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Publico Dossier:
Panik als Geschäftsmodell

Europa fällt an die Rechten, das Klima kollabiert, die Bienen sterben: Mit apokalyptischen Massenmails und Falschbehauptungen sammelt die linke US-Plattform Avaaz große Summen ein. In Deutschland zählt sie eine Million Anhänger

von Dirk Schwarzenberg

Am 14. Mai 2019 verschickte die in New York ansässige Organisation Avaaz eine Massenmail an ihren Verteiler, der allein in Deutschland zehntausende Adressen enthält. Der Betreff lautet: „Notfall“.


In dem Schreiben heißt es:

„Liebe Freundinnen und Freunde, 

das ist ein Notfall: Die extremen Rechten könnten die Europawahl GEWINNEN!

 Sie werden globale Klimaabkommen in Stücke reißen, Migranten und Flüchtlinge ‚abschieben’ und unsere Umwelt zerstören. Wenn sie erst einmal freie Bahn haben, werden sie alles, wofür wir stehen, zertrümmern!

 Doch wir können den Rechtsruck aufhalten. Falls sie gewinnen, wird es nicht daran liegen, dass viele Menschen sie unterstützen, sondern weil so viele von uns nicht zur Europawahl gehen. Schon eine kleine Steigerung der Wahlbeteiligung kann den Wahlausgang komplett verändern. Und unsere Bewegung — mit Mitgliedern in allen EU-Mitgliedstaaten — kann genau das schaffen!

 Wenn wir mit dieser E-Mail genug Spenden einnehmen, wird Avaaz eine RIESIGE Kampagne starten, die Menschen in mehreren EU-Ländern davon überzeugt, wählen zu gehen. Wir können Millionen WählerInnen mit Videos, Anzeigen, Aktionen und Demos erreichen und eine simple Botschaft vermitteln: Geht zur Wahl – stoppt den Hass!

 Ein Avaaz-Team steht bereits in den Startlöchern und könnte für den Preis einer Tasse Kaffee 1.000 WählerInnen mit unseren Anzeigen erreichen! Doch wir können nur gewinnen, wenn wir schnell handeln: Die EU-Wahl ist in weniger als zwei Wochen! Spenden Sie jetzt, um Europa vor einer rechten Übernahme zu schützen.“

Es folgen Bezahl-Buttons für Überweisungen an Avaaz mit vorgegebenen Beträgen von 5 bis 100 Euro, oder einer höheren frei wählbaren Summe.

Kurz vorher hatte Avaaz in einer Rundmail und in einem ähnlichen Dringlichkeitston dazu aufgerufen, „verdächtige“ WhatsApp-Nachrichten an ihre Organisation zu melden, weil angeblich rechte Kräfte planen, die Europawahl mit Falschnachrichten zu manipulieren.

PDF: Fwd_ Mitmachen_ WhatsApp beobachten

„Wenn Sie eine Nachricht sehen oder gesehen haben, die seltsam oder rassistisch ist, die zu Gewalt aufruft oder wahrscheinlich falsch ist“, sollte sie, so heißt es dort, umgehend an Avaaz weitergeleitet werden, damit die Organisation Druck auf die Nachrichten-Plattform ausüben könne. Auffällig ist, wie großzügig die Organisation definiert, was zu melden ist: „seltsam oder rassistisch“, „wahrscheinlich falsch“.

