachtens gehört die Frage nach Maaßens Einkommen (Ruhestand/Beförderung) überhaupt nicht in diesen Artikel. Denn dies wurde nie als Gegenargument gegen Maaßen vorgebracht. Warum auch? Erwartet man von ihm etwa freiwilligen Verzicht? Das kann ich jedenfalls nicht erkennen.

      Man hätte vielleicht noch Kritik an anderen Amtshandlungen Maaßens einbringen können, allerdings scheint mir die Gewichtung, die Wendt vornimmt, plausibel. Erst mit der Infragestellung der angeblichen Hetzjagden hat solches Sakrileg begangen, dass man ihn völlig aus dem Politikbetrieb ausstoßen möchte.

    • Thomas
      4. Juni, 2021

      Mit allem Respekt.

      „Dr. Keller skizziert durchaus eine Schwachstelle am Artikel, der sich von den üblichen, scharfsinnigen und sorgfältig recherchierten Artikeln von Herrn Wendt leider negativ abhebt.“

      Aber nein.

      Dr. Keller zeigt oben lediglich auf eine „Schwachstelle“, die keine ist, denn das Thema der obigen Arbeit ist überschrieben mit „Der Kandidat, die Hetzjagd-Legende und die Schildkröten-Legion“. Der Text befasst sich also klar mit diesem Bereich. Die abenteuerliche Interpretation des Gesagten durch einen Doktor ist dann Privatvergnügen, aber keine „Schwachstelle“. Welche Sorte „Toleranz“ es heute als Dorn im Auge versteht, daß der Herr Maaßen seit 2018 noch in den Kaffeekränzchen der Politik verkehrt, wurde hinlänglich deutlich – und wer in dieser Sache seine Fichtenbretter verteilt, ebenfalls.

      Das Hetzjagd-Video
      sollte ablenken, lenkte ab und lenkt ab, bis heute – und alle stieren wie gebannt darauf.
      https://www.tagesschau.de/inland/faktencheck-maassen-101.html
      https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/maassen-bliebt-dabei-kein-beleg-fuer-hetzjagden-in-chemnitz-57146950.bild.html
      Mission accomplished.

      Das eigentlich Brisante an Maaßens Interview
      waren vermehrte Hinweise auf linksradikale Tendenzen in der SPD (wer Glück hat, der findet den Wortlaut noch auf dem Müllhaufen des Internets). Davon ist heute keine Rede mehr. Mission accomplished.

      Ich habe es nicht vergessen, denn vergessen soll man bekanntlich nicht.

      Immer, wenn etwas derart Aufregendes in Deutschland geschieht, werfen dubiose Kräfte dann irgendwo Steine, hauen irgendwelche Fäuste irgendwo auf ein Jochbein oder recken irgendwo dubiose „Rechte“ die Rechte in die Höhe. Dann wachsen „Runde Tische“ (ohne AfD) wie Pilze aus dem berauschten Boden und die “Berichterstattung gegen Rechts” überbietet sich gegenseitig mit Facts und Fakes. Der staunende Betrachter kommt längst aus dem Staunen nicht mehr heraus.

      Dieser Bereich ist aber nicht das Thema des Artikels, und das ist nicht nur erlaubt, es liegt sogar in der Natur der Sache (ein Artikel und ein Buch sind zweierlei). Eine „Schwachstelle“ ist etwas anderes.

      Der obige Artikel ist scharfsinnig und sorgfältig recherchiert. Er ist klug formuliert und er hält gut die Waage. Er hält sich an die Tatsachen. Und er bleibt beim Thema. Gut so.

      Nichts für ungut.

      Mit freundlichen Grüßen,
      Thomas

  • AMC
    28. Mai, 2021

    Wie kann es kommen, dass Angela Merkel die Kandidatenaufstellung Herrn Maaßens noch nicht rückgängig gemacht hat? Gerade in Thüringen!

  • Marcel Groß
    28. Mai, 2021

    Einen sehr wichtigen Punkt haben Sie noch vergessen. Der Hitlergrußzeiger mit dem violetten Kapuzenshirt hat nicht nur RAF auf die Finger tätowiert, er wurde vor Gericht für seinen Hitlergruß verurteilt und räumte dabei ein, dass er links eingestellt sei und an dem Tag betrunken war und sich so geärgert hat, dass er mit dem Hitlergruß provoziert hat. Die Freie Presse hat darüber berichtet, leider kann ich nicht das Datum nennen. Ich finde das sollte in den sehr guten Artikel mit rein, genauso, dass immer die Schwerverletzten weggelassen werden, sowie dass Daniel kein Rechtsextremer war, der die Ausländer provoziert hat, sondern ein Mensch mit kubanischem Migrationshintergrund, der schlichten wollte. Dort wurde nicht einfach mal zugestochen, man kann sich bildlich vorstellen, was da los war, wenn es 1 Toter war und ein 2 mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus mussten. Viele glauben immer noch, da hat ein Nazi Ausländer angegriffen und wurde dabei abgestochen. Übrigens ist der lila-Pulli-Träger der einzige richtige Hitlergruß, die 2 anderen, die mir noch bekannt sind, sind nicht so deutlich und sehen in mindestens einem Fall nach VS Leuten aus, aber das ist Spekulation.

  • Gerhard Lenz
    29. Mai, 2021

    Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit… dazu werden Zeugen vor Gericht aufgefordert. Wer im Zeugenstand lügt oder etwas verschweigt, muss mit Strafe rechnen.
    Ich möchte Ihnen, sehr geehrter Herr Wendt, herzlich dafür danken, dass sie als journalistischer Zeit-Zeuge diesen Wahrheitsappell auch jenseits richterlicher Ermahnungen Ernst nehmen. In unserer Politik- und Medienlandschaft ist das schon lange nicht mehr üblich.
    Wenn ich an die mächtige “Schildkröten-Legion” der Opportunisten denke, die dort unterwegs ist, werde ich etwas unruhig: Eigentlich müßte es für Zeitzeugen wie Sie eine Art “Zeugenschutzprogramm” geben.

  • N. Schneider
    29. Mai, 2021

    Merkel und Seibert bedienen sich sicher eines Stabes an Leuten, der die aktuellen Ereignisse aus Deutschland und aller Welt für sie vorsortiert und zusammenstellt. Mit ihrer Auswahl der Nachrichten verfügen diese Einflüsterer über einen nicht zu unterschätzenden Einfluß. Die Wortwahl „Zusammenrottung“, die sowohl Seibert als auch Merkel im Zusammenhang mit Chemnitz verwendeten, stinkt regelrecht nach SED. Der politische Standort jener Einflüsterer dürfte der gleiche sein, wie er immer unverhohlener im zwangsfinanzierten ÖRR seinen Ausdruck findet. Figuren wie Patrick Gensing (unter dem Neusprech-Wort „Faktenfinder“) oder Georg Restle (hält nichts davon abzubilden was ist), mit ihren Wurzeln im linksradikalen Milieu, seien hier stellvertretend genannt.
    Lars Klingbeil, ein Hetzer vor dem Herrn und vor keiner Diffamierung Halt machend, fuhr nach dem schrecklichen Ereignis nach Chemnitz und präsentierte sich, unweit der Stelle an der Daniel Hillig getötet wurde, in fröhlicher Stimmung gemeinsam mit Manuela Schwesig, Aydan Özoguz und Martin Dulig (alle SPD). Auch Dietmar Bartsch (SED) und die akademische Hochstaplerin Annalena Baerbock (Bundeskanzlerkandidatin) hatten mit Manuela Schwesig („Linksextremismus ist ein aufgebauschtes Problem“) ihren Spaß auf der großen „Sause“ (siehe https://www.tichyseinblick.de/meinungen/spd-betriebsausflug-zum-tatort-in-chemnitz/). Schamloser geht es nicht.
    Steffen Seibert hätte nach seiner Falschmeldung, die dem Ansehen Deutschlands im Ausland schweren Schaden zugefügt hat, unverzüglich zurücktreten müssen.
    Anstand wird man aber in dieser “politisch-medialen Schildkrötenformation”, in die sich auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fest eingereiht hat, vergeblich suchen.
    Die Hetzjagd-Legende entspricht kommunistischer Geschichtsschreibung. „Chemnitz wurde zum Synonym extrem rechter Gewalt des Jahres 2018“. So die mit reichhaltig Steuergeld geförderte linksextreme „Amadeo-Antonio-Stiftung“.