In diese selbstgeschneiderte Kategorie fällt  jedenfalls der Avaaz-Geldsammel-Aufruf, um Europa zum Kaffeepreis vor einer „rechten Übernahme“ zu bewahren, die angeblich mit der Europawahl bevorsteht. Denn erstens gibt es bis jetzt keine einzige Umfrage zur Europawahl, die davon ausgeht, dass die verschiedenen Rechts-Blöcke auch nur annähernd eine Mehrheit im Europaparlament erreichen könnten. Sie erreichen ungefähr ein Drittel der Sitze. Und selbst wenn sie nach dem 26. Mai unwahrscheinlicherweise die stärkste Koalition bilden würden, wären sie nicht in der Lage, „globale Klimaabkommen in Stücke zu reißen“, Migranten abzuschieben (übrigens: Abschiebung ist normaler Rechtsvollzug auf Staatenebene), die Umwelt zu zerstören und alles Mögliche zu zertrümmern – einfach deshalb, weil das EU-Parlament ein weitgehend machtloses Gebilde darstellt. Es wählt keinen Regierungschef – in diesem Fall also: den Kommissionspräsidenten. Den bestimmen die EU-Mitgliedstaaten. Noch besitzt es ein Recht, selbst Gesetzesinitiativen einzubringen. Die Regierung, also die Kommission, ist dem Parlament nicht rechenschaftspflichtig. Es schließt auch keine Klimaabkommen, demzufolge kann es auch keine „zerreißen“. Nach allgemeinpolitischen Maßstäben handelt es sich bei dem Brüsseler beziehungsweise Straßburger Gremium um ein Debattierforum, aber nicht um ein Parlament. Deshalb liegt die Wahlbeteiligung auf europäischer Ebene meist auch niedriger als auf nationaler Ebene: Anders als dort kann der Stimmbürger keine echte Richtungsentscheidung treffen.

Auch das Argument, wenn durch die Avaaz-Kampagne die Wahlbeteiligung steigen würde, hätten „Rechte“ schlechtere Karten, ist unsinnig. In Deutschland etwa stieg die Wahlbeteiligung gerade seit dem Antritt der AfD wieder deutlich an, und zwar von ihrem historischen Tiefpunkt 2009 (70,8 Prozent) auf 71,5 Prozent 2013 und 76,2 Prozent 2017. In Ungarn erhöhte sich die Wahlbeteiligung parallel zum Aufstieg der Fidesz-Partei von Viktor Orbán von 61,7 Prozent im Jahr 2014 auf 70,14 Prozent 2018. Es spricht also alles dafür, dass gerade die Parteien, die Avaaz als „Rechte“ sieht, die Wahlbeteiligung nach oben ziehen.

Nicht nur die Behauptungen von Avaaz in der alarmistischen Massen-Mail sind absurd, bizarr wirkt auch das Versprechen der Organisation, eine Demokratierettungskampagne aus dem Boden zu stampfen, „wenn wir mit dieser E-Mail genug Geld einnehmen“. Das Rundschreiben ging 12 Tage vor der Wahl an die Empfänger. Wenn man für den Spendenfluss noch zwei Tage abzieht, da nicht jeder Zahlungswillige sofort nach Maileingang den Bezahlbutton anklicken dürfte, dann stünden für die europaweite Anzeigenaktion der US-Organisation inklusive Wahltag noch zehn Tage zur Verfügung. Wo sollen diese Last-Minute-Anzeigen, die offenbar noch nicht einmal entworfen sind, dann eigentlich platziert werden? Darüber findet sich in der Avaaz-Botschaft kein Hinweis.

Und was passiert eigentlich mit den zusammengetrommelten Spenden? Wer genau liest, dem fällt die Klausel auf, nach der die „riesige Kampagne“ nur dann zustande kommen soll, wenn „genug Geld“ eintrifft – ohne dass eine konkrete Höhe genannt wird. Die Organisation könnte sich also immer darauf zurückziehen, dass es leider nicht ganz gereicht hat.

Ansprache per Massenmails, Alarmismus, Angstmacherei vor Europas „Rechten“ (beziehungsweise in ähnlichen Avaaz-Spendenaufrufen vor dem Klimakollaps, Trump, vor dem Bienensterben), alternative Fakten, verbunden mit einem sehr professionellen Einwerben von Geld – durch dieses Geschäftsmodell stieg die 2007 gegründete Organisation in wenigen Jahren zu einer international einflussreichen politischen Plattform auf, die mittlerweile über 20 Millionen Dollar pro Jahr umsetzt. Was die Frage umso interessanter macht: Wer steckt dahinter?

Der kanadisch-britische Politikwissenschaftler Ricken Patel führt seit der Gründung von Avaaz im Jahr 2007 die Plattform, deren Name auf persisch so viel wie Stimme oder Lied heißt. Zwei Organisationen standen allerdings als entscheidende Gründungspaten zur Verfügung: die Organisation Res Publica, und MoveOn.org, eine linke Kampagnen- und Spendensammel-Plattform der US-Demokraten, eines der vielen so genannten Political Action Comitees (PAC), die in den Vereinigten Staaten jeweils Politiker ihrer Wahl unterstützen. MoveOn.org wiederum bekam laut Washington Post* größere Spenden von wohlhabenden Unterstützern des linken politischen Spektrums, darunter auch von Georg Soros und dessen Frau Susan Weber Soros.
Darüber, wie hoch die Zuwendungen für Avaaz in der Gründungsphase ausfielen, und von wem genau sie flossen, gibt die Organisation keine Auskunft. Sie teilt nur mit, dass sie sich seit 2009 ausschließlich aus Einzelspenden bis maximal 5000 Dollar finanziert.

Das erscheint auch glaubwürdig. Finanziers wie Soros braucht die Plattform nicht mehr. Nach eigenen Angaben verfügt Avaaz über ein weltweites Mitgliedernetz von 51 Millionen Menschen mit Schwerpunkten in Nordamerika, Europa und Brasilien. Allein in Deutschland, so Avaaz, gebe es eine Million Mitglieder. Allerdings fasst die Organisation den Begriff „Mitglied“ sehr, sehr weit: Sie zählt jeden darunter, der einmal eine von Avaaz  kreierte Online-Petition geklickt hatte oder auf irgendeine andere Weise in ihren Verteiler geraten ist. Die Plattform definiert sich als „Non-Profit-Organisation“; eine direkte Unternehmenszentrale existiert nach eigenen Angaben nicht, sondern nur ein „virtual office“. Die Avaaz-Stiftung sitzt in Manhattan, Union Square 27. Laut US-Steuerbefreiungsantrag von 2017, der so genannten Form 990**, gab Avaaz an, 2016 insgesamt 18,007 Millionen und 2017 20,269 Millionen Dollar eingenommen zu haben. Davon zahlte die Organisation 2017 insgesamt 4,9 Millionen Dollar an Gehältern für seine Mitarbeiter aus, derzeit nach eigenen Angaben 69.

Ricken Patel bezog als CEO von Avaaz demnach 244 014 Dollar. Erstaunlich für eine Organisation, die nach eigenem Bekunden mit den hereinkommenden Spendengeldern ständig neue Kampagnen organisiert, mutet der hohe Bargeldbestand an. Der belief sich Anfang 2017 auf 8,49 und Ende 2017 auf 10,85 Millionen Dollar. Das verwundert auch deshalb, weil Avaaz 2016 nach eigenen Angaben eine Großkampagne organisiert hatte, um die Wahl von Donald Trump zu verhindern („Defeat Trump“). Offenbar blieb trotzdem jede Menge Geld übrig.

Dass Avaaz, siehe oben, mit irreführenden Behauptungen für Geldüberweisungen trommelt, überrascht keinen besonders, der etwas tiefer in die Geschichte der Plattform eindringt. Im Jahr 2012 nahm Avaaz für sich in Anspruch, die Befreiung und Ausschleusung des in Syrien festgehaltenen britischen Journalisten Paul Conroy organisiert zu haben, der aus dem Land heraus über den Krieg berichtet hatte. CNN, BBC, Guardian und Times berichteten über den vermeintlichen Erfolg, und ließen Patel ausführlich zu Wort kommen. Bis das Magazin „The New Republic“ bei Conroy nachfragte, welche Rolle Avaaz tatsächlich bei seiner Rettung spielte. Die Avaaz-Geschichte, so Conroy, könne er „in einem Wort zusammenfassen: Schwachsinn“. Er habe zum ersten Mal von der Organisation gehört, als er sah, wie Patel im Fernsehen aufgetreten sei und das Verdienst für sich reklamiert habe. („A week after his escape, I called Conroy, who was recovering in a London hospital, to ask him about Avaaz’s role. “I can sum it up in one word,’ he said. “Bollocks.” Conroy had never heard of Avaaz, he told me, until he “saw them on television, saying how [they] helped me get out.”) In Wirklichkeit sei er von Mitgliedern der Free Syrian Army aus dem Land gebracht worden.
Avaaz-Chef-Patel, damit konfrontiert, erklärte damals windungsreich, seine Pressemitteilung zu diesem Fall sei wohl ein wenig „hastig“ zusammengeschrieben worden.