  • Grand Nix
    29. Mai, 2021

    Die Entwicklung der MS-Medien und der Merkelschen Regierung wird immer besorgniserregender. Und das nicht erst seit der Causa Chemnitz 2018. Oder der rechtswidrigen Massenmigration im Jahr 2015 (Stichwort: „Herrschaft des Unrechts“ und „Mutter aller Probleme,“)

    Fragwürdige Hausdurchsuchungen, Kontenschließungen, Mietvertragskündigungen, sind in Deutschland heute – leider wieder – gang und gäbe. Die Keule Verdachtsfall Verdachtsfall Verdachtsfall, wird von Herrn Haldewang geschwungen, als gäbe es kein Morgen. Glauben die Damen und Herren, welche diese schikanösen und existenzvernichtenden Methoden anordnen, anwenden und befürworten, das würde den nicht selten berechtigten Widerstand der Betreffenden unterbinden, die kritisch denkenden Menschen dieses Landes gefügig(er) machen, die Opposition kleiner?
    Diese Methoden sind beliebte und bewährte Vorgehensweisen von diktatorisch geführten Unrechtsstaaten, haben jedoch in einer angeblich funktionierenden Demokratie – aus meiner Sicht – nichts zu suchen. Wenn man Andersdenkenden angemessen begegnen will, muss man sich mit Ihnen argumentativ (These, Antithese, Synthese) auseinandersetzen, aber niemals mit solch fragwürdigen Methoden.

    Auf drei aktuelle Artikel möchte ich in diesem Zusammenhang aufmerksam machen:

    https://www.danisch.de/blog/2021/05/28/meinungskrieg-bundestagswahl-und-pressefreiheit/

    https://seidwalkwordpresscom.wordpress.com/2021/05/15/das-paradox-der-politischen-korrektheit/

    https://www.dushanwegner.com/verschwoerungsleugner/

    Bleibt kritisch, wachsam und wehrt euch, solange ihr könnt.

    Grand Nix

  • Thomas
    30. Mai, 2021

    Erfahrungswerte

    Ich schätze die Redlichkeit von Menschen wir Maaßen. Und ich schätze die Redlichkeit von Menschen wie Wendt. Diese Menschen sind unmodern, und das ist in diesem Falle sehr gut. Im Blick auf den Vorgang um die Entfernung des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz ist das Bild von der Schildkröten-Legion vortrefflich gewählt. Bekanntlich debattiert eine Schildkrötenformation nicht – allenfalls hat sie Pressesprecher. Oder Presseschweiger. Publico sammelt da Erfahrungen.

    Ich sehe die „Beförderung“ und Entfernung des Herrn Maaßen (2018) im Kontext der „Versetzung“ des Generalbundesanwaltes Range (2015, „netzpolitik“) und der Entfernung „meines“ Bundespräsidenten Wulff (2012) im „Spiel ohne Grenzen“. Im Grunde war der Herr Maaßen im Weg, also wurde er entfernt und ersetzt – so etwas geschieht (nicht nur in Deutschland) in den Zeiten des Internet immer wieder mit Leichtigkeit, mit Pauken und … Vuvuzelas. Da wird verlogenes „Übernachtungsgeld“, „Escort“ oder selbst ein Bobbycar zur Waffe – oder die Forderung nach vollkommener politischer Reinheit („Das tut man nicht, Herr Präsident“, SZ, Prantl, 2011). Die betrunkene RAF-Tätowierung auf einer “rechten Straftat” war da nur Makulatur. Eine Randnotiz. Daniel Hillig hat mit dem Leben für etwas bezahlt, was niemand verantwortet. Viele Messer sind des Zimmermanns Tod.

    Im Grunde war es also völlig gleichgültig, was der Herr Maaßen zu dem oben beschriebenen Vorgang sagte oder hätte sagen können: Er wurde entfernt und sollte entfernt werden. Menschen werden heute mit Leichtigkeit zum Hanswurst gemacht. Das geschah auf die gleiche Weise wie Frau Herman entfernt wurde, die öffentlich mal „Autobahn“ sagte (2007), und die Ehe und Familie als von den 68ern bekämpft betrachtet. Es finden sich dann immer irgendwelche Experten, Bergers, Schreinemakers oder Barths, die assistieren. Anscheinend hat der Herr Maaßen seinen politischen Kampf in der CDU im Grunde vor 76 Jahren verloren. Die Bewegung will es.

    Ich sehe das anders: Zwar wünsche ich dem Herrn Maaßen viel Glück und Erfolg in seiner CDU (wie lange noch?), allerdings glaube ich nicht mehr daran, daß die CDU ihren Irrweg einsieht. Auf dem Weg in den nächsten großen europäischen Bürgerkrieg halte ich die Klingbeils, Ziemiaks und Blumes für Rädchen im Getriebe dieser gemeingefährlichen Bewegung.

    Ich debattiere nicht mehr mit einer Schildkrötenformation. Ich gehe wählen. Bald.

    Das dazu.