Die an der Universität in Porto forschende Soziologin Lanka Horstink gehört zu den wenigen, die sich näher mit dem Geschäftsmodell von Avaaz befassten. In dem Journal „Global Society“ veröffentlichte sie 2017 die Untersuchung „Online Participation and New Global Democracy: Avaaz, A Case Study“. Darin kommt sie zu einem vernichtenden Urteil: Obwohl sich die Organisation rühme, zu 100 Prozent von „Mitgliedern“ finanziert zu sein, und ihnen einrede, sie seien die wahren Chefs von Avaaz, gebe es bestenfalls sehr vage Nachweise über die Verwendung der eingesammelten Gelder. Für eine Kampagne gegen das Chemieunternehmen Monsanto etwa, so Horstink, habe Avaaz 250 000 Dollar eingesammelt, ohne einen Aktionsplan vorzulegen, aus dem hervorgegangen sei, was mit der Viertelmillion geschehen solle. Den versprochenen Aufbau einer „globalen Meinungsforschung“ – ein anderes Avaaz-Projekt, für das 300 000 Dollar zusammengekommen seien, stellt Horstink fest, sei offenbar nie Realität geworden:
„Considering that Avaaz receives considerable donations from its subscribers, and not only claims it is 100% member-funded but also calls its members its ‚bosses’, it follows that as stakeholders in an organisation, members should been titled to know how the money is spent. Instead there are no follow-ups on specific, generally urgent donation requests made by Avaaz and that involve considerable sums of money: rough estimates from the respective petition pages show Avaaz collected approximately €250,000 to “break Monsanto’s grip on our politics and our food” (no action plan was offered). They also may have collected as much as €300,000 to help create a “global opinion poll in dozens of countries that clearly shows this is not a fringe movement”. There is no evidence whatsoever that the afore-mentioned projects ever saw the light of day.“

In dem erwähnten Avaaz-Aufruf vor der Europawahl, „verdächtige“ WhatsApp-Nachrichten zu melden, heißt es, die Plattform stelle zur Analyse dieser Nachrichten ein Team von „über 60 Analysten, Forscherinnen, Journalisten und Aktivistinnen zusammen, um Desinformation und Hassbotschaften in sozialen Netzwerken aufzuspüren und zu bekämpfen“. Wo die Teammitarbeiter sitzen, wer genau zu ihnen gehört – darüber finden sich keine Informationen. (Publico hat Avaaz um Auskunft gebeten, und reicht die Antwort gegebenenfalls gern nach).

Im englischsprachigen Raum gibt es mittlerweile auch Kritik von links an Avaaz. Der amerikanische Aktivist und Autor Micah White etwa nannte die Plattform im „Guardian“ das „Walmart des Aktivismus“.

In Deutschland surft Avaaz perfekt auf der von linkslastigen Medien und den Grünen erzeugten Welle. Mal bleiben laut einer Avaaz-Massenmail „48 Stunden, um die Bienen zu retten“, dann geht es wieder gegen Trump, gefolgt von einem dringlichen Spendenaufruf, um „das Internet“ vor „Faschisten“ zu retten. Oder eben „Europa“ vor „den Rechten“.

 

Die Verbindung von linken Themen, apokalyptischem Tonfall und gutem Umsatz findet sich auch anderswo, etwa im merkantilen Umfeld der Klimapanik-Figur Greta Thunberg. Der Unterschied besteht darin, dass Patel mit Avaaz wie ein globales Großunternehmen agiert.

Wer an Avaaz spendet, der kauft das Gefühl, unentwegt Weltkatastrophen zu verhüten – zum Preis einer Tasse Kaffee. Und keine Panik: Der nächste Endkampf um das Gute kommt bestimmt.

 


 

* Washington Post vom 10. 3. 2004: „The Democratic 527 organizations have drawn support from some wealthy liberals determined to defeat Bush. They include financier George Soros and his wife, Susan Weber Soros, who gave $5 million to America Coming Together (ACT) and $1.46 million to MoveOn.org; Peter B. Lewis chief executive of the Progressive Corp., who gave $3 million to ACT and $500,000 to MoveOn; and Linda Pritzker, of the Hyatt hotel family, and her Sustainable World Corp., who gave $4 million to the joint fundraising committee.”

**https://avaazimages.avaaz.org/AVAAZ_2017_FORM_990_Public_Disclosure_Copy.pdf

PDF: AVAAZ_2017_FORM_990_Public_Disclosure_Copy

 

 

 

 


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16 Kommentare
  • Albert Schultheis
    16. Mai, 2019

    Vielen Dank, Herren Schwarzenberg und Wendt, dass Sie sich der Abzocker-Plattform Avaaz einmal besonders gewidmet haben. Ich beobachte die Plattform seit Jahren, gehöre wahrscheinlich auch zu den Zählmitgliedern, ich habe vor Jahren sogar die eine oder andere Petition mit unterschrieben. Aber seit ca 2015 geht mir Avaaz zunehmend auf den Senkel, weil hinter den ultimativen Rettungspetitionen nicht nur eine pekuniäre Panikstrategie steckt, sondern auch eine linksgrüne Pubertärideologie mit entsprechender politischen Agenda – von daher ist Ihre Anspielung auf das Kind Thunberg durchaus zutreffend.
    Meine Frau und ich haben bis ca 2015 regelmäßig Geld an diverse NGOs und Plattformen gespendet, u.a. an Greenpeace, die evangelische und katholische Kirchen, Ärzte ohne Grenzen, die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und andere mehr. Seit wir festgestellt haben, dass sich diese Organisationen mehr oder weniger alle manipulativ in politische Meinungsbildungsprozesse einmischen und tatsächlich demokratische Meinungsbildung in antidemokratischer Weise unterlaufen bzw. auszuhebeln versuchen, haben wir unsere Spendentätigkeit eingestellt bzw. neu ausgerichtet. Ich kann nur jedem denkenden, aufgeklärten Bürger raten, das gleiche zu tun. Denn wir haben mit unserem Helfersyndrom lediglich hinterfotzige Hydren gezüchtet.
    Heute schaue ich ab und zu in die jüngsten Avaaz-Kampagnen rein, um zu verstehen, worauf die skrupellosen Weltretter als nächstes ihre Giftspritzen gerichtet haben.

    • Dr. Wolf Manuel Schröter
      17. Mai, 2019

      Ich gehe vollkommen konform mit Ihnen, Herr Schultheis. Nichts als alarmistisch gestaltete Abzocke! Eigentlich dumm, wer sich noch davon fangen lässt.

    • Libkon
      18. Mai, 2019

      Auch ich habe vor ca 9 Jahren die “Rote Pille” geschluckt, will sagen, der Realität ins Auge geschaut und bin seitdem keinen Besserwissern aus Funk und Medien auf den Leim gegangen. Das ständige Manupulieren an meinem Verstand, und schlimmer, an meiner Seele hat ein Ende.

      Weltretter ist Avaaz eher nicht, aber skrupellos, das stimmt wohl. Leider werden die Menschen nur sehr langsam (sprich: nur vereinzelt) “wach” und damit kritisch. Die Mehrheit der Leute kann komplexe Zusammenhänge vermutlich intellektuell nicht wirklich verstehen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die nur s c h e i n b a r seriöse Tagesschau untergräbt das Ganze mit ihrer erfolgreichen Art, nur Teile der Tatsachen zu berichten und Wichtiges wegzulassen, das aber zum Verständis beigetragen hätte.

      Von Ihrer Art, Herr Schultheis, braucht die (vernünftige) Minderheit, die unideologisch die Welt betrachtet, viele, sehr viele.

  • Zabka
    16. Mai, 2019

    Avaaz ist Organisator internationaler Links-Kampagnen und war neben „Campact“ auch Veranstalter der Anti-AfD-Demo vorletzten September in Berlin. Danach hat man triumphierende Rundmails verschickt und frohlockt, dass die Medien „so prima mitgespielt“ haben: „Avaaz hat bei dieser Großdemonstration eine entscheidende Rolle gespielt. Und wow, unsere Botschaft ist angekommen: Wir sind auf den Titelseiten der Zeitungen erschienen – ARD Tagesschau, ZDF Heute, Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung, Berliner Morgenpost, FAZ, BILD… die Liste geht immer weiter! Wir haben sogar Schlagzeilen in den USA, Großbritannien und Japan geschrieben!“ – Der kanadische Politiker John Baird hat „Avaaz“ eine „undurchsichtige Auslandsorganisation“ genannt, die mit Soros verbandelt sei.