    • Grand Nix
      30. Mai, 2021

      “Menschen werden heute mit Leichtigkeit zum Hanswurst gemacht.”

      Das war leider zu allen Zeiten so, lieber Thomas.

      Beispiele: Sokrates, Thomas Müntzer, Nietzsche, Ludwig Andreas Feuerbach, Stauffenberg … und tausend andere.

      Liebe Grüße

      Grand Nix

      • Thomas
        30. Mai, 2021

        Verdrehungskunst als politische Schönheit

        “Menschen werden heute mit Leichtigkeit zum Hanswurst gemacht.” – „Das war leider zu allen Zeiten so, lieber Thomas.“

        Wirklich? Mit Verlaub, lieber Grand Nix:
        Ich wage es, dazu „Jein“ zu sagen, denn die Machthaber zu Zeiten eines Sokrates, Thomas Müntzer, Nietzsche, Ludwig Andreas Feuerbach, Stauffenberg (… und tausend anderer) stützten ihr Vertrauen sicher nicht auf die Beweisumkehr. Oder auf dubiose Schattenmänner.

        “Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken”, sagte der Verfassungsschutzpräsident. Das Video, das Jagdszenen auf Menschen mit Migrationshintergrund in Chemnitz zeigen soll, sieht Maaßen mit Skepsis. “Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.”
        https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-09/verfassungsschutz-hans-georg-maassen-chemnitz-hetzjagd

        Der Herr Maaßen hat sich das Video sehr wahrscheinlich genauer angesehen, schon von Berufs wegen. In Wirklichkeit war da nichts mit „Kippa vom Kopf schlägt“ (Dr. Keller), vielmehr sind da Quarzhandschuhe (Kampfhandschuhe)“ im Bild; und die beiden schmächtigen Typen hatten die Teilnehmer der Kundgebung vorher beschimpft. Bei dem versuchten Tritt in den Hintern des Einen der beiden „Helden gegen Kohl und Kartoffel“ handelte es sich also nicht etwa um eine „Hetzjagd von 7 Metern“ (schon gar nicht um „Hetzjagden“, nicht mal semantisch), sondern um eine Reaktion – ohne daß jemand zu Schaden kam. Und bei der Behauptung und Bewertung „Hetzjagd“ handelt es sich somit um eine Lüge bzw. einen „Fehler“.

        • („SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Grünenfraktionschef Anton Hofreiter forderten Maaßen auf, Belege für seine Zweifel an der Authenzität entsprechender Videos vorzulegen.“)

        Authenzität, soso. Der Punkt ist, daß die Aktion bei der Bewertung einer Reaktion unter Linken und Grünen schon vom Ansatz her keine authentische Rolle spielt: Wer kämpft für das Recht, der hat immer Recht.

        Besonders „authentische“ Zeugen sehen in dieser Sache übrigens so aus:

        • Johannes Grunert, freier Mitarbeiter von ZEIT ONLINE, der während der Demonstration in Chemnitz war und für ZEIT ONLINE darüber berichtet hat, sagt: “Ich habe gesehen, wie es zu Jagdszenen auf vermeintliche Migranten gekommen ist.”
        (Link siehe oben)

        Auf Twitter kann man sich ein Bild von dieser Sorte „authentischer Zeuge“ (Störungsmelder) machen.

        Die Frage, wieso eine Bundesregierung die guten Gründe eines hohen Beamten dafür, daß es sich bei dem Video um eine gezielte Falschinformation handelt (um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken), in dieser Sache als so weit weniger gewichtig ansieht, wie sie die Bewertung dieses Videos durch Antifa-Zeckenbiss (und dessen verbündete Kräfte in den Redaktionsbüros und Störungsmeldern) würdigt, wurde nie öffentlich gestellt. Ich tippe in dieser Sache auf zeitgenössische Verhältnismaasigkeit. Und das war nicht zu allen Zeiten so, lieber Grand Nix.

        Wer dann allerdings nachfragen würde, wieso ein Bundespräsident jenes „Konzert gegen Rechts“ bewirbt, welches anlässlich des Todes eines Deutschen stattfindet, der im allgemeinen Buntheitstaumel den „plötzlichen Messertod“ gestorben ist, der käme wohl dem Kern der Beweisumkehr in dieser Sache zu nahe. Und damit der Schildkrötenformation – womöglich riskiert er eine Hausdurchsuchung wegen … irgendwas. Und wer will das schon ernsthaft wagen.

        Mit freundlichen Grüßen,
        Thomas

        • Grand Nix
          31. Mai, 2021

          Wieder ein exzellenter Beitrag von Ihnen, lieber Thomas.