    Und genauso „prima“ werden die Medien nächsten Sonntag bei der „Deine Stimme gegen Nationalismus“-Demo mitspielen, für die Avaaz gestern per Rundmail Reklame gemacht hat: „Zeigen wir ihnen, dass wir, die Mehrheit, beim perfiden Spiel der Rechten nicht mitspielen!“ Da scheint eine Paranoia vorzuliegen. Man beachte den „Trägerkreis“ und die „Unterstützenden Organisationen und Initiativen“, die sich unter dem dämlichen Motto „Ein Europa für Alle“ versammelt haben: https://www.ein-europa-fuer-alle.de/netzwerk. „Europa für Alle“ heißt was: Europa für die ganze Welt?

    „Weltweites Mitgliedernetz von 51 Millionen“ heißt: Jeder, der so unvorsichtig war, einmal eine Avaaz-Petition zu unterschreiben, wird automatisch als „Mitglied“ geführt, auch an dem Punkt nimmt man’s mit der Wahrheit nicht so genau.

  • Jens Richter
    16. Mai, 2019

    Profit mit zynischer Vernunft (Herr Sloterdijk, bitte übernehmen Sie). Geschäfte mit der Angst und Dummheit wurden seit jeher gemacht. Avaaz ist sehr erfolgreich mit diesem Enkeltrick für alle Gutdoofen.

  • fahrenheit
    16. Mai, 2019

    Großartig, Herr Wendt! Weiter so!
    Einmal mehr überweise ich Ihnen für diesen Artikel einen angemessenen Betrag. Ich bin “nicht schlecht”-Verdiener und halte mich an das Gebot der Götter und der Guten Menschen, mit einem nicht unerheblichen Teil meines Netto-Einkommens Gutes zu tun. Allerdings nicht mehr, um das Klima/den Wald/irgend einen Lurch/ bunte Mühselige und Beladene zu retten und mich einer postmodernen Einheitsreligion zu unterwerfen, sondern ganz konkret die Säulen der zwischen unseren Fingern zerinnenden Freiheit zu stützen. Sie sind eine davon.
    Ich hätte es mir zu Zeiten eines Spiegel-, Zeit- und X-Blatt-Abonnements niemals träumen lassen, mal für RECHTE NAZI- Medien und -Blogger einen respektablen 4-stelligen Betrag auszugeben. Es ist keine milde Gabe. Es ist bitterste Notwendigkeit.

    • Hans Castorp
      17. Mai, 2019

      Ich schließe mich Ihnen an, auch wenn mein Beitrag kleiner sein wird. Herr Wendt und sein Team machen die Arbeit, die kritische Journalisten machen sollten.

  • Lichtenberg
    16. Mai, 2019

    Da ich gerade meine EK-Steuer “erkläre”: reicht der Kaufbeleg für mein im Vorjahr gespendetes Pfund braune (sic!) Bohnen als Spendenquittung? Noch ein wenig Milch und Zucker?

  • Van Nelle
    16. Mai, 2019

    scheint ein ähnlich attraktives Geschäftsmodell zu sein, wie diese merkwürdigen Annoncen:
    100.000 im Monat, Millionär in einem Jahr!
    Leider bin nicht ICH auf diese geniale Idee gekommen, diese Guten solcherart abzuzocken…

  • caruso
    16. Mai, 2019

    Anscheinend habe ich eine gute Nase. Manchmal unterstütze ich Avaaz mit einer Unterschrift, aber nur wenn es um Tiere geht. Meine Finanzen sind recht unergiebig, das kommt also nicht in Frage. Politische Aktionen unterstütze ich nicht einmal mit einer Unterschrift. Gut daß ich nun weiß, ich handelte richtig. Danke!
    lg
    caruso

  • Rudolf Richter
    16. Mai, 2019

    Lesen Sie das Buch Kanadisches Scherzo
    von Curt Mehrhardt-Ilow | 2. Januar 2018. Dort wird aus der Zewit vor 1914 berichtet, in der es unter bestimmten Typen üblich war, Geld für große Katastrophen (wie Erdeben) auf der Strasse zu sammeln und sich das Ergebnis in die eigene Tasche zu stecken. Das Internet bietet für dieses Geschäftsmodell eine neue Möglichkeit – wie es aussieht, eine erfolgreiche.