          Man muss recht lange recherchieren, sitzen, nachdenken, und die Dinge klug und übersichtlich zusammenführen, um letztendlich so einen guten Kommentar zu schreiben, wie dieser.
          Ich weiß Ihre Mühe und Arbeit, selbstverständlich auch die von anderen Kommentatoren und vom Meister der Worte, Herrn Wendt, sehr zu schätzen. Deshalb, nochmals Danke an dieser Stelle.

          Bezüglich: – Ich wage es, dazu „Jein“ zu sagen, denn die Machthaber zu Zeiten eines Sokrates, Thomas Müntzer, Nietzsche, Ludwig Andreas Feuerbach, Stauffenberg (… und tausend anderer) stützten ihr Vertrauen sicher nicht auf die Beweisumkehr. Oder auf dubiose Schattenmänner” – lasse ich, lieber Thomas, mal unkommentiert stehen. Nicht weil mir gute Gründe und Argumente dazu fehlen, sondern ich nicht auch Gefahr laufen möchte, hier einen weiteren Nebenschauplatz zu eröffnen.

          Der Skandal, rund um den ‘plötzlichen Messertod’ von Daniel Hillig, mit mehr als zwanzig Messerstichen, wenn ich mich recht erinnere, sowie die anschließend verbreitete ‘Hetzjagden’-Legende durch Medien, Merkel und Co, steht hier im Mittelpunkt, da gebe ich Ihnen recht.

          Wir werden uns, hier bei Publico, sicher noch öfter über den Weg laufen, dann können wir dieses
          „Jein“ noch in aller Ruhe, bei entsprechender Gelegenheit, “durchkauen”. Einverstanden?

          Liebe Grüße
          Grand Nix

          • Thomas
            31. Mai, 2021

            Ja.
            Ich mag offene Debatten.

            Der Herr Wendt trifft einen sauberen Ton, der mich anspricht. Zu einem Thema bei Publico schreibe ich dann lediglich auf, was mir einfällt; das ist nicht schwer: Publico pflegt noch die Meinungsäußerungsfreiheit West. Was der Herr Wendt macht, ist viel schwerer. Er muss viel mehr aufpassen und viel mehr wissen.

            Die Arbeit „Der Kandidat, die Hetzjagd-Legende und die Schildkröten-Legion“ verstehe ich als Beitrag zur Debatte um Fake News, und ich hätte diese Rubrik gewählt. Aber egal, ob nun Politik & Gesellschaft, Medien & Kritik, Spreu & Weizen oder Fake News, die Hauptsache ist, daß sich überhaupt wer um dieses traurige Thema kümmert; und daß wer den links- und grünradikalen „Faktencheckern“ (dem „Panikorchester“) ihre wirren Thesen („Fake News“) vor die lange Pinocchio-Nase hält. Dazu gäbe es viel zu sagen. Leider kann man diese Sicht auf die Dinge nicht im Supermarkt kaufen, und nur wenn man Glück hat, findet man Tichys Einblick, Preußische Allgemeine, Junge Freiheit oder Eigentümlich frei in einem gut sortierten Bahnhof.
            https://www.tichyseinblick.de/meinungen/chemnitz-die-stadt-ein-jahr-nach-daniel-hilligs-tod/
            https://www.tichyseinblick.de/meinungen/tichys-einblick-fand-die-herkunft-des-chemnitz-videos-heraus/
            Da passt die moderne Form der „Pressefreiheit“ gut auf. So langsam geht mir diese Hetzjagd-Lügenbrut (Schiller, „An die Freude“) ein winziges bisschen auf den Keks. Wenn linke und grüne Lügner die Leute rechts von sich gewohnheitsmäßig der Lüge (oder „Leugnung“) bezichtigen, dann gibt es dafür ein Wort. Und dieses Wort ist nicht nett.

            Wie bereits erwähnt, wünsche ich dem Herrn Maaßen viel Glück und Erfolg. Ich bezweifle stark, daß die CDU ihren Irrweg einsieht. Die Klingbeils, Ziemiaks und Blumes halte ich für Rätchen im Getriebe der Bewegung; und mit so einer Schildkrötenformation kann man nicht debattieren. Publico bekommt ja nicht einmal eine Antwort.

            Ein Artikel ist ein Artikel und ein Kommentar ist ein Kommentar. Dem Dank an Meister Wendt schließe ich mich an. Gute Arbeit. Sehr gut.

            Mit freundlichen Grüßen,
            Thomas

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