  • Stephan
    17. Mai, 2019

    Der Artikel ist – wie immer bei PUBLICO – Aufklärung im besten Sinne des Wortes. Mir war das Wirken von Avaaz nicht bewusst, ich habe aber schon eine erkenntnisführende Ahnung gehabt, dass man Endzeithysterien schürt. Ein regelmäßiger Blick in Fachzeitschriften lässt auch Prognosen zu, was als Nächstes dran kommt. Da mit grösseren Methan-Emissionen zu rechnen ist, sage ich eine Methan-Hysterie voraus – vielleicht wird eine globale Schlagwetterkatastrophe herbeiphantasiert. Auch noch nutzbar wäre im August der Perseidenschwarm nach dem Motto: Sternschnuppen lassen die Erde verglühen. Die „Göring-Eckardt-Skala“ medialer Katastrophenhysterie ist wie die Richterskala nach oben offen.

  • Werner Bläser
    17. Mai, 2019

    Das Problem sind nicht Institute wie Avaaz. Das Problem ist, dass solche Freaks auf einen fruchtbaren sozialen Boden treffen, den sie beackern können. Denn die Umtriebe von Avaaz und hunderten ähnlichen NGOs, ebenso wie der Mainstreampresse, die sich häufig in regelrechten Kampagnen ergeht, sind ja kennzeichnend für unsere anti-rationale, hysterische, scheinmoralisierte Gesellschaft.
    Es wird eine sektiererhafte Endzeitstimmung erzeugt, die mich an den Monty-Python-Film “Das Leben des Brian” erinnert (“Das Ende ist nah…, das Ende ist nah”). Schon seit vielen Jahren prophezeien irgendwelche Spinner für Jahr x das jüngste Gericht. Wenn das dann nicht kommt, folgt prompt die nächste Prophezeiung.
    Jetzt hat man in der Politik dieses Geschäftsmodell für sich entdeckt.
    Wir laufen wieder einmal Spinnern nach. Das eigentliche Problem unserer Gesellschaft ist nicht das Klima. Nicht die Demokratie, die immer mehr eingeschränkt wird. Nicht die Energiewende, oder ähnliches.
    Wir haben ein massives BILDUNGSPROBLEM. Ratio und nüchterne Analyse sind heute mega-out.
    Daraus resultieren alle anderen Probleme.

    • Albert Schultheis
      17. Mai, 2019

      Ich kann Ihnen nur beipflichten, Herr Bläser.
      Ich bin nach 30 Jahren in der Industrie noch einmal als gelernter Gymnasiallehrer einem altruistischen Impuls gefolgt und habe eine Vollzeitstelle an einer örtlichen Gesamtschule angenommen. Nach drei Jahren des Frustes und der tiefen Enttäuschung über den Mangel an Bildung und Leistung, der dort herrschte, habe ich den Job hingeschmissen. Ich konnte die Banalität und gleichzeitige Wirkungslosigkeit meiner Bemühungen einfach nicht mehr ertragen. Die Schüler wurden dort nur vermeintlich zu eigenständigem Denken erzogen, in Wirklichkeit wurden sie in die vorgegebenen Denkstrukturen der mehrheitlich GEW-Lehrerinnen eingenordet – und natürlich, „Mathe ist ein Arschloch!“ stand im Lehrerzimmer.
      Was wir durch ein solches Bildungswesen zuallererst verlieren, ist die Freiheit, denn sie erfordert Bildung und eigenständiges Denken. Aber „meine ehemaligen Schüler“ werden nicht einmal merken, dass ihnen Freiheit abhanden kommt. Im Gegenteil, sie ziehen mit wehenden Fahnen in die Selbstversklavung.

    • Libkon
      18. Mai, 2019

      Ihrem Kommentar voll inhaltlich anschließend, sei noch bemerkt, dass dieses “Geschäftsmodell” scheitern wird, ja, sogar scheitern muss angesichts der irren Utopien, bevor es hier besser werden kann. Was das Scheitern in der Realität bedeutet, kann man sich wohl vorstellen, auf jeden Fall nichts Gutes.

  • Wike
    17. Mai, 2019

    Danke fuer die Aufklaerung!

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